FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

158 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 sachwerte I crowdfunding Foto: © tashatuvango | Fotiolia A uch 2015 blieb die junge deutsche Crowdfunding-Branche auf Wachs- tumskurs. Das Volumen der Crowd- investments konnte erneute um 170 Prozent gesteigert werden, und auch die Zahl der Plattformen nahm weiter zu. Für Finanzbe- rater bedeutet dies, dass das Geschäft mit den Schwarmfinanzierungen offenbar großes Potenzial hat und auch für sie interessant ist. Die Internetplattformen suchen durchaus den Kontakt zu externen Vertriebspartnern, stehen aber teilweise vor noch ungelösten Proble- men. „Der wichtigste Punkt aus Vertriebssicht ist der Umstand, dass die Projektvolumen zu klein sind“, bringt Jamal El Mallouki, Geschäftsführer von Crowddesk, das Ergebnis vieler Gespräche mit Finanzdienstleistern auf den Punkt. Zwar betragen die Emissionsvolumen im- mer öfter eine Million Euro und mehr, aber das durchschnittliche Projektvolumen beträgt weiterhin nur einige hunderttausend Euro (sie- he Grafik). Für den klassischen Vertrieb sind solche Beträge uninteressant. Der Arbeitsauf- wand und die Vorlaufzeit sind bei größeren Emissionsvolumen beinahe identisch, dagegen macht das höhere Umsatzpoten- zial den entscheidenden Unter- schied. Für den Offline-Vertrieb besteht zusätzlich das Problem, dass interessante Investment- gelegenheiten via Internet zu schnell platziert sind. Daher diskutieren auch die Plattformen über Aufwand und Nutzen der Zusammenarbeit mit externen Vertrieben. „Es gibt derzeit noch viele Fragezei- chen“, berichtet die Innovest- ment-Geschäftsführerin Christin Friedrich, die grundsätzlich „pro Vertrieb“ eingestellt ist. „Es muss aber Qualität gewährleistet werden. Im Vertrieb wurde in der Vergangenheit viel ver- brannte Erde hinterlassen. Als junges Unter- nehmen mit einem so spezifischen Angebot wie dem unseren muss man viel Finger- spitzengefühl zeigen“, lässt Friedrich eine gewisse Zurückhaltung erkennen. Viele Fragezeichen Was die Informationsqualität und das Thema Anlegerschutz betrifft, finden sich Schwachstellen aber keineswegs nur auf Sei- ten des Vertriebs. Da insbesondere die Finan- zierung von Start-ups naturgemäß mit Aus- fallrisiken behaftet ist, muss der Vertrieb die Investmentangebote intensiver prüfen. Dafür reichen jedoch die Unterlagen, die ein Klein- anleger auf der Crowdinvestment-Plattform geboten bekommt, nicht aus. Folglich fordern die Berater weitere Informationen an. Das erfordert von den Plattformen ein Maß an Transparenz und Offenheit, das sie noch nicht gewohnt sind. Außerdem fehlen vielerorts noch strukturierte Prozesse, die eine effiziente Produktprüfung ermöglichen. „Es fehlt noch ein Overall-Konzept für den Zugang und die Zusammenarbeit mit dem Offline-Vertrieb“, gesteht El Mallouki. Gleichwohl starten Plattformen Pilotakti- vitäten, um effiziente Arbeitsabläufe zu ent- wickeln. Dafür hat das Portal Fundernation erste Partnerschaften mit einem Fintech und Der Crowdfunding-Markt legte auch 2015 weiter zu, der klassische Finanzvertrieb profitierte davon bisher aber kaum. Die Plattformen wollen das ändern. Auf Wachstumskurs Das Volumen der Crowdinvestments ist 2015 um 170 Prozent gestiegen. Für die Vermögensberater bedeutet dies, dass das Geschäft mit den Schwarmfinanzierungen offenbar größeres Potenzial hat als gedacht. Junge Firmen, kleines Geld Entwicklung des durchschnittlichen Volumens pro Projekt Die durchschnittliche Funding-Summe pro Crowdfinanzierungs- runde ist seit 2011 kontinuierlich gestiegen. Quelle: crowdfunding.de 89.850 96.236 241.205 329.551 421.353 Durchschnittliches Fundingvolumen 0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 2011 2012 2013 2014 2015 Euro Ø Ø Ø Ø Ø Rasante Entwicklung Volumen erfolgreich finanzierter Projekte in Deutschland Seit dem Jahr 2011 wächst der Markt für Crowdinvestments kontinuierlich. Quelle: crowdfunding.de 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 2011 2012 2013 2014 2015 Mio. Euro 48,9 Mio. 18,2 Mio. 15,9 Mio. 4,1 Mio. 1,8 Mio. Immobilien Start-ups/KMU Energie Film

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=