FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015
288 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 Thema Sicherheit Die Zinsportale bewerben die Geldanlage bei ihren ausländischen Kooperationspartnern als sicher. „Banken in EU-Staaten sind ver- pflichtet, die Spareinlagen der Kunden bis zur Höhe von mindestens 100.000 Euro Gegen- wert abzusichern“, stellen die Chefs der Zins- portale einhellig fest. „Um die Interessen unserer Kunden so weit wie möglich zu ga- rantieren, überprüfen wir die Partnerbanken sehr gewissenhaft, um möglichst risikofreie Produkte anbieten zu können“, sagt Savedo- Gründer Tiessen. „Sicherheit ist aber keine Konstante“, schränkt er ein. Auch Anbieter Zinspilot versucht seine Anleger zu beruhigen: „Bei der Listung der Angebote legen wir großen Wert auf die Dar- stellung von Banken- und Länderratings. Wir weisen an unterschiedlichen Stellen und vor Abschluss einer Anlage darauf hin, dass – trotz der gesetzlichen Einlagensicherung – der Anleger insbesondere die Zahlungsfähigkeit der entsprechenden Entschädigungseinrich- tung und das Länderrating des Herkunfts- landes der Bank im Blick behalten sollte“, so Tim Sievers von der Firma Deposit Solutions, die das Portal Zinspilot betreibt. Fragt sich nur, wie ein deutscher Klein- anleger diesen Rat befolgen soll. Im Zweifel fehlen ihm dazu das nötige Fachwissen und geeignete Informationsquellen. Am Ende trägt das Risiko der Kunde, denn die Anleger ent- scheiden bei den Zinsportalen allein – ohne Beratung. Bislang gab es in den EU- und den Peripherieländern noch keine Bankpleite, bei der ein Privatkunde den gesetzlich abgesicher- ten Betrag nicht erhalten hat. Doch das kann sich ändern. Sollte tatsächlich einmal der Fall der Fälle eintreten, bieten die Zinsportale Hilfe an: „Weltsparen geht davon aus, dass weder in unseren Zielländern noch in unseren Partner- banken systemische Risiken schlummern“, so Firmenchef Tamaz Georgadze. „Sollte den- noch ein entsprechender Einlagensicherungs- fall bei einer unserer Banken auftreten, wovon wir nicht ausgehen, werden wir selbstver- ständlich unsere Kunden dabei unterstützen, ihre Ansprüche geltend zu machen.“ Dass der Weltsparen-Chef seinen Worten auch Taten folgen lässt, bewies er im Sommer 2014, als sein bulgarischer Partner, die Fibank, in Be- drängnis geriet (siehe Kasten Seite 286). Erinnerung an Kaupthing Der naturgemäße Optimismus der Zinspor- tal-Betreiber wird von Verbraucherschützern nicht geteilt: „Es gibt nicht die eine Einlagen- sicherung in der EU mit gleicher Sicherheit für jeden Anleger. Stattdessen gibt es nationale Systeme mit nationalen Sicherungstöpfen“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucher- zentrale Baden-Württemberg. „Bei der Einla- gensicherung handelt es sich um eine Garan- tieerklärung von privaten Anbietern in einer Höhe, die nicht mit entsprechenden Sicher- heiten hinterlegt ist. Dieses Problem ist poli- tisch noch immer ungelöst“, sagt Nauhauser. „Im Fall einer größeren Pleite kann nur das Steueraufkommen eines finanzkräftigen Staa- tes zusammen mit dem politischen Willen die Sicherheit der Einlagen bis zu einer gewissen Höhe garantieren.“ Da die Finanzkraft der EU-Staaten sich aber erheblich unterscheidet, sei es im Krisenfall fraglich, ob politischer Wille vorhanden sein wird, ausländische An- leger zu entschädigen. „Anleger, die an Ein- lagen interessiert sind, wollen eine möglichst hohe Sicherheit haben. Daher raten wir aus- schließlich zu Einlagen, die nach deutschem Recht abgesichert sind“, erklärt der Verbrau- cherschützer. Dass diese Skepsis nicht unbegründet ist, beweisen die Fälle der lettischen Parex und der isländischen Kaupthing Bank. Das letti- sche Kreditinstitut geriet 2008 in Schwierig- keiten. Damals konnten die Sparer nur durch das Einspringen des lettischen Staates, der Europäischen Union und des Internationalen Währungsfonds entschädigt werden. Dabei erhielten sie ihr angelegtes Vermögen nicht auf einen Schlag zurück, sondern nur in mo- natlichen Raten von maximal 50.000 Euro. Trotz massiver Hilfe musste die Parex Bank schließlich doch noch abgewickelt werden. Bei der isländischen Kaupthing Bank war- teten deutsche Anleger rund ein Jahr auf ihr Geld, das nur durch ein Darlehen der Bundes- republik Deutschland ausbezahlt werden konnte. Bei solchen Schieflagen nutzen Aus- zahlungsfristen von maximal 20 Arbeitstagen, die in der europäischen Einlagensicherungs- Richtlinie festgeschrieben sind, auch nicht mehr viel – zumal Island kein Mitglied der Europäischen Union ist. Kooperation mit Vermittlern Wer als Berater seine Produktpalette er- weitern möchte, trifft bei den Zinsportalen auf offene Ohren. Gerade freie Finanzberater sind für sie attraktive Vermittlungspartner. „Sie fintech-spezial I zinspor tale Foto: © Savedo, Zinspilot Tim Sievers, Zinspilot: „Sparangebote bieten den idealen Anknüpfungspunkt für Beratungsgespräche.“ Christian Tiessen, Savedo: „Wir überprüfen die Partner- banken sehr gewissenhaft.“ Langfristige Länderratings Standard & Land Poor’s Moody’s Fitch Bulgarien BB+ Baa2 BBB- Deutschland AAA Aaa AAA Irland A+ Baa1 A- Italien BBB- Baa2 BBB+ Kroatien BB Ba1 BB Norwegen AAA Aaa AAA Portugal BB+ Ba1 BB+ Tschechien AA- A1 A+ UK AAA Aa1 AA+ Zinsportale vermitteln Festgelder an europäische Banken. Ob die Einlagen im Krisenfall zurückgezahlt werden können, hängt von den jeweiligen nationalen Einlagensicherungssystemen und im Fall der Fälle von der Bonität der einzelnen Staaten ab. Quelle: Infoportal der Börsen-Zeitung, Stand 19.10.2015
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