FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

ED I TOR I A L www.fondsprofessionell.de | 1/2016 9 Neue Argumente für die Aktiv-vs.-passiv-Debatte Die Diskussion darüber, ob aktives oder passives Asset Management überlegen ist, drohte langweilig zu wer- den. Doch nun hat Yves Choueifaty, der Gründer des Pariser Asset Managers Tobam, die oft stereotyp geführte Debatte um ein bisher kaum beachtetes Ar- gument bereichert. Seiner Meinung nach ist passives Management Gift für die Wirtschaft. Das klingt über- trieben, doch es lohnt sich, Choueifatys Gedanken nachzuvollziehen. Es ist zwar richtig, dass der durchschnittliche Fonds- manager seinem Vergleichsindex hinterherhinkt. Doch das liege in der Natur der Sache – und nicht am fehlenden Können der Portfoliomanager, so der Tobam- Gründer. Wer argumentiere, Anleger sollten besser passiv anlegen, missverstehe die Rolle, die eine Benchmark beim Investieren spielt. „Schon per Defi- nition kann der durchschnittliche aktive Manager den Vergleichsindex nicht schlagen, schließlich wird diese Benchmark aus der Summe der Aktivität aller Mana- ger gebildet“, argumentiert Choueifaty. „Da die passi- ven Investoren keine eigenständigen Anlageentschei- dungen treffen, ist die Benchmark unterm Strich das Ergebnis der Arbeit aktiver Manager.“ Er schreibt der Gruppe der aktiven Manager die Auf- gabe zu, den Index nach oben zu treiben, indem sie Geld in Aktien von Unternehmen investieren, die Wert schaffen – und schlechte Firmen meiden. „Passive Investoren fällen keine Urteile dieser Art, sie bilden einfach nur die Entscheidungen der aktiven Manager nach“, so Choueifaty. „Auf die Spitze getrieben würde das Fehlen von aktivem Management die Wirtschaft, wie wir sie heute kennen, zerstören. Der Kapitalismus kann ohne Menschen, die Kapital allokieren, nicht existieren.“ Er appelliert an Anlageberater und Inves- toren, Benchmarks als Output der Investmentindus- trie zu sehen – und niemals als Input zu verwenden. In der Konsequenz bedeutet die Entscheidung für oder gegen aktives Management aus Anlegersicht ein klassisches Gefangenendilemma. Für den Einzelnen kann es durchaus rational sein, sich für einen ETF zu entscheiden, denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass dieser nach Kosten langfristig besser abschnei- den wird als der durchschnittliche aktiv gemanagte Fonds. Greifen aber zu viele Investoren zu ETFs, drückt das die Rendite aller. Hoffen wir, dass uns dies erspart bleibt. Ihr Bernd Mikosch Chefredakteur

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