FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

M it dem Jahreswechsel gab es einen Kehraus bei den Angeboten an Sachwertinvestments. Viele Pro- dukte wurden, ob ausverkauft oder nicht, nach Silvester vom Markt genommen. In den ersten beiden Monaten des neuen Jahres kam nur wenig neues Angebot hinzu. Unter den drei Produkten, die sich FONDS professionell diesmal nä- her angesehen hat, befinden sich zwei Premierenstücke, einerseits mit Immo- bilien und andererseits mit Containern. Unterdessen müssen die alternativen In- vestmentfonds (AIF) der ersten Stunde (siehe Tabelle) langsam zur Vollplatzierung kom- men. Was danach kommt, ist noch ungewiss. Patrizia Campus Aachen Vor etwas mehr als 30 Jahren gründete Wolfgang Egger das Immobilienunternehmen Patrizia. Über die Jahre hat er daraus einen milliardenschweren Konzern gebildet, der seit 2006 börsennotiert ist. Auf seinem Weg wurde Egger von institutionellen Investoren begleitet. Im vergangenen Herbst verwaltete Patrizia ein Immobilienvermögen von 16 Mil- liarden Euro. Etwa die Hälfte betreut das Un- ternehmen imAuftrag Dritter; 6,5 Milliarden entfallen auf Investments von Institutionellen. Gewerbeimmobilien machen etwa 58 Prozent des Gesamtportfolios aus. Bis Ende 2015 soll- te es auf 16,6 Milliarden Euro anwachsen, und selbst wenn das nicht geklappt haben sollte, hat sich das Immobilienvermögen seit dem Jahr 2012 (6,9 Milliarden Euro) mehr als verdoppelt. Pensionsfonds und Versicherungen zählen zu den größten Investoren bei Patrizia. Das Geschäft lief in den vergangenen Jahren her- vorragend. 2015 investierten Institutionelle insgesamt 1,5 Milliarden Euro bei Patrizia. Trotzdem hat sich Patrizia ins Privatkunden- geschäft gewagt und Anfang dieses Jahres den lange angekündigten ersten Publikumsfonds auf den Markt gebracht. Gemanagt wird er von der konzerneigenen Kapitalverwaltungs- gesellschaft Patrizia Grundinvest. Deren Ge- schäftsführer Andreas Heibrock und Joachim Fritz wurden von Real I.S. abgeworben. Ihr Auftrag lautet, nun in Augsburg das Privat- kundengeschäft aufzuziehen. Ihr Chef Egger hat viel vor: In den nächsten fünf Jahren soll für Privatanleger ein Immobilienportfolio von einer Milliarde Euro aufgebaut werden. Dem ersten Publikumsfonds „Campus Aachen“ gehören zwei Immobilien auf dem Campus der Rheinisch-Westfälischen Techni- schen Hochschule (RWTH) Aachen, auf dem etwa 40.000 Studenten ausgebildet werden. Die Objekte „Photonics“ und „Smart Logis- tik“ wurden in den Jahren 2014 und 2015 auf Erbbaurecht-Grundstücken gebaut und beher- bergen zwei Forschungscluster. Die gesamte Mietfläche von rund 16.700 Quadratmetern und die insgesamt 269 Pkw-Stellplätze sind mittel- bis langfristig an 16 Mieter vergeben. Große Mieter sind die Hochschule selbst und die Fraunhofer Gesellschaft. Bei Prospekt- erstellung waren zirka 2.250 Quadratmeter Bürofläche und 58 Stellplätze noch zu ver- mieten. Zahlreiche Mietverträge laufen schon Ende 2023 aus, in einigen Fällen haben die Mieter sogar Sonderkündigungsrechte. Somit können während der anvisierten Fondslaufzeit von elf Jahren Nachvermietungen mit den Chancen und Risiken, die es bei solchen Spezialimmobilien gibt, anstehen. Die kalkulierte Jahresnettomiete beträgt zu Beginn rund 2,4 Millionen Euro. Damit erzielt der Fonds einen rechnerischen Bruttoertrag in Höhe von knapp 5,9 Prozent. Er muss die Be- wirtschaftungskosten und den Fremdkapital- dienst abdecken. Es wurden zwei Kredite über insgesamt 20 Millionen Euro aufgenommen, die bis Ende 2025 laufen und mit einem Fixzins von knapp 1,74 Prozent ausgestat- tet sind. Bei Privatanlegern will Patrizia für diesen Fonds insgesamt 24,3 Millio- nen Euro Eigenkapital (plus fünf Pro- zent Agio) einsammeln. Für diesen Ein- satz sollen die Investoren jährlich eine fünfprozentige Auszahlung erhalten. Die Immobilien sollen bis zum Jahr 2026 ge- halten und dann verkauft werden. Bis dahin müssen auch die Kredite refinanziert werden. Patrizia wird im Mietmanagement und bei der Anschlussfinanzierung gefordert sein. Die Fondsbewertung der Efonds-Analysten lesen Sie auf der nächsten Seite . Ökorenta Neue Energien VIII Im Jahr 2015 wurden in der Europäischen Union 22,3 Gigawatt Kapazität zur Stromer- zeugung aus regenerativen Energien geschaf- fen. 44 Prozent dieser Leistung kamen von neu errichteten Windenergieanlagen vorwie- gend an Land, aber zu einem Fünftel auch auf dem Meer. Bis Ende vergangenen Jahres wur- den insgesamt 142 Gigawatt Windenergieleis- tung installiert. Die Anlagen decken rund elf Prozent des europäischen Strombedarfs ab. Diese umweltpolitisch erfreuliche Nachricht steht im Kontext mit dem Ölpreiscrash, der die Investitionen in erneuerbare Energien wirt- schaftlich in Argumentationsnot bringt. Der- zeit interessieren sich für alternative Umwelt- fonds nur Berater und Anleger, die sehr stark ökologisch motiviert sind. Ein Anbieter, der nur in diesem Segment tätig ist und sich überdies auf Investitionen in die Windenergie konzentriert, ist Ökorenta. Er hat gemeinsam mit der Kapitalverwaltungsgesellschaft der HTB-Gruppe wieder einen geschlossenen Energiefonds, der auf dem Zweitmarkt inves- tiert, aufgelegt. Der alternative Investmentfonds (AIF) soll mindestens 60 Prozent des Investitionskapitals in deutschen Windenergieanlagen anlegen, die bereits am Netz sind. Beteiligungen an Bio- energie- und Solaranlagen sind möglich. Öko- renta will für den reinen Eigenkapitalfonds 15 sachwerte I aktuelle beteiligungen 172 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 Foto: © Roberto1977 | Dreamstime; Patrizia Grundinvest; Nordex; FONDS professionell liefert einen Überblick über die aktuell in Zeichnung befindlichen Beteiligungen. Die Produktpalette am Beteiligungsmarkt ist in den vergangenen Monaten geschrumpft. Neue Angebote sind rar, aber in mehrfacher Hinsicht interessant. Sachwert radar

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