FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

A ls der japanische Zentralbankchef Haruhiko Kuroda Ende Januar dem Beispiel seiner europäischen Kollegen folgte und einen Strafzins auf Bankeinlagen ankündigte, sorgte er für verblüffte Marktteil- nehmer. Schließlich hatte der Mann, der für die Umsetzung der wirtschaftspolitischen Reformen von Ministerpräsident Shinzo Abe zuständig ist, bislang negative Zinsen vehe- ment abgelehnt. Ob die neuerliche unortho- doxe Maßnahme der Bank of Japan die Wirt- schaft tatsächlich endlich ankurbelt und das hoch verschuldete Land nach über 25 Jahren auf Dauer aus der Deflation führen wird, ist freilich noch ungewiss (siehe auch den Bei- trag über Japan auf Seite 122). An der Börse zeigte der geldpolitische Schachzug von Ku- roda jedenfalls Wirkung. Schließlich kletterten mit seiner Entscheidung auch die Aktienkurse in Tokio nach oben. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die dem Zinsentscheid keine große Wirkung attestieren: „Einen großen Effekt wird dies in naher Zukunft nicht haben. In der Geldpolitik geht es, wenn die Zinsen bereits so niedrig sind, einzig um das Aussenden von Signalen und die Glaubwürdigkeit“, kommentierte etwa Luke Bartholomew, Investmentmanager bei Aberdeen Asset Management, den Ent- schluss. Da Kuroda Negativzinsen gerade ein- mal eine Woche zuvor noch ausgeschlossen hatte, könnte sich die Bank of Japan seiner Meinung nach sogar mehr geschadet als ge- holfen haben. Dass die Spekulation auf geld- politische Maßnahmen starken Einfluss auf die Aktienmärkte hat, ist zwar längst kein Ge- heimnis mehr, sollte sich aber auch in diesem Fall bewahrheiten. Denn nur zwei Wochen nach dem Zinsentscheid wurden die Kurse er- neut befeuert: Nach der Veröffentlichung un- erwartet schwacher Konjunkturdaten mehrten sich die Mutmaßungen über weitere Schritte der Bank of Japan. Exporteure bevorzugt Trotz der Kritik an Kurodas Zinsentscheid zählt der schottische Vermögensverwalter Aberdeen zu jenen fünf Fondshäusern, die dem Land des Lächelns im Rahmen der ak- tuellen Fondstipps der KVGs derzeit gute An- lagechancen konstatieren – bei der letzten Umfrage im November hatten gerade einmal drei Investmenthäuser zu japanischen Aktien- fonds geraten. Zwar zeigen Nikkei und Topix derzeit keinerlei Anzeichen eines bevorstehen- den Höhenflugs, für antizyklisch investierende Anleger könnte sich ein Blick gen Osten den- noch lohnen. Zu seiner Fondsempfehlung, dem rund 560 Millionen Euro schweren Japanese Equities Fund, erklärt Aberdeen: „Japan beheimatet viele erstklassige Unternehmen mit langfristi- gen Wettbewerbsvorteilen. Japanische Top- Unternehmen sind anpassungsfähig, finanziell solide und planen voraus.“ Dank des schwä- cheren Yens sollten zudem die Gewinne von jenen Unternehmen steigen, die ihre Geschäf- te imAusland machen. Das Portfolio bestehe aus ungefähr 30 Unternehmen, die unabhän- gig von der Benchmark zusammengestellt werden. Dadurch unterliegt das Investment- team keinem Zwang, irgendein Unternehmen 142 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 markt & strategie I fondstipps Nach dem Entschluss der Bank of Japan, Negativzinsen einzuführen, raten die Investmentgesellschaften verstärkt zu Fonds mit Aktien von Tokios Börse. Antizyklisches Investment Foto: © Aberdeen AM Kurzfristige Empfehlungen Bei den kurzfristigen Fondstipps empfehlen vier der 104 Fondsgesellschaf- ten einen Fonds, der auf japanische Aktien setzt. Langfristige Empfehlungen Immerhin ein Investmenthaus setzt bei den langfristigen Fondsempfehlungen auf Aktien aus Nippon . Aktien Emerging Markets Aktien Branchen Aktien USA Aktien global Aktien Europa Mischfonds/ Sonstige Alternative Investments Anleihen (ges.) Aktien Japan 100 80 60 40 20 10 90 70 50 30 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 0 % 100 80 60 40 20 10 90 70 50 30 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 0 % Luke Bartholomew, Aberdeen: „Einen großen Effekt wird der Negativzins in Japan in naher Zukunft nicht haben.“

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