FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

B erenberg hat es getan, die frühere SEB auch, Fidelity ohnehin. Sogar die Qui- rin Bank hat es schon einmal hinter sich gebracht. Und nun blieb auch dem frü- heren Fernsehmoderator und Portfoliomana- ger Stefan Riße nichts anderes übrig: Sie alle haben einen oder gar mehrere vermögensver- waltende Fonds aufgelöst – wegen des zu ge- ringen Volumens. Manche Strategien passten nicht mehr in die Zeit, andere errangen nie genug Aufmerksamkeit unter Anlegern. Bei den wohl meisten hinkte aber die Wertent- wicklung hinter den Erwartungen her. So be- scherte Rißes Fonds Anlegern der ersten Stun- de rund 50 Prozent Wertverlust. In Spitzen- zeiten verwaltete er mehr als 20 Millionen Euro, am Ende lagen nicht einmal mehr drei Millionen in dem Produkt. Manche Häuser scheuen so einen Schritt aber. Branchenkennern zufolge existieren gerade im Segment der vermögensverwalten- den Fonds (VV-Fonds) noch viel zu viele schwindsüchtige Produkte. Im Fahrwasser der immer noch wachsenden Beliebtheit dieser Kategorie tummeln sich viele Anbieter, die einen Teil des Kundenansturms in eigene Pro- dukte umleiten wollen. Doch längst nicht allen Akteuren gelingt es, etwas von den üp- pigen Mittelflüssen in die Trendkategorie für sich abzuzweigen. Zahlreiche Portfolios krat- zen nur kärglich Kundengeld zusammen – sie dümpeln unter der Wahrnehmungsschwelle der Anleger, und ihr Volumen verharrt unter einer wirtschaftlich vernünftigen Größe. Die Anbieter schleppen die mickrigen Portfolios oft in der Hoffnung mit, doch noch das gro- ße Geld einsammeln zu können. FONDS professionell untersucht die Größenverhältnis- se bei vermögensverwaltenden Fonds, zieht Vergleiche zu früheren Auswertungen und geht der Frage nach, ob eine Konsolidierung bevorsteht – oder gar schon eingesetzt hat. Viele Untergewichtige Schaut man auf die nüchternen Zahlen, dann leiden viele VV-Portfolios an Unterge- wicht. Daten des auf das Segment speziali- sierten Analyse- und Ratinghauses MMD Multi Manager deuten auf einen massiven Druck zur Konsolidierung hin. Demnach bringt ein Viertel der rund 1.300 Fonds in den vier Hauptkategorien des Universums – „De- fensiv“, „Ausgewogen“ sowie „Offensiv“ und „Flexibel“ – weniger als 15 Millionen Euro auf die Waage. „Die Schwelle, ab der ein Fonds betriebs- wirtschaftlich für Anbieter und Kunden trag- fähig ist, liegt meist irgendwo zwischen 10 und 20 Millionen Euro“, sagt Klaus-Dieter Erdmann, Gründer und Geschäftsführer von MMD Multi Manager. Darunter überschreiten die anfallenden Kosten, etwa für Zulassung, Vertrieb, Marketing, Verwahrstelle sowie Wirtschaftsprüfer und natürlich auch Portfo- liomanagement, häufig die Schmerzgrenze für die Gesellschaft und die Anleger. Vor allem Letztere schultern den Großteil dieser Kosten, die von der Rendite abgehen. Mitunter kann die Schwelle tiefer liegen. „Portfolios mit simpler Strategie und geringer Handelsaktivität lassen sich im Einzelfall auch bei geringem Fondsvolumen wirtschaftlich betreiben“, sagt ein Sprecher der Service- fondsgesellschaft Universal-Investment. „Die Prozesse sind so standardisiert und technisiert, 76 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 markt & strategie I vermögensverwaltende fonds Foto: © Paul Stock | Fotolia Vermögensverwaltende Fonds liegen im Trend. Den Großteil der Zuflüsse schnappen sich aber die Dickschiffe. Die Kleinen bangen um ihre Existenz. Von der Herde ignoriert Anleger kaufen bevorzugt Fonds, die schon große Volumina verwalten. Viele kleinere Portfolios schaffen es da- her niemals über die Gewinnschwelle.

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