FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

270 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 vertrieb & praxis I nachhaltigkeitsratings für fonds Foto: © Fotolia | Sergey Nivens A ktien von Atomkraftkonzernen würden wir hier in Deutschland kaum als nach- haltiges Investment ansehen“, sagt Werner Hedrich, Deutschlandchef der Fonds- ratinggesellschaft Morningstar. „Aber in Frankreich sieht man das ganz anders.“ Braue- reien wiederum würden durchaus in deutsche Nachhaltigkeitsportfolios passen, in den USA da- gegen seien Alkoholher- steller absolut tabu. Diese Beispiele zei- gen, wie schwer es ist, global einen gemeinsa- men Nenner beim The- ma nachhaltige Geldan- lage zu finden. Immer mehr Gütesiegel sollen Produkte adeln, die die- sem Anspruch bestmög- lich gerecht werden. Auch Morningstar benotet nun Fonds unter dem Gesichts- punkt der Nachhaltigkeit. Die Fondsratinggesellschaft hat ein System ausgetüftelt, das Portfolios nach ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien bewertet. Die Ergebnisse erhalten institutionelle Anleger seit Ende Januar, Privatanleger sehen sie seit wenigen Wo- chen auf der Website. Trend aufgegriffen Morningstar greift damit den Trend zu ethisch ver- antwortungsbewussten In- vestments auf. Dieses Seg- ment hat in den vergan- genen Jahren erheblich an Fahrt gewonnen. Ende 2014 vereinten Fonds und institutionelle Mandate mit dieser Ausrichtung allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Vo- lumen von gut 120 Mil- liarden Euro. Fünf Jahre zuvor waren es noch unter 40 Milliarden Euro, zeigen Daten des Forums Nachhaltige Geldanlagen. Siegel und Ratings für Ökofonds gibt es schon lange. Der österreichische Anbieter Software-Systems.at geht sogar einen Schritt weiter und berechnet seit 2009 den sogenann- ten ethisch-dynamischen Anteil (EDA) für normale Fonds. Dieser zeigt, wie „sauber“ ein Portfolio investiert ist. Anleger können indi- viduell Mindestanforderungen oder Aus- schlusskriterien setzen. Dass der globale Marktführer Morningstar nun nachzieht, bringt das Thema ohne Frage weiter voran. Nun können Anleger weltweit das Fonds- universum unter dem Aspekt der Nach- haltigkeit bewerten. Wie das Eingangsbeispiel zeigt, ist das gar nicht so einfach. „Bei nachhaltigen Investments bewe- gen wir uns auf der Ebene von Moral und Ethik. Zwischen Ländern und Kulturen gibt es eine unterschiedliche Wahr- nehmung von Nachhaltig- keit“, erläutert Hedrich. „Ein allumfassendes Rating aufzustellen hätten wir allein nicht geschafft“, sagt er. Stattdessen wählte die Ge- sellschaft eine Partnerschaft mit einem etablierten Anbieter in diesem Bereich: Sustainaly- tics. Das global tätige Unterneh- men prüft Aktien aus den großen Standardindizes der Welt nach öko- logischen, sozialen und ethischen Aspekten. Globe-Rating Morningstar übernimmt diese Bewertungen von Sustainalytics für die in den Fonds enthaltenen Titel und erstellt daraus eine Nachhaltigkeitsbewertung für das ganze Portfolio. Diese soll parallel zum klassischen Rating ver- öffentlicht und durch Welt- kugeln dargestellt werden. In das herkömmliche Ster- ne-Rating von Morningstar fließt die Nachhaltigkeits- bewertung nicht ein. Investoren legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit. Also bewertet jetzt auch das Analysehaus Morningstar Fonds nach ökologischen und ethischen Kriterien. Weltkugeln statt Sterne Die Welt bewahren: Unter institutionellen wie auch Privatanlegern wächst das Inter- esse an ethi- schen An- lagen. Gutes Gewissen gefragt Vermögen in nachhaltigen Investments in Deutschland, Österreich und der Schweiz Immer mehr Geld fließt in Fonds, die ökologische, soziale und ethische Kriterien berücksichtigen. *Seit 2011 werden „Sonstige Finanzprodukte“ in Deutschland und Österreich nicht mehr gesondert erhoben. Ab 2011 bildet diese Kategorie ausschließlich die strukturierten Produkte der Schweiz ab. Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 Mandate Investmentfonds Sonstige Finanzprodukte* 120 Mrd. Euro 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 6 6,1 1,5 50,2 Mrd. Euro 70,6 Mrd. Euro 0,1

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