FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

markt & strategie I daniel ivascyn | pimco 128 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 Foto: © Wolf Heider-Sawall E s war eine klare Ansage, die Dieter Wemmer, Finanzvorstand des Allianz- Konzerns, anlässlich der Vorstellung der endgültigen Ergebnisse für das erste Quar- tal 2016 in Richtung der eigenen Fondstochter Pimco schmetterte. Man erwarte, dass deren Kunden im zweiten Halbjahr unterm Strich endlich kein Geld mehr aus den Pimco-Fonds abziehen. „Das ist Wunsch, Anspruch und Forderung an das Management, aber auch eine realistische Erwartung“, so Wemmer wörtlich. Eine durchaus realistische Erwar- tung: Denn auch wenn die Mittelabflüsse in den ersten drei Monaten noch nicht ganz gestoppt werden konnten, so fielen diese mit neun Milliarden Euro schon deutlich geringer aus als im Vorjahresquartal, als die Zahl noch bei 62 Milliarden Euro gelegen hatte. An der Motivation, die Erwartungen der Konzernmutter zu erfüllen, wird es jeden- falls nicht scheitern, wie Daniel Ivascyn gegenüber der Redaktion signalisiert. Ivascyn, nach dem Weggang von Bill Gross zum neuen Chief Investment Of- ficer des Unternehmens ernannt, hat allen Grund zum Optimismus. Der von dem Investmentchef selbst gemanagte Pimco Income Fund kommt inzwischen auf ein Gesamtvermögen von 58 Milliarden Dol- lar, allein seit Jahresbeginn flossen knapp 20 Milliarden Dollar in den Fonds. Das ist nicht zuletzt einer hervorragenden Per- formance zu verdanken, nach Bloomberg- Zahlen hat der Fonds zuletzt 99 Prozent seiner Konkurrenten auf die Plätze ver- wiesen. Das entschädigt zumindest ein wenig für die Situation beim nach wie vor arg gebeutelten Pimco Total Return. Mit einem Volumen von 87,1 Milliarden US- Dollar ist der Fonds zwar immer noch der größte aktiv gemanagte Anleihenfonds der Welt, ist damit aber auf nur noch ein Drittel seines einstigen Volumens zusammenge- schrumpft. Im Interview gibt sich Ivascyn jedenfalls zuversichtlich, dass auch bei diesem Fonds der Turnaround bei den Mittelflüssen im weiteren Jahresverlauf klappen wird. Herr Ivascyn, Sie sind schon sehr lange im Asset Management aktiv. Was war die Entwicklung, die Sie in der jüngsten Zeit am meisten erstaunt hat? Daniel Ivascyn: Da könnte ich gleich eine ganze Reihe von Dingen nennen, von denen nicht nur ich, sondern viele andere Marktteil- nehmer vor einigen Jahren wohl noch ange- nommen hätten, dass diese so nie auftreten würden, die aber mittlerweile zu einer Art All- gemeingut in unserer Branche geworden sind. Das betrifft vor allem die Geldpolitik, deren aufmerksame Beobachtung neben der Fun- damentalanalyse und einem professionellen Credit-Research zu einem kritischen Erfolgs- faktor imAsset Management geworden ist. Im Vergleich zu meinenAnfängen in dieser Bran- che vor mehr als 20 Jahren muss man heute mehr denn je einen flexiblen und auf die indi- viduellen Bedürfnisse von Kunden ausgerich- teten Ansatz verfolgen, was die Analyse und das Verständnis von Entwicklungen an den Kapitalmärkten angeht. Wenn man dann noch die enorm gestiegenen Anforderungen durch die Regulierung mit einbezieht sowie die sehr hohe Volatilität an den Märkten, dann kann man zwar sagen, dass wir im Hin- blick auf aktives Asset Management sicher in einer sehr spannenden Zeit leben, die durchaus eine Reihe von echten Chancen bietet, die andererseits jedoch mindestens genauso große Herausforderungen für die Marktteilnehmer bereithält. Hat Sie der Zickzack-Kurs, den die Federal Reserve an den Tag gelegt hat, überrascht? Sowohl die Verlautbarungen aus Noten- bankkreisen als auch die Frage nach einem ersten Zinsanhebungsschritt waren natür- lich häufig das Thema von Gesprächen, die ich geführt habe. Bei Pimco sind wir eigentlich zu jeder Zeit davon ausgegan- gen, dass die Schritte, die die Notenbank gehen würde, sehr maßvoll hinsichtlich des Tempos von Zinsanhebungen sein würden. Was grundlegend neu war, das war nicht nur das Ausmaß, in dem Zentral- banken weltweit gezwungen waren, ihren jeweiligen Wirtschaftsraum zu stabilisieren, sondern auch die enorm hohe Interdependenz der globalen Märkte, die dadurch offenbar wurde. Das eigentlich sehr viel bedeutendere Er gilt als echtes Arbeitstier. Statt am Wochenende zu entspannen, wühlt sich Daniel Ivascyn , Group CIO von Pimco, lieber durch Quartalsberichte und Researchmaterial. Für Anleger zahlt sich das aus: Der von Ivascyn gemanagte Pimco Income Fund gehört zum Besten, was man im Bereich flexible Renten kaufen kann. Ein Gespräch. „Wir können attraktive Alternat » Wir leben in einer sehr spannenden Zeit, die eine Reihe von echten Chancen bietet, die andererseits jedoch mindestens genauso große Herausforderun- gen für die Marktteil- nehmer bereithält. « Daniel Ivascyn, Pimco Betrachtet die aufmerksame Beobachtung der Geldpolitik als kritischen Erfolgsfaktor: Daniel Ivascyn, Pimco.

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