FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

K ann denn Investieren Sünde sein? Manchmal schon. Zwar liegt die Geld- anlage mit gutem Gewissen im Trend. Dennoch buhlen Anbieter um Kapital, die den Pfad des Lasters statt der Tugend einschlagen, um erkleckliche Renditen zu erwirtschaften. So erlangte etwa der US-amerikanische Vice Fund, übersetzt „Sündenfonds“, unrühmliche Berühmtheit mit seinen ganz und gar unmora- lischen Anlagekriterien: Er investiert in Ziga- rettenhersteller, Schnapsbrennereien sowie Spielcasinobetreiber und Rüstungskonzerne. Der Fonds ist mit seiner ausgefallenen Aus- richtung nicht allein. Auch andere Produkte buhlen mit ungewöhnlichen oder kuriosen Investmentideen umAnleger. FONDS profes- sionell hat einige Strategien zusammengetra- gen. Manche haben Anlegern am Ende tat- sächlich auch Geld eingebracht. Andere hin- gegen verbrannten Vermögen. Der Vice Fund hat die zur Schau getragene Lasterhaftigkeit zwar wieder von den Fahnen genommen: Der Anbieter USA Mutuals be- nannte das Portfolio deutlich zahmer in Bar- rier Fund um. Das spielt auf die hohen Ein- trittshürden an, die Neueinsteigern den Zu- gang zu lasterhaften Branchen verwehren. Die Strategie des Fondsmanagers Gerry Sullivan bleibt aber dieselbe – und das durchaus er- folgreich. Der Sodom-und-Gomorrha-Fonds kommt über die vergangenen zehn Jahre bis Ende Ja- nuar auf eine Rendite von fast sieben Prozent per annum. Das ist ein halber Prozentpunkt mehr als der Vergleichsindex S&P 500 Total Return, bei dem Dividenden miteingerechnet sind. Das Konkurrenzfeld, Fonds mit Fokus auf Aktien großer Marktkapitalisierung, über- trifft das Lasterportfolio lässig um rund 1,5 Prozentpunkte im Jahr. Hierzulande ist der Barrier Fund aber nicht zugelassen. Ganz gemäß dem sündigen Fokus rangie- ren die Tabakkonzerne Reynolds American, Philip Morris und Imperial Tobacco unter den größten Positionen im Portfolio. Der Spielca- sino- und Hotelkonzern MGM Resorts darf ebenso wenig fehlen wie die Holding Altria Group, die Anteile an Tabakherstellern und dem Brauereikonzern SAB Miller hält. „Kip- pen, Schnaps und Pornografie – die haben wunderbar stabile Cashflows“, fasst Werner Hedrich, Geschäftsführer der Fondsrating- gesellschaft Morningstar Deutschland, das Erfolgsrezept zusammen. „Diese Geschäfts- felder sind schön unabhängig von der Kon- junktur.“ Für wertorientierte Investoren böten sie geradezu ideale Anlagechancen – vor al- lem weil sie von einigen Investoren gemieden werden und damit ihre Bewertung nicht über- trieben erscheint. Investier in Bier Einer einzigen Sünde verschrieben hat sich ein vor allem in Österreich vertriebenes Pro- dukt: Der Global Beer Fund (LI0242667256) investiert weltweit in Brauereiaktien. Das im Fürstentum Liechtenstein aufgelegte Portfolio investiert global in die Schöpfer des goldenen Gestensaftes. So zählen etwa die Branchen- riesen Anheuser-Busch Inbev, Diageo sowie SAB Miller oder Heineken und Carlsberg ebenso zu den Toptiteln wie die hierzulande weniger bekannten Konzerne Molson Coors oder Boston Beer Company. Der Fonds ist 114 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 markt & strategie I kuriose investments Foto: © Nejron | Dreamstime.com Sodom-und-Gomorrha-Portfolios, Phlegma-Fonds oder Sparen mit Halloween- Effekt: In der Finanzwelt findet sich so manche ungewöhnliche Investmentidee. Anzügliche Anlagen Genuss im Spielcasino: Viele Anleger lassen lasterhafte Branchen links liegen. Doch Unternehmen aus den Bereichen Tabak, Alkohol und Glücksspiel überstehen Konjunkturkrisen meist recht gut. Liquides Investment Die Performance des Global Beer Fund weicht langfristig mehr als nur Promille vom Markt ab. Quelle: Bloomberg 2014 2015 ’16 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % Global Beer Fund MSCI World

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