FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

162 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 sachwerte I beteiligungsmarkt Foto: © GMF F rüher hätte eine Nachricht wie diese am Beteiligungsmarkt hohe Welle geschla- gen: Der Fondsinitiator HCI Capital übernimmt den Konkurrenten König & Cie. Als es nun aber Anfang dieses Jahres so weit war, ging die Fusion völlig geräuschlos über die Bühne. Branchenkenner wissen, dass der Zusammenschluss von zwei Unternehmen, die mit Schiffsfonds groß geworden sind und die nun seit der Krise festsitzen, ein logischer Schritt ist. Das ist Ausdruck einer konsequen- ten Marktkonsolidierung, die bereits seit Län- gerem im Gange ist. Viele Initiatoren haben das Neugeschäft längst eingestellt und legen keine neuen Pro- dukte auf – nicht zuletzt deshalb, weil die Zulassung und Verwaltung streng regulierter Alternative Investments (AIF) aufwendig und teuer ist. Für die Bestandsverwaltung suchen Unternehmen Partnerschaften, um Kosten zu sparen. Und schließlich trennen sich auch Eigentümer von ihren Emissionshäusern, weil die Erfolgsaussichten zu gering sind, die Ri- siken zu hoch und bisher keine passenden Ausweichstrategien gefunden wurden. Anlässlich der König-HCI-Fusion hat sich FONDS professionell die letztjährigen Verän- derungen bei den Gesellschaftern der Anbieter angesehen. Davon gab es, wie die Tabelle auf Seite 164 zeigt, jede Menge, wobei die Hin- tergründe sehr unterschiedlich sind. Die Bandbreite reicht von Kapitalerhöhun- gen über strategische Beteiligungen und ei- nem Börsengang bis hin zur kompletten Übernahme. Der Immobilienspezialist Ham- burg Trust zog etwa im Vorjahr einen Investor aus den USA an Land, und die Leipziger Pu- blity AG debütierte 2015 an der Börse. Bisher entwickelte sich die Aktie durchaus erfreulich. Bei den größten Häuser, die in der Boomzeit des geschlossenen Fonds auch zu den Spit- zenreitern bei der Platzierung von Privatkun- denfonds zählten, geht es oft ums Ganze. Klingende Namen wie KGAL und LHI gehö- ren hier dazu, und man darf offenbar davon ausgehen, dass es in naher Zukunft zu weite- ren Änderungen in der Eigentümerstruktur kommen wird. Als Verkaufskandidat wird derzeit wieder einmal das Emissionshaus Hannover Leasing gehandelt. Mehrheitsgesellschafter sind die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) und die Hessisch-Thüringische Sparkassen-Betei- ligungsgesellschaft. Sie wollen ihre Tochter, die noch bis vor Kurzem wegen der Medien- fonds-Misere ein Sanierungsfall war, schon lange an den Mann bringen, finden aber keinen Käufer, der genug Geld auf den Tisch legen will. Bestätigen will oder kann die Exit- bestrebungen aber niemand. Hannover-Lea- sing-Geschäftsführer Michael Ruhl dazu: „Mir ist nicht bekannt, dass das Unternehmen zum Verkauf steht.“ Die Helaba erklärte gegenüber FONDS professionell durchaus zweideutig, dass man zu diesem Thema gar nichts sagen könne. In Branchenkreisen heißt es unterdessen, dass Hannover Leasing wegen zu hoher Risiken – etwa aus anhängigen An- legerklagen – unverkäuflich ist. Die Bilanz ist unter anderem wegen hoher Eventualver- bindlichkeiten, die Ende 2014 trotz starker Reduktion immer noch 144 Millionen Euro betrugen, belastet. Beim Münchner Rivalen Real I.S., der ge- rüchteweise ebenfalls einen neuen Eigentümer bekommen soll, ist die Situation anders. Denn das Unternehmen ist auf Immobilien fokus- siert und solide aufgestellt, hat weder Medien- fonds aufgelegt noch Schiffe gekauft und schleppt auch keine gravierenden Risiken aus dem Publikumsgeschäft mit. Aus dem Be- reich erneuerbare Energien hat sich Real I.S. 2013 mit Verlust verabschiedet. Trotzdem soll die Muttergesellschaft Bayern LB einen Daten- raum für Kaufinteressenten erstellt und geöff- net haben. Das ist jedenfalls in gut unterrich- teten Kreisen zu hören. Eine Alternative zum Verkauf soll eine Verschmelzung von Real I.S. mit der Schwestergesellschaft Bayern Invest sein. Die Landesbank wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. Man kommentiere keine Gerüchte, hieß es aus der Pressestelle. Interne Übernahme Mit Hannover Leasing und Real I.S. könn- ten zwei Schwergewichte der Branche vor elementaren Veränderungen stehen, die zwei Wettbewerber schon hinter sich haben, die ebenfalls zu den größten Managern von Sach- wertefonds gehören (siehe auch Seite 168). In den vergangenen Jahren haben sich die Ge- sellschafter, allesamt Banken, von KGAL und LHI Leasing getrennt. Die Transaktionen hat- ten im Wesentlichen zwei Gründe: Einerseits Der Beteiligungsmarkt erlebt eine Zäsur. Die Krise fegt aber nicht nur Anbieter vom Platz, sondern verändert auch die Gesellschafterstrukturen bei den Initiatoren. Konsolidierungs prozess „Die großen Fische fressen die Kleinen“, lautet ein bekanntes Sprichwort, das derzeit auch auf den Beteiligungsmarkt zutrifft. Immer mehr Emissionshäuser müssen sich zusammenschließen, um langfristig überlebensfähig zu sein.

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