FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

162 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 sachwerte I performanceanalyse Foto: © anyaberkut | Fotolia D ass Pauschalurteile generell nicht viel Wert haben, weiß man. Dass das aber selbst für geschlossene Fonds gilt, mag den einen oder anderen überraschen. Diese Produktklasse steht doch seit Langem unter dem Generalverdacht, fast schon systematisch Anlegergeld zu vernichten. Und nachdem – meist als Spätfolge der Finanzkrise – auch 2015 noch etliche Beteiligungen medienwirk- sam in die Insolvenz schlitterten und selbst in diesem Jahr bis Anfang Mai schon rund 20 Fonds mit Seeschiffen pleitegingen, gab es bisher wenig Anlass, geschlossene Fonds mit mehr Wohlwollen zu betrachten. Erst jüngst schien eine Studie der Verbraucherzentrale Hessen, in der die Produktwerbung der An- bieter des „grauen Kapitalmarktes“ untersucht wurden, alle Vorbehalte zu bestätigen. Das Er- gebnis verleitete das „Manager Magazin“ zur Schlagzeile „So versuchen Finanzjongleure Anleger hinters Licht zu führen“. Laut der im April veröffentlichten Studie hat in 80 von 91 untersuchten Fällen die Werbung nicht den aufgestellten Transparenzanforderungen ent- sprochen, und in 77 Fällen sollen die Vorteile einseitig hervorgehoben oder die Risiken ver- harmlost beziehungsweise nicht ausreichend dargelegt worden sein. Es lässt sich zwar nicht von der Hand weisen ist, dass Anleger heftige Verluste verdauen und Vertriebe Haftungsrisi- ken aus eventuellen Fehlberatungen verarbei- ten müssen: Es gibt aber – das müssten selbst Branchenkritiker eingestehen – ein Gegen- gewicht, man muss die positiven Nachrichten nur finden und lesen wollen. Laufende Erträge FONDS professionell hat die Performance geschlossener Fonds im Jahr 2015 anhand von Stichproben untersucht, und die Ergeb- nisse sind keinesfalls nur negativ. In den Ta- bellen auf den folgenden Seiten sind Fonds aufgelistet, die besonders hohe Auszahlungen an ihre Investoren geleistet beziehungsweise ihre Assets verkauft haben. In den Tabellen befinden sich Beteiligungen, die abhängig vom Emissionsjahr unter- schiedliche Reifegrade vorweisen und in unter- schiedlichen Währungen valutieren. Abgesehen von den genannten Betei- ligungen haben auch vie- le Fonds, die hier nicht gelistet sind, ihre geplan- ten Ausschüttungen von durchschnittlich fünf bis sechs Prozent mehr oder weniger exakt erreicht. In dieser Gruppe befinden sich insbesondere Immo- bilienfonds, die in den vergangenen fünf bis zehn Jahren aufgelegt wurden. Auch Energie- fonds, die anders als Im- mobilien von der Menge des erzeugten Stroms ab- hängig sind, konnten sich gut entwickeln. Nicht zu vergessen sind jene Pro- dukte, die zwar nicht planmäßig, dafür aber erfreulicherweise etwas mehr und manchmal etwas weniger als der Durchschnitt ausge- schüttet haben. Fest steht: Geschlossene Fonds liefern zählbare Ergebnisse für die Anleger. Es gibt zudem langjährige Topresul- tate, die aus der Masse herausstechen. Denn der 1975 emittierte DB Einkaufs-Center- Immobilienfonds der Deutschen Bank hat sei- nen Anlegern bislang knapp 800 Prozent ihres ursprünglichen Investitionsbetrags zurückge- spielt. Der Fonds, dem zwölf Shoppingcenter und vier Bürogebäude in Deutschland gehö- ren, zahlt seit 15 Jahren zwischen 26 und 28 Prozent pro Jahr aus. Überraschungen Bezogen auf die Ausschüttungen im ver- gangenen Jahr gehören momentan Fonds zu den Spitzenreitern, von denen man Topresul- tate nicht unbedingt erwartet hat (siehe Tabelle „Topauszahlungen laufender Fonds“). Denn mehrere Private-Equity-Beteiligungen führen die Liste der Topfonds an. Heraus sticht bei- Geschlossene Fonds sind vielfach besser, als ihr angeschlagenes Image vermu- ten lassen könnte. 2015 war für Private Equity und Immobilien ein gutes Jahr. Endlich wieder gute Nachrichten Wer geschlossene Fonds nur aus dem Wirtschaftsteil seiner Zeitung kennt, könnte glauben, sie dienten der Kapitalvernichtung. FONDS professionell hat die Performance etlicher geschlossener Fonds im Jahr 2015 untersucht und festgestellt, dass diese vielfach durchaus erfolgreich sind.

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