FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

296 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 bank & fonds I private banking in deutschland Foto: © Hauck & Aufhäuser D as Private Banking in Deutschland er- lebt unruhige Zeiten. Mitte des Jahres verabschiedete sich BHF Kleinwort Benson von Vorstandssprecher Björn Robens. Robens und der Aufsichtsrat hätten „unter- schiedliche Auffassungen über die künftige Ausrichtung“ der nach Assets größten deut- schen Privatbank, hieß es. Welcher Zukunft das Geldhaus, das 40 Milliarden Euro verwal- tet, entgegengeht, steht bis heute nicht fest. Genauso wenig klar ist, was mit dem Privatkundengeschäft der Credit Suisse ge- schehen wird. Als sich die Schweizer Bank 2013 aus dem deutschen Markt zurückzog, hatte sie ihren Private-Banking-Bereich an die Bethmann Bank, eine Tochtergesellschaft der niederländischen ABMAmro, verkauft. Aller- dings möchte angeblich die Führungsriege die Bank verlassen. Ob die Bethmann die Private Banker halten kann, ist ungewiss. Fest steht hingegen, dass die traditionsrei- che Frankfurter Privatbank Hauck &Aufhäu- ser (H&A) seit dem Sommer 2015 in chine- sischer Hand ist. Die Beteiligungsgesellschaft Fosun International hat zunächst 80 Prozent der Anteile an dem Institut übernommen, das zuvor vor allem deutschen Unternehmern und reichen Familien gehörte. Kritische Masse erreichen Es ist also einiges im Umbruch im deut- schen Markt für Private Banking, und das ist kaum erstaunlich. Zwar ist Deutschland mit einem Geldvermögen von fünf Billionen Euro einer der wichtigsten Finanzmärkte weltweit, der gleichzeitig als größter Markt für Ver- mögensverwalter in Europa gilt. Das macht das Land für Anbieter natürlich sehr interes- sant, was letztendlich dazu führt, dass der Wettbewerb groß ist. Das Problem dabei: Im Private Banking benötigt ein Institut verwal- tete Assets in einem Volumen von etwa zehn Milliarden Euro, um sein Geschäft profitabel betreiben zu können. Teilen sehr viele Anbie- ter den Markt unter sich auf, wird es gerade für kleine und mittlere Privatbanken schwer, diese kritische Masse zu erreichen. So schrumpfen die Margen, die Gehälter sinken. Und: Für Geldinstitute wird es zum Teil sogar schwierig bis unmöglich, die An- lagewünsche ihrer vermögenden Kunden zu erfüllen, wie eine aktuelle Studie zeigt. „Bei den Anbietern von Private Banking und Private Wealth Management sind die Erträge in den vergangenen zwei Jahren ge- sunken“, sagt Dražan Mario Odak, Koautor der Studie und Gesellschafter der Stephan Un- ternehmens- und Personalberatung (SUP) in Bad Homburg. Sein Unternehmen untersucht seit 1999 die neuesten Entwicklungen in der Branche. Für die Studie hat das Beratungs- haus rund 1.000 Berater im Private Banking von Vermögensverwaltern und Banken be- fragt. Als Hauptgründe für die schwächeren Margen sieht Odak die gestiegen Kosten, die vor allem die Regulierung mit sich bringt. Gesunkene Margen „Vor fünf Jahren lag die Marge bei Port- folios mit einem Volumen zwischen einer und 2,5 Millionen Euro bei 78 Basispunkte“, be- richtet Odak. „Aktuell erhält die Bank für das Management eines Portfolios von 2,2 Millio- nen Euro eine durchschnittliche Fee in Höhe von zwei Prozent“, weiß der Experte. Daher ist es kein Wunder, dass die Ertragsseite der Institute unter Druck geraten ist. „Und dabei muss man berücksichtigen, dass die gute Ent- wicklung an den Aktienmärkten die tatsäch- lichen Probleme noch verschleiert“, sagt Odak. Diese kämen erst dann zum Vorschein, sollte es an den Aktienbörsen wieder einmal bergab gehen. Die gesunkenen Margen drücken natürlich auch die Gehälter der Berater im Private Ban- king. „Allerdings wird gar nicht so viel weni- ger gezahlt als im Jahr 2013, aber die Tendenz ist sinkend“, sagt Koautor Odak. So lag das jährliche Fixeinkommen eines Private Ban- kers 2013 bei durchschnittlich 102.000 Euro. 2015 ist es auf 99.000 Euro gesunken. Auch der variable Anteil am Gehalt ist zurückge- gangen. Dieser wird in der aktuellen Studie mit durchschnittlich 15.000 Euro pro Jahr be- ziffert. Zwei Jahre zuvor lag die variable Ge- haltskomponente noch um 3.000 Euro höher. Dabei gibt es Unterschiede je nach Region. Während in den Topregionen Deutschlands wie Frankfurt oder München ein durchschnitt- liches Fixum von 111.000 Euro und ein varia- bler Anteil von 23.000 Euro gezahlt wird, sind es in Regionen mit dem niedrigsten Einkom- Bei Banken, die vermögende Kunden betreuen, brechen die Margen ein. Anlagewünsche können oft nicht umgesetzt werden, zeigt eine aktuelle Studie. Neue Strategien gesucht Das Gebäude von Hauck & Aufhäuser in Frankfurt: Die Traditionsbank gehört seit Juni dieses Jahres zu 80 Prozent der chinesischen Beteiligungsgruppe Fosun International.

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