FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

184 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 vertrieb & praxis I depotbanken Foto: © GMF D ass sich Deutschlands Vermögensver- walter in einer Konsolidierungsphase befinden, ist ein Allgemeinplatz. Aber was heißt das eigentlich, stimmt es denn über- haupt? Tatsächlich sind präzise Zahlen nur schwer zu ermitteln, denn die bei der Bundes- anstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ge- führte Liste der nach Paragraf 32 des Kredit- wesengesetzes zugelassenen Finanzdienstleis- tungsinstitute verrät nur die halbe Wahrheit über die tatsächlichen Verhältnisse in dieser Sparte. Demnach verfügen zwar aktuell 683 Institute über eine solche Zulassung, darunter befinden sich aber Geschäftsmodelle, die mit dem Thema Vermögensverwaltung so gut wie gar nichts zu tun haben. Neben den wirklich in der Vermögensverwaltung aktiven Gesell- schaften finden sich in der Liste auch Online- broker, Family Offices und sogar Devisen- wechselstuben. Wer sich in der Szene umhört, erhält entsprechend unterschiedliche Angaben über die Zahl der Vermögensverwalter ge- nannt. Je nach Gesprächspartner reichen die Schätzungen von 350 bis 450 – immerhin ei- ne Ungenauigkeit von bis zu einem Drittel. Angesichts solch vager Daten scheinen auch alle Prognosen über das weitere Schick- sal dieser Dienstleister wenig aussagekräftig. Eine solide Beurteilung der realen Lage be- darf einer tiefergehenden Analyse – und die gibt es sogar. Hartwig Webersinke, Professor an der Fakultät für Wirtschaft und Recht der Hochschule Aschaffenburg und Leiter des Instituts für Vermögensverwaltung, hat eine solche Untersuchung durchgeführt, und das Ergebnis ist ermutigend: Demnach konnten fast drei Viertel der Vermögensverwalter in Deutschland im Vorjahr die Zahl der betreuten Kunden deutlich steigern. Im Durchschnitt be- treute ein Vermögensverwalter demnach 2015 etwa 500 Kunden, das sind rund 20 Prozent mehr als im Jahr davor. Kennt man diesen Wert, versteht man auch, warum sich im Umfeld der Vermögensver- walter einiges tut. Auf den ersten Blick sieht das nach einer Wachstumsstory aus, die man nicht verpassen sollte – mit der Baader Bank ist zu Jahresbeginn sogar ein neuer Player in diesem Segment aktiv. Sieht man sich die Sparte genauer an, wird deutlich, dass es alles andere als einfach ist, hier Geld zu verdienen. „Die Baader Bank hat zwar seit jeher Vermö- gensverwalterkunden betreut, setzt nun aber einen Schwerpunkt auf diese Kundengruppe“, erklärt dazu Norwin Schörrig, warum sein Haus den Schritt dennoch wagt. Er ist seit Jahresbeginn gemeinsam mit Albrecht Kümmerer als Co-Head in der Baader Bank für Vermögensverwalter zuständig. Das Münchner Institut, das bereits seit 2008 eine Vollbanklizenz besitzt, betreibt schon seit langer Zeit die Handelsabwick- lung für sehr viele und zum Teil sehr gro- ße Publikumsfonds, darunter auch eine ganze Reihe sogenannter Private-Label- Fonds, die Vermögensverwalter für ihre ei- genen Kunden aufgelegt haben. Von sich reden gemacht hat das Institut zuletzt auch als Gründungsbegleiter des Robo-Beraters Scalable Capital, einem der wenigen Fin- techs, die über eine KWG-Zulassung ver- fügen. Vom Erfolg des für die Baader Bank noch jungen Geschäftsfelds der umfassen- den Betreuung von Vermögensverwaltern ist Schörrig überzeugt. „Unser Unterneh- men besitzt schon heute eine große Be- kanntheit speziell unter Vermögensverwaltern, und das gerade wegen der Qualität nicht nur hinsichtlich der Orderausführung, sondern auch im Hinblick auf die Breite von handel- baren Fonds und Einzelwerten sowie anderen Finanzinstrumenten und Absicherungsmög- lichkeiten über Derivate“, gibt er sich zuver- sichtlich, was den Ausbau dieses Bereichs an- geht. Um die Möglichkeiten des Geschäftsfelds weiß Schörrig durchaus, denn er ist in diesem Segment kein Unbekannter. 15 Jahre lang war er für die Betreuung von Vermögensverwal- tern bei der Consorsbank zuständig, zuletzt als Head of Professional Partners and Transaction Banking. Im Zuge der Übernahme der DAB- Bank durch BNP Paribas und des gleichzeitig geplanten Zusammenschlusses von DAB und Consors suchte er nach einer neuen berufli- chen Herausforderung. Der Marktführer Wie es für die beiden BNP-Paribas-Töchter – die DAB wurde 2014 übernommen, Con- sors bereits im Jahr 2002 – weitergeht, dazu gibt es noch keine offizielle Stellungnahme der französischen Mutter. Es ist aber ein offe- Depotbanken, die Vermögensverwalter betreuen, sollten eigentlich vom positiven Trend in diesem Bereich profitieren – in der Realität ist das aber nicht einfach. Schwer verdientes Geld Obwohl alle Depotbanken, die für Vermögensverwalter abwickeln, Siegchancen haben, bläst doch jeder einzelnen davon ihr spezieller Gegenwind entgegen – vom Mitbewerb über die Regulierung bis zur Digitalisierung.

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