FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

steuer & recht I felix hufeld | bafin 318 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 Foto: © Christoph Hemmerich D er Weg an die Spitze verläuft mitunter alles andere als geradlinig. Felix Hufeld arbeitet nach seinem Studium in Mainz, Freiburg und Harvard sieben Jahre lang bei der Unternehmensberatung Boston Consulting, bevor er 1999 als Leiter der Kon- zernentwicklung bei der Dresdner Bank an- heuert. Als 2001 die Allianz das Institut über- nimmt, verlässt der Jurist die Bank – und wechselt in die Assekuranz. Als Zentraleuro- pachef von Marsh bringt er vor allem das Deutschlandgeschäft des US-Großmaklers voran. 2010 sucht Hufeld eine neue Her- ausforderung. Er findet sie imAufbau von Inex 24, einer Abwicklungsplattform für die Industrieversicherung. Die breite Branchenexpertise ist ein Grund dafür, warum ihn die Personalbe- ratung Egon Zehnder für den Job des Exekutivdirektors der Versicherungsauf- sicht vorschlägt. Hufeld schlägt zu – und rückt nur gut zwei Jahre später an die Spitze der Bafin vor. Seit März 2015 wacht er nun nicht mehr nur über die Assekuranz, sondern auch über die Ban- ken und die Wertpapiermärkte. Da trifft es sich gut, dass er aus eigener Anschauung weiß, wie es in der Chefetage einer Bank zugeht. FONDS professionell traf Hufeld in Frankfurt zum Gespräch. Herr Hufeld, in der Investmentindustrie wird zunehmend über Fonds diskutiert, die aktives Management versprechen und entsprechende Gebühren verlangen, tatsächlich aber kaum von ihrem Ver- gleichsindex abweichen. Die Bafin hat angekündigt, dazu eine Untersuchung einzuleiten. Was ist der aktuelle Stand? Welches Vorgehen ist geplant? Felix Hufeld: Wir bewegen uns auf der Grundlage dessen, was die EU-Wertpapier- aufsicht ESMA in den vergangenen Monaten erarbeitet und kürzlich verabschiedet hat, vor allem mit Blick auf die quantitativen Stan- dards. Sehr wichtig ist aber anzuerkennen, dass wir hierbei zweistufig vorgehen müssen: Neben einem quantitativen Prozess ist in jedem Fall auch eine qualitative Würdigung nötig. Es reicht keineswegs, nur eine Kenn- zahl heranzuziehen und festzulegen, dass ein Fonds als „Index-Tracker“ einzustufen ist, so- bald sein Portfolio weniger als x Prozent vom Vergleichsindex abweicht. Bevor ein solches Urteil gefällt wird, muss eine qualitative Be- wertung erfolgen. Wir haben unsere Untersu- chung im März mit einer Umfrage unter den deutschen Kapitalverwaltungsgesellschaften gestartet und rechnen Ende des ersten Halb- jahres 2016 mit den ersten Ergebnissen. Wie kann die Konsequenz aussehen, wenn sich herausstellt, dass ein Anbieter Aktivität bloß vorgaukelt? Jeder Fondsanbieter ist dazu angehalten, in seinen Anlegerinformationen zutreffende, nicht irreführende Angaben zu machen. Soll- ten wir im Einzelfall feststellen, dass aktives Management nur behauptet wird, werden wir darauf hinwirken, dass diese Praxis abgestellt wird. Dazu müssen wir unseren aufsichts- rechtlichen Instrumentenkasten übrigens nicht neu erfinden, die Möglichkeiten dazu haben wir bereits. Auch die Kritik an börsengehandelten Indexfonds wächst, weil sie Trends an den Börsen verstärken und Liquiditäts- probleme verursachen könnten. Braucht es auch in Europa neue Grenzen, so wie sie die US-Wertpapieraufsicht SEC kürzlich vorgeschlagen hat? Im Raum steht, dass ein ETF binnen einer Woche 15 Prozent seiner Vermögenswerte ver- kaufen können muss, ohne den Markt zu bewegen. Außerdem soll der maximal mögliche Hebel auf 150 Prozent be- schränkt werden. Auch wir beschäftigen uns mit diesem Thema. Allerdings ist unsere Ausgangs- lage eine andere als in den USA. Fast alle ETFs in Europa sind UCITS-Fonds, und für diese gelten bereits heute recht strenge Vorgaben im Hinblick auf das Liquiditäts- risikomanagement und den möglichen Leverage. In Deutschland gibt uns das Kapitalanlagegesetzbuch mit den dazu- gehörigen Verordnungen weitreichende Überwachungs- und Eingriffsmöglichkei- ten. Die Ideen der SEC sind für uns des- halb nichts Neues, sondern größtenteils schon Gesetz. Dennoch stellen wir uns auf europäischer und auch internationaler Ebene die Frage, ob für bestimmte Situa- tionen zusätzliche Grenzen oder Eingriffs- möglichkeiten sinnvoll wären. Können Sie dafür ein Beispiel nennen? Denken Sie beispielsweise an Zeiten, in denen sehr viele Investoren zeitgleich ihre Fonds- anteile verkaufen wollen. Eventuell könnten in einer solchen Phase Abschläge bei Anteils- rückgaben dabei helfen, sich selbst verstär- kende Prozesse wie Herdenverhalten einzu- dämmen. Das Ergebnis dieser Diskussion ist allerdings noch offen. Wichtig ist auch, dass ein solches Thema nur europaweit angegan- gen werden kann. Wie Sie wissen, werden viele der in Deutschland gehandelten ETFs in anderen Ländern der EU aufgelegt. Ein natio- naler Alleingang wäre daher nicht zielführend. Ein Thema, das Ihre Behörde schon län- ger beschäftigt – und noch beschäftigen » Die Branche kann nicht die Hände in den Schoß legen und jammern: Es ist alles so schlimm! « Felix Hufeld, Bafin „Gleichberechtigte Existenz Bafin-Chef Felix Hufeld über Fondsanbieter, die nur den Index abbilden, die Herausforderungen der Niedrigzinsphase für Banken und Versicherer, das Hickhack um die Mifid-II-Verschiebung und die Frage, warum er niemandem vorschreiben möchte, wie eine Beratung vergütet werden soll.

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