FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

vertrieb & praxis I johannes muschik | fecif 260 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 Foto: © Günter Menzl D er Europäische Dachverband un- abhängiger Finanzberater und Ver- mittler (FECIF) ist wohl das wich- tigste Sprachrohr der Vermögensberater in Brüssel. Insgesamt 19 europäische Ver- bände aus 18 EU-Ländern haben sich der Vereinigung angeschlossen, darunter auch Votum und AfW aus Deutschland. Mit dem Österreicher Johannes Muschik hat FECIF seit diesem Jahr einen neuen Vor- sitzenden. Muschik war bereits seit länge- rer Zeit stellvertretender Vorsitzender des Verbandes und leitet zudem seit dem Jahr 2011 die Geschicke der von ihm gegründeten Austrian Financial and Insu- rance Professionals Association (AFPA). Dass dem Regulierungsexperten ange- sichts von Mifid II, Mifir, IDD und PRIIPs nicht langweilig wird, steht fest. Im Interview gibt der neue FECIF-Vorsitzende einen Über- blick über seine Pläne für dieses Jahr. Herr Muschik, Sie sind seit Anfang des Jahres nun auch FECIF-Vorsitzender. Inwieweit hat sich Ihr Arbeitsalltag seit- her verändert? Ich muss nun, viel mehr als früher, entschei- den, was die Gesamtposition der FECIF ist. Somit bin ich auch Vermittler zwischen den Verbänden der einzelnen Länder. Was für die Franzosen gut ist, muss schließlich nicht auto- matisch für die Deutschen oder Österreicher gut sein. Es ist also auch viel mehr Diplo- matie gefragt, um gemeinsame Lösungen zu finden. Angesichts der enormen Anzahl an Themen ist dies eine Herausforderung. Wir haben allein im November und Dezember 2015 über 1.000 A4-Seiten an Konsultations- papieren und Fragebögen auf dem Tisch ge- habt. Wir sehen daher nicht, dass die ange- kündigten Bemühungen der Europäischen Kommission tatsächlich in Richtung „Better Regulation“ beziehungsweise „Smart Regu- lation“ gehen. Immerhin wurde der Start von Mifid II jetzt auf 2018 verschoben. Ja, nur was das bedeutet, kann derzeit eigent- lich niemand genau sagen. Wir haben ver- sucht, von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA eine Stellung- nahme dazu zu bekommen, welche Teile von Mifid II anwendbar werden und welche nicht. Bis jetzt haben wir keine Antwort dazu be- kommen. Zwar erhalten die Mitgliedsstaaten nun wohl mehr Zeit zur Umsetzung der Richtlinie, allerdings wurde die gesamte Re- gulierung, die sich rund um Mifid II abspielt, nicht verschoben. Zum Beispiel hat die ESMA eine Guideline zu „Knowledge and Competence Requirements“ ausgegeben, die 2017 in Kraft tritt, unabhängig davon, ob Mi- fid II verschoben wurde. Wir versuchen daher herauszufinden, wie sich die ESMA das in der Praxis vorstellt, bisher allerdings ohne Erfolg. Wie behalten Sie angesichts der enormen Masse an regulatorischen Themen den Überblick? Es wird tatsächlich immer schwieriger, wir bauen innerhalb der FECIF daher gerade eine neue Datenbank auf, die den gesamten Entwicklungsprozess jeder Richtlinie von Anfang an dokumentieren soll. Seit die europäischen Aufsichtsbe- hörden ihre Arbeit aufgenommen haben, ist es zudem noch viel schwieriger gewor- den, den Überblick zu behalten. Am Ende gibt es oft die Situation, dass nicht mehr klar ist, worin eigentlich das anfängliche Ziel im Gesetzgebungsprozess lag. Können Sie dies anhand eines aktuellen Beispiels erklären? Es gibt etwa ein aktuelles Arbeitspapier zum Thema Robo-Advise. Die weitere Regulie- rung der digitalen Vertriebswege steht 2016 im Fokus der EU-Aufsichtsbehörden. Hier gehen die drei Aufsichtsbehörden endlich ein- mal den Weg, sich zu vernetzen und sich ge- meinsam einem Thema anzunehmen. Es wur- de daher das Joint Committee of the three European Supervisory Authorities ins Leben gerufen. Es handelt sich um eine Arbeitsgrup- pe der drei Aufsichtsbehörden. Dieses Arbeits- papier enthält nun viele Überlegungen, wenn wir in ein oder zwei Jahren einen Gesetzge- bungsvorschlag bekommen, wird allerdings kein Abgeordneter mehr wissen, was die Ur- sprungsidee für dieses Gesetz war. Wenn wir dann nicht genau dokumentieren können, worin der eigentliche Grund für die Richtlinie war, bekommt das Ganze schnell eine Eigen- dynamik. Wir brauchen daher ein dementspre- chendes Archiv, in dem wir auch auf das aktu- elle Arbeitspapier zurückgreifen können, um der EU-Kommission, falls notwendig, genau dokumentieren zu können, weshalb der Gesetzgebungsprozess gestartet wurde. Die Datenbank soll also helfen, den Überblick zu behalten. Das dementsprechende Tool ist bereits fertig und wird nun laufend befüllt, zudem sollen die Daten der vergangenen zwei Jahre nachträglich eingegeben werden. Der Österreicher Johannes Muschik ist seit diesem Jahr Vorsitzender des Europäischen Dachverbandes unabhängi- ger Finanzberater und Vermittler (FECIF) . Im Interview erklärt der Regulierungsexperte, welche Pläne er in diesem Jahr auf Ebene der FECIF umsetzen will und welche regulatorischen Themen die Branche im Auge behalten muss. „Es gilt, der gesamten Bran » Wir haben allein im November und Dezember 2015 über 1.000 A4-Seiten an Konsultationspapieren und Fragebögen auf dem Tisch gehabt. « Johannes Muschik, FECIF FECIF Der Europäische Dachverband der unabhängigen Finanz- berater und Finanzvermittler (FECIF) mit Sitz in Brüssel wurde im Juni 1999 gegründet, um die Rolle der Finanz- berater und Finanzvermittler in Europa zu fördern und zu schützen. Schätzungen zufolge repräsentiert der Verband rund 230.000 Finanzvermittler. Mitglieder sind 19 Ver- bände aus 18 EU-Mitgliedsstaaten, die wiederum in 28 EU-Mitgliedsstaaten tätig sind.

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