FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

100 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 markt & strategie I währungsabsicherung Foto: © coloured photograph | Fotolia L ass dir bloß kein X für U vormachen. Wer leichtgläubig ist, sich schnell etwas einreden oder andrehen lässt, bekommt diesen Spruch hin und wieder zu hören. Thilo Dollinger, Anlageberater in München, muss an die Redensart denken, wenn er sich bei Morningstar Performancelisten von Absolute- Return-Fonds anschaut. „Bei all den Tran- chen, mit denen die Fonds erscheinen, kann man schon mal durcheinander kom- men“, sagt er, „und die ganzen Buchstaben und Namenszusätze, mit denen sie ver- sehen sind, sind total verwirrend.“ Ein Buchstabe, der besonders häufig auf- taucht, ist das H. Als H1, H2, in „hedged“ oder „hedg.“ markiert es eine Tranche, die nicht auf die Basiswährung des Original- fonds lautet und gegen Währungsrisiken abgesichert ist. Eine Standardbezeichnung, die diesen Sachverhalt bei allen Fonds ein- heitlich anzeigen würde, gibt es nicht. Jede Gesellschaft wählt ihre eigenen Kennungen (siehe Kasten nächste Seite). H, H1, H2 oder hedged – so unter- schiedlich die Bezeichnungen auch ausfal- len mögen, der Zweck einer Währungsab- sicherung ist immer derselbe. „Tranchen eines Fonds, die nicht in der Basiswährung notieren, können sich durch Wechselkursgewinne oder -verluste natürlich ganz anders entwickeln als die Originalklasse“, sagt Ansgar Guseck, Vor- stand von Sauren Fonds-Research in Köln. Das kann durchaus vorteilhaft und vom An- leger gewünscht sein. Zum Beispiel, weil er als Euro-Investor von einem steigenden Dol- lar ausgeht. Soll das Währungsrisiko aber aus- geschlossen werden, soll sich also beispiels- weise die Euro-Tranche eines auf US-Dollar lautenden Fonds genauso entwickeln wie die Originalklasse, wird gehedgt. Ein Währungshedge läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Dafür werden Forwards oder Futures eingesetzt. „Die Sicherungsin- strumente unterscheiden sich in ihrer Funk- tionsweise nicht voneinander“, erläutert Guseck. Während es sich bei Futures jedoch um standardisierte Kontrakte handelt, die über die Börse bezogen werden, sind Forwards in- dividuelle Verträge, die ein Kunde – eine Fondsgesellschaft etwa – mit einer Bank aus- handelt. „Diese Over-the-Counter- oder kurz OTC-Produkte kommen in der Währungs- absicherung öfter zum Einsatz“, sagt Guseck. Den künftigen Kurs fixieren Die Bedingungen eines Forwards legen fest, dass der Vertragspartner an seine Bank eine bestimmte Währung verkauft oder sie beim Institut kauft. Aber: Dies geschieht nicht sofort, sondern zu einem bestimmten Termin in der Zukunft. Dabei wird der künftige Kurs im Kontrakt fixiert. Den Kurs allerdings handeln nicht Bank und Kunde aus. Er wird stattdessen durch Forward-Kurven vorgege- ben. Diese Kurven legen fest, welche Wäh- rung zu welchem Termin und zu welchem Kurs ver- oder gekauft werden kann. „Wer beispielsweise am 10. März 2016 US-Dol- lar verkauft und Euro gekauft hat, hat für einen Euro 1,1026 Dollar bezahlt“, erklärt Guseck. Hat er hingegen über einen For- ward mit einer Laufzeit von drei Monaten US-Dollar auf Termin verkauft, wurde der Kurs bei 1,1057 US-Dollar festgezurrt. „Damit wird das Geschäft zwar um 31 Punkte teurer, das Wechselkursrisiko ist bis zum Verkaufstermin aber gesichert“, sagt Guseck. Umgekehrt funktioniert es natür- lich auch. Wer am 10. März 2016 über einen drei Monate laufenden Forward Euro auf Termin gegen Dollar verkauft hat, si- chert sich ebenfalls seinen Kurs – streicht aber zusätzlich noch einen Hedge-Gewinn von 31 Punkten ein. Gehedgte Euro-Tranchen von Fonds mit einer anderen Basiswährung schützen vor Devisenverlusten. Doch wie funktioniert die Währungsabsicherung eigentlich? Für den Ernstfall gut gesichert Im Auto schützt der Gurt vor einem Crash. Um als Fondsinvestor vor Unfällen am Devisenmarkt gefeit zu sein, helfen Anteilsklassen, die die Originalwährung des Portfolios in Euro absichern. Differenzen im Zins Zinsniveau von US-Staatsanleihen und Bundesanleihen verschiedener Laufzeiten (Zinsstrukturkurve) in % Die Kosten für Forwards ergeben sich aus der Differenz der Zinsen in den Währungsräumen. Quelle: Bloomberg; Stand: 9.3.2016 0 % -0,5 % 0,5 % 1 % 1,5 % 2 % 2,5 % Zinsstrukturkurve US-Staatsanleihen Zinsstrukturkurve Bundesanleihen 1 Mon. 3 M 6 M 1 J 3 J 5 J 7 J 9 J 15 Jahre 20 Jahre 25 Jahre 30 Jahre

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=