FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016
80 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 wird aufgegeben. Sind die meisten Kunden- gelder abgeflossen, dienen die Vehikel als eine Art internes Versuchslabor. Die Manager nut- zen den Mantel als Spielwiese, um quasi im Live-Betrieb mit etwas Startgeld eine neue Idee auszuprobieren. Bewährt sich der Ansatz, kann der Fonds dann wieder in den Vertrieb geschickt werden. Die Gesellschaft spart sich die Kosten für eine Neuauflage. Eine weitere Auswertung von MMD zeigt, dass der Markt durchaus in Bewegung ist. So wurden 2008 beispielsweise 482 vermögens- verwaltende Fonds aufgelegt, von denen immerhin 30 Prozent bis Ende 2014 wieder geschlossen wurden. Die insgesamt aber weiterhin leicht steigende Fondszahl im VV- Universum zeigt, dass den Auflösungen auch viele Neuauflagen gegenüberstehen. Neue Portfolios drängen in den Markt und buhlen um Anlegergeld – längst nicht alle werden erfolgreich sein. Die Kleinen müssen kämpfen „Jede vierte bis fünfte Neuauflage ver- schwindet innerhalb der nächsten Jahre wie- der vom Markt“, sagt Erdmann. Verstärkt werde diese Tendenz durch die zunehmende Konzentration der Mittelzuflüsse auf wenige Anbieter und Produkte. Tatsächlich vereinen allein die 30 größten Asset Manager in diesem Segment 74 Prozent des Gesamtvolumens auf sich – Tendenz steigend. Das zeige, wie schwer es für kleinere Anbieter ohne großes Marketingbudget sei, sich zu etablieren, meint Erdmann. „Denn gute Performance allein reicht eben nicht aus.“ Die kleinen müssen um Aufmerksamkeit und jeden Euro kämp- fen. Erdmann legt daher Beratern und An- legern ans Herz, auch unter den weniger bekannten Namen und abseits der großen Hit- listen nach talentierten Managern Ausschau zu halten. „Es gibt weit mehr als eine Hand- voll guter vermögensverwaltender Fonds“, ar- gumentiert der MMD-Mann. Zudem könne eine Streuung über kleine und große Fonds eine zusätzliche Diversifikation bringen. Ein Blick auf die Volumenverteilung nach Anbietergruppen verrät, wo die meisten Leichtgewichte zu finden sind: Bei den unab- hängigen Vermögensverwaltern liegen 40 Pro- zent der Portfolios unter der Marke von 15 Millionen Euro. Noch schlechter sieht es nur bei den Finanzvertrieben aus. Mehr als die Hälfte der Fonds schafft es nicht über diese Schwelle. Diese Betrachtung umfasst neben den Hauptkategorien auch das Anlegergeld, das im erweiterten VV-Segment angelegt ist. MMD zählt dazu auch bestimmte Aktien-, Anleihen- und Strategiefonds. Dass sich viele unabhängige Vermögens- verwalter in diesem Segment ausprobieren, überrascht nicht. Sie möchten in ihrem Stammgebiet mit einem eigenen Fonds ver- treten sein. Immerhin entfällt auf diese Grup- pe fast ein Drittel des Volumens. Doch gerade ihnen fällt es vielfach schwer, eine lebens- fähige Größe ihrer Produkte zu erreichen. So siecht rund ein Viertel unter dem Existenz- minimum von zehn Millionen Euro dahin. Auch wenn die betriebswirtschaftliche Hürde bei vielen kleinen Häusern besonders niedrig liegen dürfte, sind viele Produkte akut von der Schließung bedroht. Doch warum zögern augenscheinlich so viele Anbieter mit einem Schnitt, der ihnen und den Anlegern weitere Kosten erspart? „Eine Liquidation wäre für den Fondsmana- ger oftmals günstiger“, meint Erdmann. „In vielen Fällen verhindert aber das Ego, dass ein Produkt liquidiert wird, obwohl sich über mehrere Jahre erwiesen hat, dass es wirt- schaftlich nicht tragfähig ist.“ Genauso dürften einige Minifonds der Finanzvertriebe rein aus Prestigegründen mitgeschleppt werden. Der Marktanteil dieser Gruppe bei VV-Produkten ist allerdings auch verschwindend gering. Mitunter sind es aber auch geschäftspoli- tische Entscheidungen, die einen Fonds am Leben halten. „Wir prüfen jeden Einzelfall“, heißt es etwa von Universal-Investment. So werde mit den Fondsberatern vertriebsschwa- cher Portfolios besprochen, ob und wie mehr Kundengeld in das Vehikel geholt werden könne. Wenn sich über längere Zeit keine Besserung abzeichne, werde ein Wechsel der Servicegesellschaft, eine Verschmelzung oder auch eine Liquidierung besprochen. Bei einem Partner mit mehreren gut laufenden Fonds würde man im Sinne einer guten Ge- schäftsbeziehung im Gegenzug ein paar klei- nere Fonds weiter mitlaufen lassen. „Das geht aber nur, so lange die Kostenbelastung für die Anleger in einem akzeptablen Rahmen bleibt“, betont der Universal-Sprecher. „Wir verstehen uns als Anwälte der Anleger.“ Die reinen Asset-Management-Gesellschaf- ten wie Blackrock, Fidelity oder Carmignac wiederum halten ihre Produktpalette augen- scheinlich strikt sauber. Der Anteil der Fonds unterhalb der kritischen Zehn-Millionen- Marke verharrt hier im einstelligen Prozent- bereich. Auf die Fondsanbieter entfällt rund ein Drittel des verwalteten Vermögens des Universums. Die Versicherer und ihre Asset- Management-Ableger schleppen ebenfalls nur wenige Minifonds mit. markt & strategie I vermögensverwaltende fonds Foto: © Hemmerich Klaus-Dieter Erdmann, MMD Multi Manager: „Eine Liqui- dierung wäre für den Fondsmanager oftmals günstiger.“ Die Großen streichen alles ein Volumensverteilung der größten VV-Fonds und VV-Manager jeweils zum Rest des Universums Auf die 30 größten VV-Fonds entfallen 39 Prozent des in diesem Segment verwalteten Vermögens. Die 30 größten Anbieter vereinnahmen sogar 74 Prozent der Kundengelder. Quelle: MMD Rest VV-Fonds 61 % Top 30 VV-Fonds 39 % TOP 30 Asset Manager 74 % Rest Asset Manager 26 %
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