FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

E s dauerte fast exakt vier Jahre, bis es der Carmignac Patrimoine von seiner ersten Erwähnung in FONDS profes- sionell (Ausgabe 4/2004) in die Bestsellerliste der Maklerpools geschafft hatte. In unserer Ausgabe 3/2008 stand: „Shootingstar unter den Top-Fonds ist der Carmignac Patrimoine auf Rang 9“ . Heute gehört er zum „Establish- ment“ der Produktlandschaft, und in der Bestandsliste der beliebtesten Fonds steht er immer noch weit oben; was das Neugeschäft angeht, tauchte er zuletzt aber nicht einmal mehr unter den Top 20 auf. Es steht schon heute fest, dass es auch in Zukunft ähnliche Erfolgsgeschichten weniger bekannter Anbie- ter geben wird, die die Hitparaden stürmen. Die Voraussetzung dafür ist eine überdurch- schnittliche Performance in normalen Zeiten oder maximale Verlustmeidung in schwieri- gen Phasen. Und natürlich gibt es auch schon Multi-Asset-Fonds, die es mit den Ergebnis- sen der hinlänglich bekannten Flaggschiffe großer Marktplayer durchaus aufnehmen kön- nen oder diese sogar locker übertrumpfen. Meist fehlt ihnen jedoch die Vertriebspower, um mit der großen Trommel auf ihre Fonds aufmerksam zu machen. Ein Paradebeispiel dafür ist der bereits Ende 2014 aufgelegte Fonds mit dem unscheinbaren Namen „IP White“. Der Fondsmanager heißt Lars Rosen- feld und ist einer von zwei Geschäftsführern der Luxemburger Fondsboutique Inter-Port- folio. Die wurde schon im Jahr 2000 von der Freien Internationalen Sparkasse, einer im Herzogtum ansässigen Tochtergesellschaft der Sparkasse Bremen, gegründet, bisher kennt ihn aber kaum jemand. Das könnte sich aller- dings schon bald ändern, denn der Fonds ge- rät angesichts einer sehr guten Performance nach und nach auf den Schirm professioneller Fondsselektoren. Im Vergleich über ein Jahr erzielte der IP White per Ende April ein Plus von fast 15 Prozent und verwies damit etwa Frank Fischer mit seinem Frankfurter Aktien- fonds für Stiftungen und dessen sechs Prozent auf den zweiten Platz in der Vergleichsgruppe „Mischfonds Euro flexibel“ von Morningstar. Senkrechtstarter Entsprechend entwickelt der Fonds jetzt so eine Art „verzögerten Senkrechtstart“: Düm- pelte das Fondsvolumen im vergangenen Jahr noch bei rund drei Millionen Euro vor sich hin, so wuchs es 2016 bereits auf 25 Millio- nen Euro an. Investiert wird in Aktien und Anleihen unabhängig von einer Benchmark. ImAktienteil liegt der Fokus auf europäischen Nebenwerten mit einem deutlichen Schwer- punkt auf deutschen Dividendenpapieren. Im Anleihenportfolio konzentriert sich Rosenfeld in der Regel auf kurzlaufende Bonds von europäischen Unternehmen mit einer hohen Bilanzqualität. Der IP White setzt seine Cashposition aktiv ein, um Opportunitäten am Markt zu nutzen oder die Volatilität der Fonds- preisentwicklung zu reduzieren. „Wir verfolgen dabei zu jeder Zeit eine aktive Absicherungsstrategie, um den Fonds bei größeren Markt- schwankungen zu schützen“, so Rosenfeld, der seine Philosophie auf einen kurzen Nenner bringt: „Was man nicht verliert, das muss man auch nicht mühsam wieder auf- holen.“ Zum Einsatz kommen dabei in erster Linie Optionen und Futures auf die Indizes Dax und Euro Stoxx 50. Für die Schwankungsbreite des Fondspreises wie auch den maxima- len Verlust hat der Fondsmanager einen Wert von fünf Prozent definiert. Der bisherige Wertentwicklungsverlauf zeigt, dass der Fondsmanager mit seinem Konzept auf einem sehr viel versprechenden Weg ist. Im vergangenen Jahr ging der Fonds- preis überhaupt nur in zwei Monaten zurück, und auch das nur minimal, im Juni waren es ein halbes Prozent, im September gerade ein- mal 0,1 Prozent. Und auch im laufenden Jahr setzt sich Rosenfelds Erfolgsserie fort. An ins- gesamt nur 17 Handelstagen gab es beim IP White ein Minuszeichen vor der Fondspreis- entwicklung im Vergleich zum Vortag, der maximale Drawdown lag bei 2,16 Prozent. Systemanhänger Dass es insbesondere starke Kursrückgän- ge, wie wir sie zu Beginn dieses Jahres sahen, sind, die Anleger von Investments in Aktien abhalten, davon ist auch Markus Sievers, Geschäftsführer von Apano Investments in Dortmund, überzeugt. Es fehle zwar nicht an der Einsicht, dass man angesichts der Politik des billigen Geldes und des daraus resultie- renden Umfelds extrem niedriger, wenn nicht sogar negativer Zinsen eigentlich viel stärker in Sachwerte investieren müsse. „Dennoch bringen viele Anleger aus Angst vor Kurs- verlusten nach wie vor nicht den Mut auf, Lars Rosenfeld, Inter-Portfolio: „Was man nicht verliert, muss man nicht mühsam wieder aufholen.“ Sein Fonds, dessen Volumen mittlerweile sprunghaft ansteigt, ließ zuletzt bekannte Topmanager weit hinter sich. 92 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 markt & strategie I multi-asset-fonds Foto: © IYOSEFHAKIMI-nter-Portfolio Mit neuen Investmentansätzen versuchen bisher weniger bekannte Fondsmanager zu punkten. Manch einem gelingt das außerordentlich gut. Stars von morgen? 10,25 10,50 10,75 11,00 11,25 11,50 11,75 12,00 Euro April Mai ’16 IP WHITE | LU1144474043 März Feb. Jan. Dez. ’15 Nov. Okt. Sept.

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