FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

264 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 vertrieb & praxis I amundi Foto: © Christoph Hemmerich Gottfried Hörich, Amundi „Noch unter dem Radarschirm unterwegs“ Amundi ist auf Expansionskurs. Auch hierzulande will der französische Fondsanbieter neue Kunden gewinnen. Deutschlandchef Gottfried Hörich erklärt, wie sein Haus bei Banken und freien Beratern künftig Präsenz zeigen wird. V on den Amundi-Büros in Frankfurts Fi- nanzherz geht der Blick direkt auf das Hochhaus der Deutschen Bank, gleich um die Ecke liegt der Büroturm der Deka. Dagegen nimmt sich die deutsche Niederlas- sung des französischen Asset Managers klein aus – auch wenn Amundi in Frankreich ein Riese ist. Nun will der Anbieter auch hierzu- lande kräftig wachsen. Der neue Deutschland- chef Gottfried Hörich erklärt seine Strategie. Herr Hörich, Amundi ist seit dem Gang aufs Parkett im November 2015 der größte börsennotierte Fondsanbieter Europas. Der Name ist aber längst nicht in aller Munde. Woran liegt das? Gottfried Hörich: Die Gesellschaft ist in Frankreich groß geworden und hat dort stra- tegische Partnerschaften elegant genutzt, um ein großes Mittelvolumen aufzubauen. Das Management hat aber auch erkannt, dass wir in Frankreich an Wachstumsgrenzen stoßen. In vielen anderen Ländern sind wir heute noch unter dem Radarschirm unterwegs. Das soll sich aber ändern. Das Wachstum soll künftig stärker aus anderen Märkten kommen. Welche Länder sind das? Wir wollen den nordeuropäischen Raum und besonders Deutschland zu neuen Kernmärk- ten ausbauen. Im Mittelmeerraum und in den Beneluxstaaten – hier vor allem im Distribu- tionssegment – sind wir dagegen schon recht gut etabliert. Mit welchen Produkten wollen Sie in Deutschland Fuß fassen? Ich sehe hierzulande derzeit ein großes Inter- esse an klimafreundlichen Investments und am Thema Volatilität. Amundi hat hier einen Fonds mit langer Historie, der in den vergan- genen Jahren wegen der Marktbedingungen zwar in den Hintergrund gerückt ist, den wir aber weitergeführt haben. Diese Entscheidung hat sich gelohnt. Mit den Turbulenzen an den Märkten gewinnt dieses Thema wieder an Bedeutung. Außerdem wollen wir den Be- reich Smart Beta weiter ausbauen. Wollen Sie auch den Retailvertrieb aus- bauen, beispielsweise über den Bank- kanal? Wir haben für Deutschland ambitionierte Plä- ne und sind gewiss noch nicht da, wo wir sein wollen. Hier stellt sich die Frage nach strate- gischen Partnerschaften. Doch wollen das die Kunden überhaupt noch? Mir scheint, dass diese Zeit vorbei ist. Zwar wünschen sich die Partner enge Beziehungen mit einem Asset Manager, aber sie wollen sich nicht auf alle Ewigkeit an ihn binden. Hier haben wir den Vorteil, dass wir ein relativ unbeschriebenes Blatt sind. Wir können mit den Banken und Dachfonds offene Gespräche führen, wie sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen. Bekommt ein Berater einer Sparkasse oder einer Volksbank einen Amundi- Vertreter zu sehen? Unser Team agiert bisher nur von Frankfurt aus. Dies hat zur Folge, dass wir hauptsäch- lich in den Zentralen präsent sind. Es ist aber unser erklärtes Ziel, auch in der Fläche noch besser aufzutreten. Wir müssen Konglomerate wie die Deka mit den Sparkassen, die Deut- sche Bank oder die Union mit den Genossen- schaftsbanken von oben und von unten an- gehen: Sozusagen werden wir drücken und zugleich ziehen. Heißt das, Sie wollen auch Personal auf- stocken? Ja, 2016 wird ein Jahr des Auf- und Um- bruchs. Wir werden expandieren, mehr Kol- legen hinzubekommen und mehr Auftritte bei Veranstaltungen absolvieren. Planen Sie auch Kooperationen mit freien Beratern? Den Vertrieb über freie Berater haben wir auf dem Schirm. Bislang haben wir diese nur am Rande betreut und uns schwerpunktmäßig um große Beraterfirmen gekümmert. Im Moment haben wir einfach nicht die Ressourcen, das Segment so zu betreuen, wie es einige unserer Konkurrenten können. Doch wir werden uns diesem Kanal Schritt für Schritt nähern. Wir werden versuchen, über Plattformen wie etwa Veranstaltungen oder über die intensive Betreuung der Maklerpools mit den freien Beratern zusammenzukommen. In anderen Ländern leben wir das schon so. In Frankreich etwa kümmert sich ein separates Team um die freien Berater. Wie interessant ist dieser Bereich über- haupt für Amundi? Die große Attraktivität des Kanals ist die Stetigkeit des Geldes. Die Verweildauer der Assets, die uns von Beratern anvertraut wer- den, ist sehr hoch. Das macht das Geschäft sehr langfristig und attraktiv. Doch der Auf- wand, so ein Geschäft auf die Beine zu stel- len, muss mit dem Potenzial verglichen und ausbalanciert werden. Zunächst werden wir uns dem tendenziell skalierbaren Geschäft widmen. Wenn wir breiter aufgestellt sind, werden wir mittelfristig auch stärker in diesen Markt hineingehen. Vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER | FP Gottfried Hörich: „Wir werden uns Schritt für Schritt dem Kanal der freien Berater nähern.“

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