FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

118 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 Multiple Opportunities etwa beliefen sich die Transaktionskosten im letzten Geschäftsjahr auf 8,7 Millionen Euro, im Dekafonds auf 5,7 Millionen Euro und im DWS Aktienstrategie Deutschland auf 2,8 Millionen Euro. Glimpflich davon kommt ein Fondsmana- ger immer dann, wenn sich die Anteilsausga- ben und -rücknahmen eines Tages die Waage halten, schließlich muss er sein Portfolio in diesem Fall nicht anfassen. Kleinere Zu- und Abflüsse lassen sich über die Kasse abpuffern. Bei großen „Tickets“ ist der Portfoliomanager aber quasi zum Handeln gezwungen – was die Rendite aller Investoren schmälert. Faire Lösung bei ETFs Bei börsengehandelten Indexfonds ist das pfiffiger gelöst: Jeder Investor, der einen ETF kauft oder verkauft, trägt die dafür nötigen Handelskosten selbst. Das spart auf Fonds- ebene viel Geld. So fielen im iShares Core Dax UCITS ETF, dem größten deutschen ETF, im vergangenen Geschäftsjahr gerade mal Transaktionskosten von 54.400 Euro an – bezogen auf das Fondsvolumen von derzeit 7,8 Milliarden Euro eine zu vernachlässigende Größe. „Transaktionskosten fallen innerhalb eines ETFs im Prinzip nur an, wenn der Index angepasst wird oder Erträge wie Dividenden oder Zinsen reinvestiert werden“, sagt Peter Scharl, iShares-Vertriebsleiter für Deutsch- land, Österreich und Osteuropa. Dass die Transaktionskosten der ETFs so niedrig sind, obwohl sie meist deutlich häufi- ger gehandelt werden als normale Fonds, liegt am Prozess, mit dem aus dem Geld eines An- legers ein ETF-Anteil wird. Will ein Investor einen ETF kaufen, wendet er sich nicht an den Fondsanbieter, sondern kauft über die Börse oder handelt direkt mit einem Market Maker. „Benötigt ein Market Maker neue Anteile unseres Dax-ETF, weil die Nachfrage seiner Kunden das Angebot übersteigt, liefert er uns die 30 Einzeltitel ein und erhält dafür Fondsanteile“, sagt Scharl. „Die Kosten für den Erwerb der 30 Dax-Titel stellt der Market Maker seinen Kunden über die Geld-Brief- Spanne des ETFs in Rechnung. Im Fonds selbst fallen dagegen keine Transaktionskos- ten an – anders als bei einem aktiv gemanag- ten Fonds.“ Überwiegen die Verkaufsorders, läuft dieser sogenannte Creation-Redemption- Prozess umgekehrt. Statt der Einzeltitel kann der Market Maker neue ETF-Anteile auch gegen Cash anfor- dern. „In diesem Fall stellen wir dem Market Maker eine Creation-Redemption-Gebühr in Rechnung, die dieser wiederum über die Geld-Brief-Spanne an die Anleger weiter- reicht“, sagt Heike Fürpaß-Peter, die den öffentlichen Vertrieb von Lyxor-ETFs in Deutschland und Österreich leitet. Diese Gebühr entspricht übrigens den „Additional Trading Costs“ (ATC), die anfallen, wenn Kunden von Finanzberatern ihre ETFs über eine Fondsplattform ordern. Es ist auch möglich, ETF-Anteile direkt beimAnbieter zu erwerben oder zurückzuge- ben – das hat der Gesetzgeber so vorgesehen. „Hierbei fallen aber Gebühren an, die den Aufwand des ETF-Anbieters ausgleichen, so- dass dieser Weg in der Praxis keine Rolle spielt“, sagt Comstage-Chef Thomas Meyer zu Drewer. „Es handelt sich eher um eine Option für den Fall, dass ein Handel über den Markt nicht mehr möglich sein sollte.“ Auch wenn die Verteilung der Handels- kosten beim ETF fairer zu sein scheint als bei aktiv verwalteten Fonds, übertragen ließe sich dieses Modell wohl kaum. „Die wenigsten Fondsmanager wären bereit, den Market Makern jederzeit das gesamte Portfolio offen- zulegen“, sagt Fürpaß-Peter. „Doch genau das wäre die Voraussetzung.“ Swing Pricing als Antwort Allerdings hat auch die Fondsbranche eine Lösung erarbeitet: Swing Pricing. Überwiegen die Zuflüsse an einem Tag die Abflüsse, wird dabei der Nettoinventarwert (NAV) eines Fonds leicht nach oben angepasst – und bei starken Abflüssen nach unten. So soll sicher- gestellt werden, dass die Handelskosten von den Investoren getragen werden, die sie ver- ursachen, und nicht von allen Fondsanlegern. Etwa jede zweite Luxemburger Fondsgesell- schaft wendet das Verfahren zumindest für einige Portfolios schon an, zeigt eine Studie des dortigen Branchenverbandes ALFI. Deut- schen Fonds ist Swing Pricing bislang aber nicht erlaubt, und es gibt keine Hinweise da- rauf, dass sich das so schnell ändern wird. Die Methode hat Anhänger, aber auch Kri- tiker. Ein Knackpunkt ist, dass grundsätzlich für jeden Anleger der gleiche NAV gelten muss. Ein treuer Privatanleger, der sein lang- jähriges Investment am gleichen Tag auflöst wie ein Dachfondsmanager, der im Wochen- takt Millionen umschichtet, müsste bei Swing Pricing daher einen Abschlag akzeptieren, den er selbst nicht zu verantworten hat. So schnell wird die Diskussion um hohe Transaktionskosten von Fonds daher wohl nicht verstummen. Die alte Börsenweisheit behält also ihre Gültigkeit: „Hin und her macht Taschen leer.“ BERND MIKOSCH | FP Foto: © Lyxor Heike Fürpaß-Peter, Lyxor: „Die wenigsten Fondsmanager wären bereit, ihr gesamtes Portfolio offenzulegen.“ Großes Rad, kleiner Effekt Mittelzufluss und -aufkommen deutscher Publikumsfonds Die Grafik verdeutlicht, wie groß der Unterschied zwischen Brutto- und Nettoabsatz im Fondsgeschäft ist: Auch wenn die Anbieter Anteile im Milliardenwert rausgeben, bleibt unterm Strich mitunter wenig hängen. Quelle: Bundesbank Q1/2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 200 Mrd. Euro 150 100 50 0 -50 Mittel zufluss (brutto) Mittel aufkommen (netto) 150 Mrd. Euro 176 Mrd. Euro 6,4 -14,4 Mrd. Euro 29 5,7 137 Mrd. Euro 30 markt & strategie I transaktionskosten

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