FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

302 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 oder seinen Sparerfreibetrag bereits ausge- schöpft hat“, gibt er zu bedenken. Ist der steuerfreie Betrag von 801 Euro für Ledige und 1.602 Euro bei Verheirateten aber noch nicht oder nicht voll in Anspruch genommen, sei ein Fondssparplan die bessere Variante. „Wenn ich dann einen Betrag zwischen 100 und 200 Euro im Monat spare, zahle ich bei einer gut gerechneten Rendite von sechs Pro- zent ohnehin keine Abgeltungsteuer“, sagt Klein. Dann kommt es auch beim Sparplan über viele Jahre zum charmanten Zinseszins- effekt. „Und die höheren Abschluss- und Ver- waltungskosten kann ich mir sparen.“ ETF-Sparplan punktet Eine Modellrechnung (siehe Tabelle Seite 300) belegt es: Ein 35-jähriger Sparer zahlt 30 Jahre lang jährlich 2.400 Euro in einen ETF- Sparplan ein, der auf Aktien setzt. Die ange- nommene Rendite liegt bei sechs Prozent, der persönliche Steuersatz des Sparers bei 32,68 Prozent. Es fallen keine Verwaltungskosten an, die Ordergebühr beläuft sich auf 1,25 Pro- zent. Ist der Sparerfreibetrag nicht ausge- schöpft, hat der Anleger imAlter von 65 Jah- ren eine Summe von 189.636 Euro erzielt. Mit einer Netto-Police, die mit Verwaltungs- kosten von 0,2 Prozent per annum belegt ist, einen Einmalbetrag in Höhe von 3,5 Prozent und Kosten für die jährlichen Einzahlungen von ebenfalls 3,5 Prozent vorsieht, erreicht derselbe Sparer nur 184.405 Euro. Trotz der günstigeren Besteuerung bei Auszahlung der Police bleiben demAnleger nach Steuern und Kosten bei der Sparplanvariante unterm Strich 1.629 Euro mehr. Anders sieht es allerdings aus, wenn der Sparerfreibetrag nicht mehr genutzt werden kann. In diesem Fall punktet die Netto-Police. Vor Steuern und Kosten liegt die ersparte Summe zwar nur um 424 Euro höher als beim Fondssparplan. Netto aber stehen 3.090 Euro mehr zu Verfügung. Vergleicht man einen Sparplan auf einen gemanagten Fonds mit einer verprovisionierten Fondspolice, ge- winnt der Sparplan sogar dann, wenn der steuerliche Freibetrag ausgeschöpft ist. „Bei Fondspolicen mit Provision sind die Kosten oft so hoch, dass sie trotz des Zinses- zinseffektes hinter den Erträgen von Fonds- sparplänen zurückbleiben“, sagt Volker Loo- man, Finanzanalytiker aus Stuttgart. Auch die deutlich günstigere Besteuerung bei Auszah- lung der Sparsumme könne den Abstand häu- fig nicht wettmachen. Und Looman sieht ein weiteres Problem: „Der Zinseszinseffekt wirkt sich erst mit zunehmender Laufzeit richtig aus“, erklärt er. Hinzu kommt, dass die Spar- beträge in den ersten fünf Jahren zu einem großen Teil verwendet werden, um die Pro- vision des Vermittlers zu decken. „Wer sich nicht sicher ist, ob er wirklich bis zur Fällig- keit sparen will und kann, fährt daher mit einem Fondssparplan besser“, sagt der Exper- te. Finanzberater tun gut daran, ihre Kunden deutlich auf diesen Punkt hinzuweisen. Bisher liegt imWettbewerb um das bessere Produkt also der Fondssparplan vorn. Doch die Fondspolice spielt noch einen Trumpf aus. „Der Inhaber eines solchen Vertrags kann bei Fälligkeit wählen, ob er sich die ersparte Sum- me auf einmal auszahlen oder sie verrenten lassen möchte“, erklärt Markus Schulz. Ent- scheidet er sich für eine lebenslange Rente, profitiert er steuerlich noch mehr als bei der Auszahlung. „In diesem Fall gilt das Ertrags- anteilsverfahren“, sagt Schulz. Dabei wird nur ein gesetzlich festgelegter Prozentsatz der Rente besteuert. Die Höhe hängt vom Ren- teneintrittsalter ab. Mit 67 Jahren liegt der Prozentsatz bei lediglich 17 Prozent. „Beim Fondssparplan ist eine Verrentung nicht vorgesehen“, erläutert Schulz. Zwar besteht die Möglichkeit, dass der Anleger die angesparte Summe in einen Auszahlungsplan überführt. Das bringt Kosten mit sich, vor al- lem aber greift das Ertragsanteilsverfahren nicht. So zeigt ein Blick in die Musterrech- nungen in der Tabelle, dass sowohl die Net- to-Police als auch die Variante mit Provision punkten, wenn der Ruheständler sich seine Sparsumme verrenten lässt. Remis heißt es im Schach, wenn eine Partie unentschieden endet. Auch der Wettstreit zwi- schen Fondssparplan und Fondspolice geht unentschieden aus, denn beide haben ihre Stärken. Der Sparer muss sie nur kennen – und richtig nutzen. ANDREA MARTENS | FP fonds & versicherung I fondsparpläne vs. fondspolicen Foto: © Volker Looman Rolf Klein, Neutralis Kapitalberatung: „Bei kleinen Spar- raten ist der Fondssparplan die bessere Variante.“ Die Kontrahenten im Schnellcheck Altersvorsorge: Sowohl Fondspolicen als auch -spar- pläne eignen sich für den Aufbau eines Rentenpolsters. Steuern: Bei Fondssparplänen werden auf Zinsen und Dividenden 26,4 Prozent Abgeltungsteuer und Solidari- tätszuschlag fällig. Ebenso auf Kursgewinne, wenn die Fondsanteile nach 2009 gekauft wurden. Wer mit Fonds- policen spart, versteuert die Erträge erst, wenn die Police fällig wird – und dann zur Hälfte. Es gilt der persönliche Einkommensteuersatz. Voraussetzung für die halbe Be- steuerung ist, dass der Vertrag mindestens zwölf Jahre lang gelaufen und der Inhaber bei Fälligkeit der Police mindestens 62 Jahre alt ist. Gewinner: Fondspolice. Zinseszinseffekt: Da die Zinsen und Dividenden erst bei Fälligkeit der Police besteuert werden, kommt es zu einem Zinseszinseffekt. Bei Fondssparplänen entsteht der Effekt nur, wenn der Sparerfreibetrag noch nicht ausge- schöpft ist. Gewinner: Fondspolice. Verrentung: Der Inhaber einer Fondspolice kann wählen, ob er sich die angesparte Summe auf einmal auszahlen oder verrenten lässt. Bei der Verrentung gilt das günstigere Ertragsanteilsverfahren. Dabei wird nur ein gesetzlich fest- gelegter Prozentsatz der Rente besteuert. Es ist möglich, einen Fondssparplan in einen Auszahlungsplan zu über- führen. Das verursacht jedoch zusätzliche Kosten und bringt keine Steuervorteile. Gewinner: Fondspolice. Flexibilität: Bei Fondspolicen sind Beitragspausen oder Laufzeitänderungen nur eingeschränkt möglich. Kündi- gungen sind unsinnig. Erstens wirkt sich der Zinseszins- effekt erst mit zunehmender Laufzeit richtig aus. Zweitens werden die Sparbeträge bei Policen mit Provision in den ersten fünf Jahren meist zu einem großen Teil für deren Deckung verwendet. Fondssparpläne sind absolut flexibel. Die Sparraten können geändert und Beträge entnommen werden, Sparpausen sind möglich. Wird der Plan gekün- digt, erhält der Sparer die eingezahlte Summe voll aus- bezahlt. Gewinner: Fondssparplan. Kosten: Die Abschluss- und Verwaltungskosten sind bei Fondspolicen meist deutlich höher als bei Fondssparplä- nen, schließlich muss auch die Versicherungshülle bezahlt werden. Besonders günstig sind ETF-Sparpläne. Sie eig- nen sich allerdings nur für Kunden von Honorarberatern, weil aus dem Produkt keine Vergütung gezahlt werden kann. Gewinner: Fondssparplan.

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