FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015
307 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 damit rechnen, dass eine Reihe vor allem kleinerer Vermittlerbüros aus dem Markt ausscheiden wird: zum einen, weil ihr Geschäftsmodell in Zukunft nicht mehr tragfähig sein wird angesichts der angesprochenen Veränderungen im Versicherungs- markt, aber auch aufgrund der de- mografischen Entwicklungen im Maklermarkt. Als Canada Life im Jahr 2000 in Deutschland gestartet ist, lag das Durchschnittsalter der Vermittler bei 35 Jahren. Heute liegt dieser Durchschnitt immerhin schon bei 48 Jahren. Aber auch wenn die Vermittlerzahl insgesamt sinkt, ist das für die am Markt verbleibenden Makler nicht unbedingt ein schlech- tes Zeichen, denn der Beratungsbe- darf wird in den kommenden Jahren sogar noch weiter deutlich wachsen. Wer als Vermittler dann eine quali- tativ hochwertige Beratung mit moderner technischer Unterstützung anzubieten hat, wird durchaus ein tragfähiges und zukunftssicheres Geschäft auf- oder aus- bauen können. Wo gibt es Nachholbedarf bei Canada Life hinsichtlich der eigenen Produkt- landschaft, der Unternehmensstruktur und der Beziehung zum Vertrieb? Drews: Wir haben aus meiner Sicht schon heute eine gute Basis erreicht, um weiter wachsen zu können. Deshalb würde ich allen- falls von Verbesserungsbedarf statt von Nach- holbedarf sprechen. Wir müssen natürlich an unseren Systemen wie auch an der Bestands- verwaltung und unserem Kundenservice wei- ter arbeiten, wenn wir wachsen wollen. Des- halb investieren wir schon heute sehr intensiv in all diese Bereiche, nicht zuletzt um uns die Möglichkeit für ein umfangreicheres bAV- Geschäft zu eröffnen. Wir sind bereits heute gut aufgestellt im Hinblick auf die betriebliche Altersversorgung für kleinere Kollektive. Aber wir wollen den nächsten Schritt machen hin zu mehr Geschäft in mittelständischen Betrie- ben. In diesem Bereich haben wir zwar auch heute bereits einzelne gute Erfolge erzielt, aber um hier weiter zu wachsen, müssen wir bestimmte Prozesse einfach noch besser beherrschen, unsere Technik limitiert uns hier bisher noch zu stark. Darüber hinaus wird in den nächsten Jahren der Bereich der Ver- rentung und alles, was damit zusammenhängt, eine immer größere Bedeutung erhalten, übrigens für die gesamte Branche. Denn wir gehen einer Zeit entgegen, in der Verträge mit Kapitalabfindung mehr und mehr auslaufen, stattdessen werden in Zukunft immer mehr Verträge mit anschließender Verrentung fällig werden. Aber über das Thema Ablaufoptimie- rung diskutiert die Branche doch schon seit vielen Jahren. Was hat Canada Life bei diesem Thema Neues zu bieten? Bolger: Ich gebe Ihnen insofern recht, als hier in der gesamten Versicherungsbranche noch viel Fantasie gefragt ist. Unsere Gesell- schaft hat dabei zum Beispiel im Hinblick auf die Aktienanlage in der Rentenphase für den deutschen Markt durchaus Neues anzubieten. Denn nicht für jeden ist die gute alte Regel, wonach ein 65-Jähriger am besten keine Aktien mehr im Depot haben sollte, aus unserer Sicht sinnvoll. Ein ausbalanciertes Portfolio kann durchaus Chancen bieten. Dass man auch in dieser Phase sinnvoll und vor allem lukrativ in Aktien investiert sein kann, das haben wir unter ande- rem mit unserer Garantie Invest- ment Rente, die wir seit 2009 anbieten, unter Beweis gestellt. Damit bieten wir eine attraktive Alternative zu einer herkömm- lichen sofort beginnenden Rente. Kunden können so von den guten Entwick- lungen der Kapitalmärkte profitieren. Ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang ist die fortschreitende Digitalisierung in der gesamten Bran- che. Hier darf ich doch von Nachhol- bedarf sprechen? Drews: Das gilt aber dann nicht nur für Canada Life, sondern für die gesamte Bran- che. Alle Versicherer haben Bestände, die aus einer Zeit stammen, die eben noch nicht digi- tal war. Deshalb wird man zunächst einmal eine Art Fundament schaffen müssen im Hinblick auf die Digitalisierung der Branche sowohl bei Kunden als auch Vermittlern. Auch wir mussten uns erst darauf einstellen, wie schnell dieses Thema in der jüngsten Zeit an Bedeutung gewonnen hat. Deshalb bieten wir für einige Produkte schon seit geraumer Zeit neben dem klassischen Antragsweg auch die Online-Variante an. Und auch wenn wir dabei neue Wege gehen und derzeit Kinder- krankheiten besiegen müssen: Immerhin schon etwa 40 Prozent unserer Vermittler nut- zen diese Technologie. Ich finde, wir sollten bei diesem mittlerweile beliebten Stichwort eines nicht vergessen: Digitalisierung in der Versicherungsbranche ist kein einmaliges Er- eignis, sondern ein Prozess. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP » Wir müssen natürlich an unseren Systemen wie auch an der Bestandsverwaltung und unserem Kundenservice weiter arbeiten, wenn wir wachsen wollen. « Markus Drews, Canada Life Markus Drews Markus Drews ist seit 1. April dieses Jahres Mitglied der Geschäftsleitung bei Canada Life, im Juli trat er die Nach- folge von Günther Soboll als Hauptbevollmächtigter der deutschen Niederlassung an. Drews ist Versicherungs- kaufmann und Diplombetriebswirt. Bis Ende März 2015 war er Mitglied des Vorstands von Talanx Deutschland und Vorstandsvorsitzender der HDI Vertriebs AG. Weitere Stationen waren neben der Debeka Versicherung, der Deutschen-Bank-Gruppe und der Axa-Versicherung die Managementberatung Smartcompagnie.
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