FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

bank & fonds I philippe oddo, nicolas chaput | oddo meriten asset management 286 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 Foto: © François Daburon D ie BHF-Bank hat eine durchaus be- wegte Geschichte hinter sich. Das Institut hat in den vergangenen sechs Jahren insgesamt sechs Mal den Besitzer ge- wechselt. Darunter waren so bekannte Namen wie die ING-Bank und Sal. Oppenheim, aber auch die Deutsche Bank und schließlich die vom ehemaligen Dresdner-Bank-Vorstand Leonhard Fischer geformte Gruppe BHF Kleinwort Benson, die früher als RHJ Inter- national firmierte. Seit Mitte März gehört das Frankfurter Bankinstitut zur französischen Gruppe des Bankhauses Oddo & Cie., nach- dem die Minderheitsaktionäre per Squeeze- out zum gleichen Preis wie in der regulären Offerte, nämlich 5,75 Euro pro Aktie, zwangs- abgefunden wurden. Insgesamt soll Oddo & Cie. 600 Millionen Euro für die Übernahme auf den Tisch gelegt haben. Die Oddo- Gruppe hatte schon während des Bieter- prozesses, in dem sie sich schließlich ge- gen die chinesische Fosun-Gruppe des Multimilliardärs Guo Guangchang durch- gesetzt hat, bekräftigt, dass man vor allem in der Eurozone wachsen wolle. Daher werden die Franzosen die Private-Ban- king-Aktivitäten der BHF-Gruppe in Großbritannien und auf den Kanalinseln an die Société Générale verkaufen. Bereits im vergangenen Jahr hatte Oddo die Übernahme des Bankhauses Seydler von der Londoner Close Brothers Group ab- geschlossen, imAugust erfolgte dann die Integration der früheren Meriten Invest- ment Management zur Oddo Meriten Asset Management. Zeit für ein erstes Gespräch über die Pläne der Franzosen. Meine Herren, Deutschland gilt – nicht anders als Frankreich – schon lange als „overbanked“. Gleichzeitig nimmt einer- seits der Regulierungsdruck auf Banken deutlich zu, andererseits erodieren die Ertragsmöglichkeiten durch immer nied- rigere, wenn nicht negative Zinsen. Da- her haben sich viele Marktbeobachter gefragt, ob jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt für die Übernahme eines Instituts wie der BHF-Bank ist. Was antworten Sie? Philippe Oddo: Natürlich ist die Bankenland- schaft in beiden Ländern schon seit Langem sehr dicht besetzt. Allerdings bewegen wir uns als Privatbank nicht in hart umkämpften Seg- menten wie dem Kredit- oder dem Einlagen- geschäft. Unsere Geschäftsfelder sind das Pri- vate Banking sowie der Bereich Corporate Finance mit jeweils all den Facetten wie In- vestmentbanking, Wealth Management und Asset Management, und zwar sowohl für pri- vate wie auch für institutionelle Kunden. Auch in diesen Geschäftsfeldern herrscht na- türlich heutzutage ein reger Wettbewerb. Aber wir sind davon überzeugt, dass wir mit unse- rem Angebot ein durchaus interessanter Ge- sprächspartner sind – und zwar sowohl für Privatkunden wie auch für Großanleger. Allerdings gehört man mit einem künftig insgesamt verwalteten Vermögen von deutlich über 60 Milliarden Euro in der gesamten Gruppe und gut 46 Milliarden Euro im Asset Management von Oddo Meriten weder zu den agilen Spezial- anbietern oder Boutiquen noch zu den ganz Großen der Branche. Ist das auf Dauer ein Problem? Oddo: Aus unserer Sicht ist das keineswegs ein Problem, im Gegenteil: Erfolg im Private Banking wie auch im Asset Management ist nicht in erster Linie eine Frage der Größe, sondern vielmehr der eigenen Strategie und der Skills oder Fähigkeiten, die man als Finanzinstitut mitbringt. In unserem Fall kommt noch eine weitere Besonderheit hinzu, durch die wir uns von unseren Wettbewerbern absetzen, im Prinzip ein absolutes Alleinstel- lungsmerkmal. Denn wir sind der einzige wirklich deutsch-französische Anbieter im Markt, der zudem auch noch vollkommen unabhängig agiert. Beide Länder repräsentie- ren nicht nur rund 60 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung, sie beherbergen auch 50 Prozent der Unternehmen in der Euro- zone, darunter fast 420 familiengeführte Unternehmen. Außerdem erwirtschaften beide Länder knapp die Hälfte des Brut- toinlandsproduktes der Euro-Zone. Diesen Vorteil werden wir zu nutzen wissen. Auf den ersten Blick durchaus nach- vollziehbare Argumente. Wenn man sich aber das derzeit eher stark unter- kühlte Verhältnis zwischen Angela Merkel und François Hollande vor Augen führt, so scheint es nur vor- dergründig gut bestellt zu sein um die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland. Ganz zu schweigen von der politischen Situation insgesamt in- nerhalb der Eurozone. Macht Ihnen da die aktuelle Entwicklung früher oder später einen Strich durch eine eigentlich schöne Rechnung? Oddo: Diese Argumentation kann ich ganz und gar nicht nachvollziehen. Zum einen den- ken wir nicht in kurzfristigen Kategorien wie die Tagespolitik, im Gegenteil, wir denken sehr viel langfristiger, um nicht zu sagen in Generationen. Wenn Sie sich die Geschichte von Oddo & Cie. anschauen, dann reicht die- se bis ins Jahr 1849 zurück. Die Bank ist seit Seit Mitte März ist die Übernahme der BHF-Bank durch das französische Bankhaus Oddo & Cie. unter Dach und Fach. Zu den Plänen der neuen Gruppe haben wir mit Philippe Oddo , Managing Director von Oddo & Cie. und künf- tiger Vorstand der BHF-Bank, und Nicolas Chaput , Global CEO von Oddo Meriten Asset Management, gesprochen. „Wir sind in der für uns besten » Wir können einerseits noch so konzentriert arbeiten wie eine Boutique, andererseits können wir künftig jeden Kunden jeder Größe ansprechen. « Nicolas Chaput, Oddo Meriten Asset Management

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