FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

112 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 markt & strategie I infrastrukturfonds Foto: © Gina Sanders | Fotolia D ie Panne war mehr als ärgerlich: Am 27. März 2015 legte eine überlastete Hochspannungsstation die Stromver- sorgung rund um Amsterdam lahm. Men- schen steckten in Metros und Fahrstühlen fest. Auch am Flughafen Schiphol ging gut eine Stunde gar nichts mehr. Solche Energie-Blackouts treffen schon längst nicht mehr nur die Entwicklungsländer, sondern auch die Metropolen westlicher In- dustriestaaten. Dies liegt an vielfach maroden, sanierungsbedürftigen Netzwerken, die schnell überlastet sind. Und die Auslastung steigt mit dem weltweiten Wachstum der Bevölkerung. „Es leben immer mehr Men- schen auf der Erde, die zunehmnd mobiler werden und mehr Energie verbrauchen“, sagt Stefan Scheurer, Kapitalmarktexperte und Mitautor der Studie „Infrastruktur – Rückgrat der Weltwirtschaft“ von Allianz Global Investors. Der aktuelle Bericht der Vereinten Na- tionen zur Entwicklung der Weltbevöl- kerung belegt es: Lebten im Jahr 1950 in allen Ländern der Erde 2,5 Milliarden Menschen, so sind es heute über sieben Milliarden. Bis 2030 sollen es rund acht Milliarden sein. Damit steigt der Bedarf an gut ausgebauter Infrastruktur. Die OECD schätzt das weltweite Volumen für Investitionen in neue Infrastrukturprojekte sowie für die Instandhaltung bestehender Strukturen zwischen 2010 und 2030 auf durchschnittlich 1,8 Billionen US-Dollar pro Jahr. Ein Bedarf, den gerade die seit der Finanzkrise hoch verschuldeten Staaten nicht allein decken können. „Dieser milliardenschwere Markt ist für Investoren sehr interessant“, sagt Scheurer. Das erkennen zunehmend die Versicherer. Gerade erst hat die Allianz ihr Investment in erneuerbare Energien mit dem Erwerb von drei Windparks in Finnland auf gut drei Mil- liarden Euro ausgebaut. Für Privatanleger kommen solche langfris- tigen Beteiligungen eher nicht in Frage. In- vestments in täglich liquide Infrastrukturfonds können in Zeiten magerer Zinsen und schwankender Kurse aber eine gute Alterna- tive sein. Der Grund: Aktien solcher Emitten- ten erzielen oft erkleckliche Renditen, sind auf der anderen Seite aber weniger schwankungs- anfällig als Papiere von Unternehmen anderer Branchen. Inzwischen steht privaten Anlegern eine recht ordentliche Auswahl an Investment- fonds offen. Etwa 25 Investmentgesellschaf- ten bieten Produkte für Retailkunden an, bis auf eine Ausnahme sind es Aktienfonds. In ihrer Anlagepolitik unterscheiden sich die Fonds stark voneinander. Dabei ist das wohl wichtigste Differenzierungskriterium das Verständnis davon, was grundsätzlich zur Infrastruktur zählt. „Es gibt eine eng und eine weiter gefasste Definition“, sagt Michel Degosciu vom Schweizer Finanzdienstleister LPX, der den Index NMX Infrastructure Composite Global anbietet, ein für die Bran- che wichtiges Barometer. Fondsmanager, die nach der engeren Defi- nition investieren, wählen ausschließlich Titel von Unternehmen, die im Bereich der Kern- oder Basisinfrastruktur tätig sind. Dazu zählen die Betreiber von Infrastrukturnetzen wie Pipelines, Schienen- und Stromnetzen oder Funkmasten. Konzerne, die diese Netz- werke errichten sowie Dienstleister und Versorger, die sie nutzen, werden nicht hinzugerechnet. Auf Infrastruktur umgestellt Ein Investmenthaus, das die strengen Kriterien anlegt, ist Veritas aus Frankfurt mit seinem Ve-RI Listed Infrastructure. Veritas hat den ehemals breiter aufgestell- ten Aktienfonds 2014 umgestellt. „Studien haben gezeigt, dass globale Infrastruktur- aktien in der Vergangenheit gute Renditen erzielt haben“, erklärt Fondsmanager Christian Riemann, „und zwar bei ver- gleichsweise geringem Risiko.“ Der Ve-RI Die OECD schätzt das globale Volumen für Infrastrukturinvestitionen bis 2030 auf 1,8 Billionen US-Dollar jährlich. Als Anleger kann man via Fonds einsteigen. Rendite mit Netzwerken Das weltweite Wachstum der Bevölkerung und die Globalisierung lassen den Bedarf an gut ausgebauter Infrastruktur enorm steigen. Privatanleger können an diesem Trend teilhaben – wenn auch nur über Umwege. Kerninfrastruktur vorne Infrastruktur-Indizes vs. MSCI World Aktien aus dem Bereich Kerninfrastruktur (NMX Infrastructure) liefen in den vergangenen Jahren besser als Infrastrukturaktien allgemein (S&P Global Infrastructure). Quelle: Bloomberg 2014 0 % -25 % 25 % 50 % 75 % 100 % 125 % 150 % NMX Infrastructure Composite TR MSCI World S&P Global Infrastructure (ETF) 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2015 ’16

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=