FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

M anchmal braucht es etwas Zeit, bis sich neue Ideen durchsetzen. Wie bei den indexgebundenen Rentenversi- cherungen, kurz Indexpolicen genannt. Diese Zwittermodelle, die ihren Anbietern zufolge „das Beste aus zwei Welten“ verbinden, sind derzeit der Renner unter den Versicherungs- produkten. Neu sind sie eigentlich nicht. Bereits im Jahr 2007 vermarktete dieAllianz mit ihrem Vorsorgekonzept „Index Select“ diese Idee. „Aber erst das aktuelle Zinsdi- lemma hat dazu geführt, dass ein Versicherer nach dem anderen Indexpolicen auflegt“, sagt Reiner Will, Ge- schäftsführer der Ratingagen- tur Assekurata aus Köln. 15 Mit- glieder zählt der Club der Policenanbieter inzwischen. Die Jüngsten im Bunde sind die Barmenia und die Stuttgarter Lebensversiche- rung, die ihre Produkte in den ersten Monaten 2016 herausge- bracht haben. „Und es werden höchstwahrscheinlich weitere Versicherer folgen“, vermutet Will. Herausforderung Niedrigzins Davon ist auszugehen, denn das dauerhafte Niedrigzinsniveau stellt die Assekuranz und ihre Kunden gleichermaßen vor Herausforde- rungen – und damit auch die Makler. Einige der Versicherer, die klassische Lebenspolicen noch im Angebot haben, raten Sparern von Abschlüssen mittlerweile schon ab. Ein Grund: Für die Unternehmen wird es immer schwieriger, den Zins von vier Prozent zu erzielen, den viele der alten Policen garantie- ren. Neue Zinsgarantien wären kontraproduk- tiv. Sparer, die für ihre Altersvorsorge sichere Finanzinstrumente bevorzugen, suchen daher nach Alternativen zur traditionellen Lebens- versicherung. Und Berater denken darüber nach, wo sie neue Lösungen für ihre Kunden finden könnten. In dieser Situation erscheinen Indexpolicen geradezu wie die Wesen aus der griechischen Mythologie, die – halb Mensch, halb Tier – die Vorzüge zweier Welten in sich vereinen. Die neuen Produkte versprechen Sicherheit – und die Chance, von den Entwicklungen an den Kapitalmärkten zu profitieren. Die Frage ist nur, ob diese gewagte Verbindung auch funktioniert. Komplex ist sie auf jeden Fall. „Die neuen Versicherungen bieten in der Tat Vorzüge“, erklärt Will. Der Policeninhaber erhält zwar meist keinen garantierten Zins, aber immerhin die Garantie auf den Erhalt des eingezahlten Kapi- tals. Zusätzlich bekommt er die Möglichkeit, von der Entwick- lung eines Index zu profitieren, ohne dabei Verluste zu riskieren. Berater haben mit den Policen ein interessantes Produkt, das sie vermit- teln könnten. Und der Assekuranz selbst bieten die neuen Verträge den wahrscheinlich größten Vorteil: „Da in der Regel keine garan- tierte Verzinsung vorgesehen ist, helfen Index- policen dabei, die Zinslast aus allen Beständen abschmelzen zu lassen“, sagt Frank Breiting, Leiter Altersvorsorge bei der Deutschen Asset Management (Deutsche AM). Nicht so leicht verständlich Dieser Vorzug darf als sicher gelten. Alle weiteren Pluspunkte, mit denen die Anbieter werben, bedürfen einer genaueren Betrach- tung. Immerhin üben Verbraucherschützer bereits Kritik an Indexpolicen. Sie seien „voll- kommen undurchsichtig“, warnt zum Beispiel die Verbraucherzentrale Hamburg. Tatsächlich sind die Produkte nicht so leicht zu verstehen. „Viele Anleger denken, dass es sich dabei um Fondspolicen handelt, die in ETFs investie- In der griechischen Mythologie waren Zentauren Wesen zwischen Mensch und Pferd mit enormen Fähigkeiten. In der Alters- vorsorge sollen Indexpolicen als Zwitter das „Beste aus zwei Welten“ bieten. 284 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 lebenspolicen-spezial I indexpolicen Foto: © insima | Fotolia Indexpolicen versprechen Sicherheit und gleichzeitig die Chance auf Kapital- marktrenditen. Die neuen Produkte taugen aber keinesfalls als Patentrezept. Komplizierte Zwitter

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