FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

D ie Zahlen lesen sich beeindruckend: Deutschlands Fondsbranche sammelte im vergangenen Jahr mit Publikums- und Spezialfonds unterm Strich 193 Milliar- den Euro ein, so viel wie nie zuvor. Das ver- waltete Vermögen stieg auf 2,6 Billionen Euro. Allein in Publikumsfonds flossen dem Branchenverband BVI zufolge knapp 72 Mil- liarden Euro, fast die Hälfte davon in Misch- fonds. „Diese Rekorde belegen eindrucks- voll die Bedeutung von Fondsgesellschaf- ten als weitaus größte Verwalter von Kapital für Altersvorsorge und Ver- mögensbildung in Deutschland“, sagte BVI-Präsident Holger Naumann auf der Jahres- pressekonferenz des Verban- des in Frankfurt. So richtig Feierstimmung wollte den- noch nicht aufkommen – zu groß war der Schock, den der miese Start der Börsen ins Jahr 2016 hinterlassen hatte. Außerdem verdeckt der Blick auf die Gesamtzahlen den Blick für wichtige Details. So konnten von den 50 Anbietern mit Wert- papierpublikumsfonds, die dem BVI ihre Daten zur Verfügung stellen, nur 35 Mittelzuflüsse verbuchen. Die anderen 15 mussten zum Teil erhebliche Abflüs- se hinneh- men. Die Zahlen verraten auch, dass der Konzentrationsprozess weiter zunimmt: Die „Großen Vier“ der Branche – Deutsche Asset Management, Allianz Global Investors, Union Investment und Deka – vereinen 71 Prozent des gesamten Vermögens und 74 Prozent der Mittelzuflüsse in Wertpapierpublikumsfonds auf sich. Drei Jahre zuvor hatten diese vier Häuser nur 62 Prozent des Mark- tes unter sich aufgeteilt. Für einen längerfristigen Blick zurück lohnt es sich zudem, die BVI-Zahlen um Ein- und Aussteiger zu bereinigen. Der Branchenver- band erfasst Monat für Monat nur die Daten der meldenden Mitglieder. Stößt ein Anbieter hinzu, überzeichnet das die tatsächliche Ent- wicklung mitunter deutlich. Deshalb analysiert FONDS professionell im nunmehr dritten Jahr die Zahlen derjenigen Investmenthäuser, die dem BVI ihre Daten konstant seit 2007 mel- den. Das trifft auf 38 der derzeit 50 Anbieter in der Statistik zu. Lange Durststrecke In den Vorjahren hat FONDS pro- fessionell die Zahlen außerdem um ETFs bereinigt, weil sich deren Zah- len nur europaweit und nicht auf den deutschen Markt beschränkt erfassen lassen. Allerdings weisen die Deutsche AM und die Deka ihre ETF-Daten inzwischen nicht mehr gesondert aus, weshalb eine Tren- nung keinen Sinn mehr ergibt. Reine ETF- Zahlen meldet nur noch der US-Vermögens- verwalter Blackrock, der von München aus gut 40 Milliarden Euro in börsengehandelten Indexfonds der Marke iShares verwaltet. Betrachtet man nur die Daten der 38 „kon- stanten Zahlenmelder“, so zeigt sich, dass Deutschlands Fondsbranche nach der Leh- man-Pleite bis ins Jahr 2012 hinein mit Mit- telabflüssen zu kämpfen hatte. Einige der größten Anbieter konnten erst 2014 oder 2015 wieder Zuflüsse verbu- chen (siehe Der Fondsanbieter Union Investment hat neue Büros in Frankfurt be- zogen – und konn- te prompt ein Rekordergeb- nis ver- künden. 200 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 vertrieb & praxis I publikumsfonds Foto: © Union Investment Deutschlands Fondsbranche feierte 2015 ein Rekordjahr. Doch nicht alle Anbieter haben Grund zum Jubeln, zeigt die Detailanalyse der BVI-Zahlen. Auf zu neuen Höhen

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