FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015
ED I TOR I A L www.fondsprofessionell.de | 4/2015 9 Drei Gründe für den nächsten Boom Spätestens seit August ist es vorbei mit der unbesorg- ten Stimmung an den Bör- sen. Der Einbruch hat die Investoren einmal mehr da- ran erinnert, dass der Ak- tienmarkt nicht nur eine Richtung kennt. Anders als in früheren Jahren haben Deutschlands Privatanleger ihr Geld dennoch nicht re- flexartig aus Fonds abgezo- gen: Unterm Strich konnten Publikumsfonds auch in den unruhigen Börsenmonaten Zuflüsse verbuchen. Die Chancen stehen gut, dass das so bleibt – aus drei Gründen. Erstens wird immer mehr Privatanlegern bewusst, was die niedrigen Zinsen mit ihrem Vermögen anstel- len. Egal ob Sparbuch, Festgeld oder Staatsanleihen – mit sicheren Anlagen ist kein Geld mehr zu verdie- nen, woran sich auf absehbare Zeit auch nichts än- dern wird. Diese Erkenntnis reift langsam, aber sie reift. Daher wächst das Interesse an Aktieninvest- ments wieder – nicht aus Liebe, sondern aus Einsicht. Dass diese Annäherung an die Börse in kleinen Schritten über Mischfonds passiert, ist durchaus zu begrüßen. Jeder Fahranfänger tut gut daran, das Gaspedal auf der Autobahn nicht schon am ersten Tag ganz durchzudrücken. Zweitens entdecken nicht nur die Anleger, sondern auch die Banken den Fonds wieder für sich. Das pas- siert ebenfalls nicht aus Liebe, sondern aus Einsicht. Das Zinsergebnis sinkt seit Jahren, also muss das Provisionsergebnis gesteigert werden. Jetzt rächt sich, dass viele Banken ihr Wertpapiergeschäft in den vergangenen Jahren vernachlässigt haben. Doch das ändert sich gerade: Gute Anlageberater sind plötzlich wieder gefragt. Drittens könnte ein weiterer Punkt die Nachfrage nach Fonds befeuern: die geplante Abschaffung des Beratungsprotokolls, das im Zuge der Mifid-II-Umset- zung durch eine deutlich schlankere Geeignetheits- erklärung ersetzt werden soll. Das zeitfressende Pro- tokoll hat mutmaßlich viele Bankberater und freie Ver- mittler dazu verleitet, ihren Kunden im Zweifel lieber einen Bausparvertrag zu empfehlen als einen Invest- mentfonds. Wenn das lästige Protokoll wegfällt, dürf- ten sich insbesondere die kapitalmarktaffinen Berater geradezu befreit fühlen. Dann können sie wieder zum Fonds raten – nicht nur aus Einsicht, sondern auch aus Liebe. Bernd Mikosch Chefredakteur
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=