FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

292 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 bank & fonds I fondsgeschäft der banken Foto: © Rudi1976 | Dreamstime.com D er Siegeszug vermögensverwaltender Fonds im unabhängigen Vertrieb lässt sich einfach erklären. Nach den Erfah- rungen der Technologieblase und den Folgen der Subprime-Krise ist sehr vielen Beratern schlicht die Lust vergangen, selbst permanent nach den richtigen Wertpapieren zu suchen und diese zum richtigen Zeitpunkt zu kaufen und zu verkaufen. Zum einen, weil dies sehr mühsam ist, und zum anderen, weil diese Me- thode mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von Erfolg gekrönt ist. Profiteure dieser Erkenntnis sind jene Boutiquen, die mit ihren gemischten Fonds die Krise ab 2008 vergleichsweise glimpflich überstanden haben. Seither ver- kauft sich ihr Vermögensverwaltungs-Know- how wie von selbst. Nicht nur unabhängige Berater sind auf die- sen Trend aufgesprungen, sondern auch Ban- ken. Sie bieten statt individueller Konzepte All-in-one-Fondslösungen an – der Einfach- heit halber. Der wichtigste Grund dafür ist der grundlegende Wandel, in dem sich die Ban- kenwelt befindet. Die Einnahmen aus dem Wertpapierhandel schwanken stark. Das In- vestmentbanking hat nie mehr das üppige Ge- winnniveau von vor der Finanzkrise erreicht. Das Kreditgeschäft wiederum darf die Bilanz nicht strapazieren und wirft wegen der niedri- gen Zinsen auch geringere Erträge ab. Eine striktere Regulierung beschert einerseits zu- nehmend Kosten und verschließt andererseits riskante, aber auch lukrative Geschäftsfelder. So besinnen sich viele Institute auf die Betreu- ung der Kunden, von der kleinen Sparkasse oder Volksbank bis hin zu weltweit agieren- den Großbanken. Die Institute hoffen auf sta- bile Einnahmen bei der Verwaltung großer – und auch nicht ganz so großer Vermögen. Von Individualität zu Konfektion Allerdings hat sich auch die Bankberatung in der Finanzkrise nicht mit Ruhm bedeckt. In dieser Zeit erlittene Vertrauensverluste muss die Branche erst wieder aufholen. Die Experten des Beratungshauses Pricewater- houseCoopers (PwC) erwarten daher einen Umdenkprozess. Die Bedürfnisse und das Ergebnis für die Kunden müssten eigenen Er- tragszielen vorangestellt werden. Statt der De- vise „Wir machen es so, weil wir es schon im- mer so gemacht haben“ müsste eine ganz an- dere Denkweise in den Beratungsräumen ein- ziehen: „Wir machen es, weil es richtig ist – und wir verdienen immer noch Geld damit“ , fordern die PwC-Consultants in einer Studie zu Private Banking und Wealth Management. Neben einem Umdenken in der Branche selbst greifen Aufseher und Regulierer ein, die mit der eingehenden Bedarfsanalyse, der Auf- klärung über Risiken und detaillierten Doku- mentationspflichten einen Schutzschirm für Verbraucher aufspannen wollen. Der Auf- wand, den etwa das Erstellen des Beratungs- protokolls mit sich bringt, erscheint auch gro- ßen Banken zu groß und zu teuer. Individuel- ler Rat birgt zudem das Risiko, wegen Falsch- beratung in Haftung genommen zu werden. Die Institute erweitern daher zunehmend ih- re Palette um standardisierte Angebote. Diese lassen sich in Variationen dennoch auf die un- terschiedlichen Bedürfnisse und Wünsche der Kunden wie maßgerecht zugeschnitten ver- kaufen. Für den kleineren Geldbeutel sollen Musterportfolios oder Fondsangebote eine Lö- sung sein. Eine gänzlich individuelle Anlage- beratung bleibt praktisch besonders reichen Anlegern vorbehalten. Aber auch für Kunden, die sich nicht mit der Auswahl einzelner Wert- papiere oder Produkte auseinandersetzen wol- len und ein „Rundum-sorglos-Paket“ bevor- zugen, sind solche Angebote gedacht. Dahin- ter stecken häufig Fonds oder Dachfonds mit vermögensverwaltendem Charakter. So hat etwa die Deutsche Bank bei ihrer Fondssparte Deutsche Asset & Wealth Ma- nagement (Deutsche AWM) 14 Fonds bestellt, die hauptsächlich über die Vermögensbera- tung für Privatkunden vertrieben werden. Zu diesen Portfolios zählen die Serie DB Privat- mandat sowie Deutsche Bank Best Allocation und Deutsche Bank Zins & Dividende. In ver- schiedenen Varianten werden unterschiedliche Risikoneigungen bedient. Zudem gibt es noch regionale und Länderfonds, etwa zu Deutsch- land, den USA oder Wachstumsländern. Ein Dachfonds soll eine Auswahl an Topmana- gern in einem Portfolio bieten. Die Deutsche AWM selbst bedient ihre ver- mögenden Kunden mit der Produktpalette PWM Vermögensmandat. In den Fonds für den hauseigenen Vertrieb lagen per Ende August 2015 zusammengenommen rund 10,8 Milliarden Euro, zeigen Daten des Branchen- Ein guter Teil der Wertpapierberatung der Banken läuft über eigens aufgelegte Fonds. Eine Recherche zeigt, wie gut dieses sonst so diskrete Geschäft läuft. Fonds von der Stange Bankhochhäuser in Frankfurt: Statt Investmentbanking soll die Verwaltung der Kundenvermögen Geld einbringen. Vermögensverwaltende Fonds spielen dabei zunehmend eine Rolle.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=