FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

300 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 bank & fonds I banking-fintechs Foto: © Fotolia | SolisImages; Barzahlen.de W orin besteht das Geschäftsmodell einer Bank im Kern? Ist es die Filia- le mit Kontoauszugsdrucker, Geld- automat und Schließfächern? Natürlich nicht, ursprünglich war es die Vermittlerrolle zwi- schen Sparer und Kreditnehmer (Investor). Heute sorgen Zinslandschaft und Regulierung jedoch dafür, dass sie oft für keine dieser bei- den Gruppen die interessanteste Anlaufstelle ist. Kein Wunder also, dass derzeit zahlreiche Fintechs für Schlagzeilen sorgen, die das „alte“ Banking radikal verändern wollen. FONDS professionell stellt drei der Angreifer vor, die schon beachtliche Erfolge für sich verbuchen können. Eines dieser Start-ups schafft dabei sogar den Spagat zwischen der Online- und der Offline-Welt. Kreditzusage ohne Warten Die Zeiten ändern sich. Wer in der analo- gen Welt einen Kredit beantragen wollte, musste sich mit seinen letzten drei Gehaltsab- rechnungen auf den Weg zu seiner Bank ma- chen. Dort stand der Kunde seinem Berater – einem Menschen aus Fleisch und Blut – in einem längeren Gespräch Rede und Antwort und kam sich dabei nicht selten wie ein Bitt- steller vor. Ob es mit dem Darlehen klappt oder nicht, bekam der Antragsteller erst nach rund ein bis zwei Wochen mitgeteilt. Heute läuft das etwas anders. Wer über das Onlineportal Smava Kredit- konditionen verschiedener Institute vergleicht, erhält nach Eingabe der persönlichen Daten, der Einkommensverhältnisse und der Einwil- ligung zur Schufa-Abfrage sofort angezeigt, welche Bank den angefragten Kredit geneh- migt. Smava-Chef Alexander Artopé erklärt, wie das so schnell funktioniert: „Auf Basis unserer Scoring-Technologie berechnen wir die Auszahlungswahrscheinlichkeit von Ban- ken und geben Verbrauchern diese Informa- tion in Echtzeit weiter. Es ist einfach nicht mehr zeitgemäß, auf die Genehmigung eines Kreditantrags warten zu müssen.“ Dahinter verbirgt sich ein selbst entwickeltes Analyse- tool, das die Kreditwürdigkeit eines Kunden anhand eines Wahrscheinlichkeitswerts für den Kreditausfall mit den Annahmekri- terien der Partnerbanken abgleicht. Das Fintech vertraut seiner Technik: Falls sich das Programm bei einer Kre- ditzusage täuscht, wird der Kreditsu- chende mit 200 Euro entschädigt. Wie genau die Macher von Smava an die internen Annahmerichtlinien der Ban- ken kommen, bleibt schwammig. „Wir erhalten von den Banken, mit denen wir kooperieren, verschiedene Angaben. Diese ergänzen wir mit unseren eigenen Erfahrungswerten, die wir in den ver- gangenen Jahren gesammelt haben“, so das Unternehmen. Kredit für 0,0 Prozent Bei Smava kann man nicht nur Geld leihen, sondern als Anleger auch Kredi- te an Privatpersonen vergeben. Beim Angebot „Kreditprivat“ locken bei Kre- ditvergaben von 250 bis 100.000 Euro Zinsen von bis zu zwölf Prozent – ein entsprechendes Risiko inbegriffen. Grund hierfür ist, dass die Gläubiger die Höhe der Darlehenzinsen selbst vorge- ben. Kreditnehmer, die dabei einen hohen Zins vorschlagen, wurden zuvor bei ihrer Haus- bank wahrscheinlich nicht mit offenen Armen empfangen. Für den Service der Kreditvermitt- lung zahlt der Anleger Smava eine Bearbei- tungsgebühr in Höhe von 1,35 Prozent des Kreditbetrags. Dafür erhält der Kreditgeber auch Unterstützung bei unangenehmen Auf- gaben: Falls der Schuldner nicht fristgemäß zahlt, leitet die Plattform automatisch einen Mahnprozess ein und verkauft die Forderung nach sechs Wochen an ein Inkassobüro. Unter- nehmen wie Auxmoney, Lendico oder Cross- lend bieten ähnliche Geschäftsmodelle an. Hart umkämpft ist auch der Markt für Kon- sumentenkredite. Smava startete im Novem- ber 2015 eine werbewirksame 0,0-Prozent- Kreditaktion. Das Angebot galt für ein Darle- hen über maximal 1.000 Euro und für Kun- den, die über ein monatliches Nettoeinkom- men von mindestens 1.000 Euro verfügen. Der Haken: Schuldner, die das zinsfreie Dar- lehen nicht fristgerecht tilgten, durften im Nachhinein neben Verzugszinsen doch noch Derzeit kündigen etliche Fintech-Start-ups an, das Bankgeschäft mithilfe neuer Technologien revolutionieren zu wollen. Wir stellen drei Ansätze vor. Smartphone statt Filiale Um Bankgeschäfte abzuwickeln, ist der Gang in die Filiale inzwischen überflüssig. Fast jede Transaktion lässt sich per Smartphone abwickeln – vom heimischen Sofa aus. Insbesondere junge Menschen nutzen zunehmend diesen Service.

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