FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

210 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 vertrieb & praxis I bestseller im fondsver trieb Foto: © Shareholder Value Management D as Ranking der Bestseller im freien Fondsvertrieb, das FONDS professio- nell halbjährlich erstellt, gleicht mitun- ter der Bundesliga-Tabelle: Bayern München steht sowieso auf Platz eins, erst dahinter wird es spannend. So verwundert es kaum, dass in den letzten sechs Monaten des vergangenen Jahres ein- mal mehr Bert Flossbach die Topseller-Liste dominierte. Sein Flossbach von Storch Mul- tiple Opportunities vereinte mehr als zehn Prozent aller Mittelzuflüsse der 13 befragten Maklerpools und Fondsvertriebe auf sich, doppelt so viel wie der Zweitplatzierte (siehe Tabelle auf der nächsten Seite). Der Kölner Vermögensverwalter schafft es immer wieder, das in ihn gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Seit Auflage im Oktober 2007 liegt der Fonds jedes einzelne Kalenderjahr im oberen Drittel seiner Morningstar-Vergleichsgruppe. In den meisten Jahren war er sogar unter den besten zehn Prozent zu finden. Dabei legt Flossbach nicht nur eine außer- gewöhnliche Performance, sondern auch ein bemerkenswertes Erwartungsmanagement hin. Die Botschaft an seine Anleger lautet ein- deutig, dass Rendite in diesen Zeiten nur mit Volatilität zu haben ist. Das Versprechen eini- ger Anbieter, jedes Jahr eine positive Perfor- mance zu liefern, halte er für „schlicht unse- riös“, sagte er im November im Interview mit FONDS professionell. „Wir leben in einer Welt negativer Renditen, da können Sie nie- mandem sagen: ‚Über zwölf Monate machen wir ein Plus!‘ Das ist einfach Unfug.“ Die derart vorgewarnten Anleger halten Flossbach die Treue, auch wenn es kurzfristig mal nicht so gut läuft. Das zeigte sich bei- spielsweise im turbulenten Januar, als der Fonds 5,4 Prozent an Wert verlor – und damit 1,1 Prozentpunkte mehr als der Kategorie- durchschnitt. Trotz dieser für viele Investoren sicherlich überraschenden Schwäche sammel- te der Multiple Opportunities im Januar über alle Tranchen hinweg 374 Millionen Euro ein. Ihr Mut sollte sich auszahlen: Schon im Februar war ein Großteil des Verlustes aufge- holt, im März lag der Fonds wieder deutlich vor den Wettbewerbern. Ethna-Aktiv rutscht ab Die Anleger anderer Fonds gehen weniger abgebrüht mit Schwächephasen ihres Port- foliomanagers um. Das musste zuletzt Luca Pesarini erleben. Nach vielen sehr guten Jah- ren musste er seinen Anlegern 2015 einen kleinen Verlust beichten – und zusehen, wie viele Wettbewerber an ihm vorbeizogen. In den vergangenen fünf Jahren war der Ethna- Aktiv immer unter den Top 5 der Bestseller im freien Vertrieb zu finden gewesen, auch im ersten Halbjahr 2015 hatte er noch den dritten Rang belegt. Im zweiten Halbjahr jedoch rutschte er auf den 18. Platz ab. Zu Jahres- beginn musste Pesarini sogar Mittelabflüsse hinnehmen. Der BVI-Statistik zufolge zogen Anleger aus Deutschland im Januar 256 Mil- lionen Euro aus dem Ethna-Aktiv ab. Der Fonds hatte sich im Januar zwar einen Tick besser gehalten als Flossbachs Multiple Opportunities, doch einige seiner Anleger waren auf einen derartigen Kursrutsch offen- sichtlich schlicht nicht eingestellt. Der Ethna- Aktiv war in einigen Banken und Sparkassen als Produkt der Risikoklasse 2 verkauft wor- den – da sorgen Verluste im hohen einstelli- gen Prozentbereich auf Sicht von zwölf Mo- naten schon für eine gewisse Nervosität. Blitzaufsteiger Frank Fischer Zu den Blitzaufsteigern in der Bestseller- Tabelle gehört dagegen der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Der inzwischen 1,3 Milliarden Euro schwere Fonds war im ersten Halbjahr 2015 bei keinem Maklerpool unter den Top 20 zu finden, im zweiten Halb- jahr musste er sich nur Flossbach von Storch geschlagen geben. Bei allen 13 Umfrageteil- nehmern schaffte es das Portfolio unter die 20 absatzstärksten Fonds – das war nicht einmal Bert Flossbach gelungen. Ein gänzlich Unbekannter ist der Frankfur- ter Aktienfonds in der Bestseller-Liste aller- Flossbach von Storch dominiert die Bestsellerliste im freien Vertrieb. Auf den Rän- gen dahinter finden sich jedoch Produkte, die man nicht unbedingt erwartet hätte. Überraschungen ab Platz zwei Frank Fischer, Shareholder Value, schrieb Anfang März in einem Blog-Beitrag: „Derzeit ist an den Aktienmärkten eher eine andere Fähigkeit gefragt: das schnelle Handeln!“ Bei den Anlegern kommt seine Vorgangsweise gut an. Die Umfrage Halbjährlich ermittelt FONDS professionell, welche Investmentfonds in den zurückliegenden Monaten den freien Finanzvertrieb, gemessen an den Nettomittelzu- flüssen, dominiert haben. Die Liste ihrer Top-Produkte vom 1. Juli bis 31. Dezember 2015 stellten die Makler- pools BCA, Fonds Finanz, Fondskonzept, Fondsnet, Jung, DMS & Cie., Komm, Netfonds, Top Ten sowie WWK und die Fondsvertriebe Comdirect, Consorsbank und DAB Bank zur Verfügung.

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