FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

116 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 markt & strategie I transaktionskosten Foto: © Börse Stuttgart I n der Theorie sind Investmentfonds das ideale Instrument für den langfristigen Vermögensaufbau. Wer sein Geld vor 20 Jahren in einen ausgewogenen Mischfonds steckte, konnte seinen Einsatz im Durch- schnitt verdreifachen, zeigt die Wertentwick- lungsstatistik des Branchenverbandes BVI – trotz geplatzter Internetblase und Lehman- Crash. In der Praxis allerdings halten die wenigsten Anleger ihrem Fonds so lange die Treue. Viele suchen schon nach einem kleinen Kursrutsch das Weite, nur um ein halbes Jahr später, wenn die Erholungsrally längst gelau- fen ist, wieder einzusteigen. Noch hekti- scher agieren manche Vermögensverwalter und Dachfondsmanager, die ihre Portfolios mitunter wöchentlich umschichten. Für den Fondsmanager kann das unangenehm werden, insbesonde- re dann, wenn sich hohe Mittelzu- und -abflüsse abwechseln: Kaum hat er das neue Geld in Aktien oder Renten angelegt, wird es wieder abgezogen. Das verursacht jedes Mal Handels- kosten, die den Fonds belas- ten – und damit alle investierten Anleger. Wie groß das Problem ist, lässt sich mit einem Blick auf eine sonst wenig beachtete Zahlenreihe der Bundesbank erahnen. Die Notenbank-Statistiker erheben Monat für Mo- nat, wie viel Geld den deutschen Publikums- fonds durch die Ausgabe neuer Anteile zu- fließt – und was unterm Strich, also nach Anteilsrücknahmen, übrig bleibt. 2015 zum Beispiel flossen den Fonds mit DE-Wertpa- pierkennnummer insgesamt 137,3 Milliarden Euro zu. Weil Anleger im vergangenen Jahr allerdings auch Anteile für 106,9 Milliarden Euro verkauften, beläuft sich das Mittelauf- kommen der Fonds netto nur auf 30,4 Milliar- den Euro. 2007, im Jahr vor der Lehman-Plei- te, steckten Anleger sogar 176,4 Milliarden Euro in deutsche Publikumsfonds. Weil sie aber noch mehr Geld abzogen, verbuchten die Anbieter unterm Strich einen Mittelabfluss von fast acht Milliarden Euro (siehe Grafik Seite 118). Auch Bestseller betroffen Vom eifrigen Hin und Her ihrer Anleger bleiben auch die bekannten Bestseller-Fonds nicht verschont. Bert Flossbach beispielsweise sammelte mit seinem Flossbach von Storch Multiple Opportunities in den zwölf Monaten bis Ende September 2015 unterm Strich zwar fast 1,6 Milliarden Euro ein. Um dieses Er- gebnis zu erreichen, musste er aber Anteile für 2,5 Milliarden Euro ausgeben, denn gut 900 Millionen Euro flossen aus dem Portfolio ab. Vielen anderen Topsellern erging es nicht bes- ser (siehe Grafik unten). Fast schon skurril wirkt die Entwicklung des Volumens beim Dekafonds, dem Deutsch- landaktien-Flaggschiff der Sparkassen-Grup- pe. Der Fonds verwaltete Anfang 2015 gut 3,9 Milliarden Euro, zum Jahresende waren es dann glatte vier Milliarden. Insgesamt, so könnte ein unbeteiligter Beobachter meinen, ist mit dem Portfolio also wenig passiert. Doch weit gefehlt: Unterjährig flossen dem Fonds gut 750 Millionen Euro zu – und rund 1,1 Milliarden Euro wieder ab. In den Fonds ist also mehr Bewegung, als auf den ersten Blick zu erkennen wäre. Das treibt die Handelskosten nach oben. Im FvS Große Mittelzu- oder -abflüsse belasten aktiv gemanagte Fonds mit hohen Trans- aktionskosten, was die Rendite aller Anleger drückt. Bei ETFs ist das fairer gelöst. Vorteil Börsen handel Händler an der Börse Stuttgart: Ordert ein Anleger einen ETF, trägt er die Kosten seines Einstiegs selbst. Innerhalb des ETFs fallen nur Transaktionskosten an, wenn der Index angepasst oder Erträge reinvestiert werden. Nie nur in eine Richtung Mittelzu- und -abflüsse ausgewählter Publikumsfonds in Millionen Euro* Es kommt selten vor, dass ein Fonds fast nur Zu- oder Abflüsse verzeichnet. Meist findet ein reger Handel mit den Anteilen statt – auch bei den Bestsellern. *im vergangenen Geschäftsjahr (in Klammern: Geschäftsjahresende) | Quelle: Jahresberichte -4.000 -3.000 -2.000 -1.000 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 Dekafonds CF (31.12.15) DWS Aktien Strategie Deutschland (30.09.15) Kapital Plus (31.12.15) FvS Sicav Multiple Opportunities (30.09.15) Union Privatfonds: Kontrolliert (31.03.15) Nordea 1 Stable Return (31.12.15) Ethna-Aktiv (31.12.15) 2 Mittel zufluss Mittel abfluss 6.657,2 Mio. Euro 6.594,8 Mio. Euro 2.818,0 2.499,1 1.134,5 1.056,7 754,8 -4.050,4 Mio. Euro -2.378,3 -28,3 -937,1 -431,9 -684,8 -1.120,0 1

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