FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

W er sich das Damenhandtaschenmo- dell Birkin Bag von Hermès leistet – es kostet je nach Ausführung zwi- schen 9.000 und 150.000 US-Dollar –, kauft keine Tasche, sondern einen Preis. Dass etwas sehr teuer ist, kann von den Käufern also durchaus erwünscht sein. Auf Investment- fonds trifft dies leider nicht zu. Die Kosten einer Geldanlage sind in erheblichem Maße erfolgsentscheidend, und es ist auch kein Fall bekannt, in dem das Sozialprestige eines Anlegers gestiegen wäre, weil seine Fonds be- sonders teuer waren. Wobei die Fondssparer meist gar nicht wissen, was ihr Anlagevehikel tatsächlich kostet. Die Total Expense Ratio (TER), die suggeriert, die „Gesamtkosten“ ab- zubilden, liefert bekanntlich nur die halbe Wahrheit. Die ganze Wahrheit wäre für viele Investoren wahrscheinlich eine ziemliche Überraschung, wie eine kürzlich in zweiter Auflage erschienene Studie nahelegt. Darin hat das in Bensheim bei Frankfurt ansässige Petersmann Institut für den unabhängigen Finanzberater die Posten genauer untersucht, die sich nicht in der TER wiederfinden, da- runter etwa die Kosten für den Kauf und Ver- kauf der Wertpapiere für ein Portfolio. Die Analyse hat Initiator Hartmut Petersmann mit der Frage „Motiv Habgier?“ überschrieben. Sie soll zeigen, dass es bei so manchem Fonds die Transaktionskosten sind, die das Anlageergebnis negativ beeinflussen – unter Umständen sogar erheblich. Für die Fondssegmente „Aktien Europa“ und „Aktien Global“ legt Petersmann entspre- chende Zahlen nun bereits zum zweiten Mal vor (FONDS professionell hat in „InTERes- sante Dimensionen“ in Ausgabe 4/2014 sowie „Eine Runde geht noch“ in Ausgabe 4/2015 bereits berichtet). Neu behandelt werden in der nun vorgelegten Studie die vermögensver- waltenden Fonds (VV-Fonds). Das Peters- mann Institut greift dabei auf eine Daten- auswertung des Analysehauses MMD Multi Manager aus Arnsberg zurück. Ungeahnte Dimension „Unser Update zur Studie über die Trans- aktionskosten in Publikumsfonds sowie die Erweiterung um die vermögensverwaltenden Fonds bestätigt den Eindruck unserer ersten Analyse aus dem Jahr 2014“, erklärt Initiator Petersmann. Nach den Erkenntnissen aus der Studie stellen die Transaktionskosten nach wie vor eine „ungeahnte Dimension innerhalb der Gebührenstruktur in Publikumsfonds“ dar. „Ungeahnt deshalb, weil diese eben bisher nicht in der zu veröffentlichenden Total Expense Ratio enthalten sind“, erklärt der ehemalige Partner des Bankhauses Metzler. „Ungeahnt aber auch, weil sie – regelrecht im Verborgenen blühend – teilweise gravierend hoch sind und somit als Kostentreiber immer noch unterschätzt werden.“ Insbesondere bei den defensiveren Anlage- strategien der vermögensverwaltenden Fonds sei die Gesamtkostenbelastung unverhältnis- mäßig hoch und würde sich somit durch einen erheblich negativen Einfluss auf die Rendite der Anleger auswirken. Deshalb erlaube am Ende nur ein Blick auf die Gesamtkosten- struktur eines Fonds einen echten Rückschluss auf das wahre Risikoprofil und somit auf die Performancequalität, so Petersmann. Ein wichtiges Ziel seiner Studie sei die Möglich- keit für einen freien Berater, einen Vermö- gensverwalter oder auch einen Bankberater, einen Blick hinter die Kulissen der wahren Kosten zu werfen. Für seine Auswertung verwendet das Petersmann Institut die laufenden Kosten aus dem Anlegerinformationsdokument KIID. Dann werden die angefallenen Kosten für die erfolgsabhängige Vergütung ermittelt, sofern eine erhoben wird. Dies wird der Kostenkenn- ziffer hinzugerechnet und als „Annual Report Net Expense Ratio“ ausgewiesen. Darüber hinaus suchen die Analysten aus den jährli- chen Rechenschaftsberichten der Fonds die Angaben zu den angefallenen Transaktions- kosten heraus. Dieser Posten erscheint meist als Summenangabe. Dieser Betrag wird dann in Relation zum Jahresmittelwert des Fonds- volumens gesetzt und als Prozentsatz ausge- wiesen. Somit lassen sich die Transaktions- kosten der Gesamtkostenquote hinzurechnen. Das Institut weist diese Kennziffer dann als sogenannte „erweiterte TER“ aus. Für die neue Studie untersuchten Petersmann und seine Kollegen die Zahlen für das Jahr 2014. Die Studie zeigt sowohl negative als auch positive Beispiele. „Auf der positiven Seite 72 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 markt & strategie I vermögensverwaltende fonds Foto: © mimadeo | Fotolia Vermögensverwaltende Produkte wollen das Kapital der Anleger bewahren. Eine Studie beleuchtet ihre zum Teil hohen Kosten, die dabei im Wege stehen könnten. Vielleicht gut, sicher teuer Vernebelte Sicht: Vermögensverwaltende Fonds locken mit ihrem Ansatz immer mehr Anleger. Welche Kosten dabei am Ende auf die Kunden zukommen, ist aber nicht immer klar erkennbar.

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