FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

vertrieb & praxis I christian staub | blackrock 234 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 Foto: © Christoph Hemmerich D er Opernturm in Frankfurt, 41. Stockwerk. Weiter nach oben geht es nicht mehr. Der Fondsriese Blackrock hat das Spitzenbüro jüngst von General Electric übernommen. Von der Terrasse in luftiger Höhe aus geht der Blick in die Hügel des Taunus nördlich der Finanzmetropole – und sogar über die Zwillingstürme der Deutschen Bank hin- weg. Hier, in einem der vier Büros im deutschsprachigen Raum, empfängt der weltgrößte Asset Manager seine Kunden. Geht es nach Christian Staub, dann wer- den künftig deutlich mehr Investoren in den Konferenzräumen sitzen. Der Regio- nenchef für Deutschland, Österreich so- wie die Schweiz und Osteuropa rechnet mit einem deutlichen Wachstum. Im Interview mit FONDS professionell erläu- tert er seine Pläne. Herr Staub, Blackrock hat seine Mann- schaft in der Region ausgebaut, insbe- sondere das Büro in Frankfurt wurde aufgestockt. Wie lauten die Ziele? Christian Staub: Blackrock hat vor gut zwei Jahren Deutschland, die Schweiz und Italien als Kernwachstumsmärkte definiert. Was Deutschland betrifft, hat dies den Hintergrund, dass es die größte Volkswirtschaft der Euro- zone ist und im Vergleich ein überdurch- schnittliches Wachstum aufweist. Demgegen- über hat unser Marktanteil, je nach Bereich, hier noch Luft nach oben. Auch daher haben wir das Ziel ausgerufen, lokal durch organi- sches Wachstum unsere Präsenz zu stärken. Wie lief bislang das Geschäft? Unser Marktanteil ist nicht in allen Bereichen gleich. Bei börsengehandelten Indexfonds sind wir der Marktführer. Das ETF-Geschäft läuft hervorragend. Dies haben einige Trends begünstigt: Einmal wäre da der breitere Trend zu passiven Investments. Aber auch ein ge- wisser Druck auf die Margen kommt hinzu. Weiterhin beobachte ich bei Banken die Ent- wicklung, für ihre Beratungsmandate weniger auf Provisionen, sondern auf pauschale Ver- gütungen zu setzen. Das setzt einen größeren Anreiz, passive Produkte zu nutzen. Wir ha- ben daher unsere Mannschaft, die das Wealth Management betreut, stark ausgebaut. ETFs erobern also immer mehrAnleger- gruppen? Historisch gesehen waren ETFs eher bei in- stitutionellen Investoren für deren taktische Allokation angesiedelt. Heute werden die Pro- dukte aber sehr viel breiter eingesetzt. Sie sind zwar noch nicht vollständig im Geschäft mit Kleinanlegern angekommen, aber in der Be- ratung vermögender Privatkunden haben sie durchaus ihren Platz gefunden. Wie sieht die Entwicklung bei aktiven Fonds aus? Hier hat Blackrock den Anspruch, unter den führenden länderübergreifenden An- bietern zu rangieren. Was die Produkt- qualität und die Vielfalt unserer Fondspa- lette angeht, müssen wir mit den Besten hier am Markt mithalten können. In den nächsten Jahren wollen wir in Deutsch- land über alle Bereiche hinweg ein orga- nisches Wachstum von rund zehn Prozent erreichen, das sich am Nettoneugeld be- misst. Das ist eine runde Zielgröße, die wir uns vorgenommen haben. Und wir sind auch gut unterwegs. Ihr Vorstandschef Larry Fink hat glo- bal für Blackrock ein Wachstumsziel von nur fünf Prozent ausgewiesen. Das ist korrekt. Aber im Vergleich zum glo- balen Ziel muss unsere Vorgabe auch möglich sein, da wir in einem ausgewiesenen Wachs- tumsmarkt agieren. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen? Einige Punkte verschaffen Blackrock einen Vorteil. Der ETF-Markt wächst praktisch von allein. In den vergangenen Jahren waren es mehr als 15 Prozent. In den kommenden Jah- ren wird er in ähnlichen Dimensionen weiter wachsen. Insofern geht es darum, entspre- chend präsent zu sein und mit innovativen Produkten den Markt mitzugestalten. Das klingt nach einem Selbstläufer. In anderen Segmenten ist es gewiss nicht so leicht. Im Retailbereich behalten viele Ver- triebsorganisationen das Geschäft strikt in der eigenen Hand. Da gilt es, sich mit entspre- chenden Leistungen einen Ruf zu erarbeiten. Das heißt, unsere Produkte müssen eine gute Wertentwicklung abliefern, und wir müssen kostengünstige Bausteine anbieten, damit wir in die Auswahl gelangen. Außerdem gilt es, als strategischer Partner bereitzustehen. Unser Haus ist mehr als ein Produktlieferant. Insge- samt haben wir über die vergangenen Jahre Blackrock hat sein Büro in der Finanzmetropole Frankfurt aufgestockt. Regionenchef Christian Staub verrät, welche Wachstumsziele der Fondsriese hierzulande erreichen will, warum börsengehandelte Indexfonds eine zentrale Rolle bei den Plänen spielen und was auf Finanzberater zukommt. „Wir müssen Beratern helfen, » In den nächsten Jahren wollen wir in Deutschland über alle Bereiche hinweg ein organisches Wachstum von rund zehn Prozent erreichen. « Christian Staub, Blackrock Christian Staub Der Absolvent der Eliteuniversität Harvard begann seine Laufbahn 1996 als Analyst und Händler bei der Schweizer Großbank UBS in Hongkong und Singapur. Dann arbeitete Christian Staub lange für die Allianz-Tochter Pimco in den USA, bevor er als Länderchef in die Schweiz ging. Von dort wechselte er schließlich als Chef für Deutschland, Österreich, die Schweiz sowie Osteuropa zu Blackrock. Sein Vorgänger war Dirk Klee, der zur Schweizer Groß- bank UBS gewechselt hat und dort operativer Vorstands- chef der Vermögensverwaltung wurde.

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