FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

markt & strategie I ariel bezalel | jupiter E igentlich hat Ariel Bezalel allen Grund zur Freude. Der Manager des Dynamic Bond Fund aus dem Hause Jupiter schloss trotz aller Widrigkeiten an den Anlei- henmärkten das Jahr 2015 mit einem Plus ab. Zudem stellt sich ein beachtlicher Vertriebs- erfolg ein: Die Luxemburger Variante des Fonds verwaltet mittlerweile mehr als fünf Milliarden Euro. Das ist noch weit weg von Konkurrenten wie Richard Woolnough von M&G oder Michael Hasenstab von Franklin Templeton. Aber die Starmanager hadern mit einer schwachen Performance ihrer Dick- schiffe. Woolnough und Hasenstab kämpfen mit Abflüssen, ganz anders als Bezalel. Herr Bezalel, kann man angesichts der niedrigen Zinsen mit Anleihen überhaupt sein Vermögen bewahren, geschweige denn Geld verdienen? Ariel Bezalel: Das ist durchaus möglich. Das Bild ist zwar sehr gemischt, aber zu Jahresbeginn haben etwa deutsche und US-Staatsanleihen Kursgewinne verzeich- net. Solide Unternehmensanleihen hielten sich auch ganz passabel, Hochzinsan- leihen hingegen erlitten Verluste. Das zeigt eine Flucht der Anleger in sichere Häfen und in Qualität. Davon profitieren Sie? Ja, als die Spekulationen über ei- nen Zinsschritt in den USA aufkamen, fielen die Kur- se von US-Staatspapie- ren. Das nutzten wir, um Treasuries zu kau- fen. Ich war der Über- zeugung, dass die US-Notenbank Fed einen Fehler macht, wenn sie die Zin- sen anhebt. Dann hob sie tatsächlich die Leitsätze an, und in der Folge kam es zu einem Ausverkauf bei riskanten Anlageklassen. Die Aktienmärkte erlitten eine Bruchlandung. Der Zinsschritt war also ein Fehler? Aus meiner Sicht ja. Kurzfristig treiben mich zwei Sorgen um: Wenn die Fed die Zinsen weiter anhebt, wird das die Risse in den Schwellenländern weiter aufreißen. Denn seit 2009 gingen Anleger eine gigantische Speku- lation ein. Sie haben sich in US-Dollar Geld geliehen und dieses in Schwellenländer inves- tiert. Die Bank für Internationalen Zahlungs- ausgleich schätzt das Volumen dieses Carry- Trades auf rund sieben Billionen Dollar, wo- von drei bis vier Billionen nach China flossen. Je mehr der US-Dollar aufwertet und die Kur- se von Schwellenländerinvestments sinken, desto fragiler wird diese Spekulation. Wir glauben, dass die Fed ihren Plan für weitere Zinsschritte aufgeben wird. Ansonsten würde sie zu dem Berg an Problemen noch weitere anhäufen. Was ist Ihre zweite Sorge? Das andere Problem ist China. Die Volksre- publik wird ihre Währung erheblich abwerten lassen müssen. Die Regierung versucht derzeit noch, die Abflüsse ausländischen Kapitals zu stoppen oder zumindest zu zügeln und die Währung nicht zu sehr abwerten zu lassen. Aber drastisch ausgedrückt: China blutet jeden Tag Geld. Letztendlich wird Peking keine Wahl haben und den Devisenkurs fallen lassen müssen – in einem ähnlichen Ausmaß wie andere Schwellenländer. Ich glaube, dass der Renminbi um mehr als 30 Prozent an Wert verlieren kann. Was hätte die Fed denn besser machen sollen? Sie hätte schon vor zwei oder drei Jahren die Zinsen anheben sollen. Wäre die Wirtschaft der USA damals dafür bereit gewesen? Foto: © Axel Gaube Mit ihrer expansiven Geldpolitik haben sich die Notenbanken in eine ausweglose Lage manövriert, meint Ariel Bezalel. Der Manager des Jupiter Dynamic Bond Fund sieht keine Zeichen für eine Aufhellung der Kon- junktur. Er misstraut dem Optimismus der Wall-Street-Banken – und sucht sein Heil in soliden Staatsanleihen. Ariel Bezalel Ariel Bezalel ist ein Jupiter-Urgestein. Bereits 1997 stieß er zu dem briti- schen Fondshaus. Ein Jahr später zog er in das Anleihen- und Mischfonds- Team der Gesellschaft ein. Den bri- tischen Jupiter Strategic Bond Fund steuert er seit der Gründung 2008 ebenso wie das im Jahr 2012 auf- gelegte Luxemburger Pendant, den Jupiter Dynamic Bond. Bezalel studierte an der Universität von Middlesex Wirtschaft. Jupiter wur- de 1985 als Investmentboutique gegründet. Zehn Jahre später übernahm die Commerzbank das Fondshaus, verkaufte es dann 2007 wieder an die Jupiter-Belegschaft. 2010 ging der unabhängige Asset Manager an die Börse. Der Groß- teil der Anteile gehört weiterhin den Mitarbeitern. Seit Auflage übertrifft der Jupiter Dynamic Bond die Konkurrenz und den Vergleichsindex deutlich. „Wir hören nicht auf das, 2012 2013 2014 2015 ’16 10 % 0 % 20 % 30 % Jupiter Dynamic Bond 90 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 » Wenn die Fed die Zinsen weiter anhebt, läuft sie Gefahr, das gesamte Finanzsystem in die Luft zu jagen. « Ariel Bezalel, Jupiter

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