FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

96 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 markt & strategie I multi-strategie-fonds Foto: © Pixeltheater | Fotolia B laue, gelbe, grüne und braune Farb- tupfer bedecken die Leinwand. Die einzelnen Punkte wirken wie ein plan- los dahingekleckstes Farbenchaos. Tritt der Betrachter aber einen Schritt zurück, fügen sich die einzelnen Tupfer zu einem in Pastell- tönen gehaltenen Gesamtbild zusammen: ein Strand, türkises Meer, grüne Wiesen sowie ein mediterranes Dorf. Über all dem spannt sich ein blauer Himmel. So wie etwa der Maler Paul Signac im Stile des Pointillismus seine Gemälde aus vielen einzelnen Farbpunkten zusammenfügte, so mischen die Manager von Multi-Strategie-Fonds viele einzelne, autarke Anlagestile zu einer Gesamtkomposition. Nach der Erfolgsgeschichte der Mischfonds avanciert diese neue Spielart zum Mode- thema: Immer mehr Anbieter vermarkten Produkte unter dem Etikett Multi-Strategie- Fonds. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Idee? Worin liegen die Unterschiede zu herkömmlichen Mischfonds? Und was errei- chen die vermeintlichen Alleskönner wirk- lich? FONDS professionell beleuchtet die Ideen sowie die Hintergründe und stellt einige Produkte vor. Die zunehmende Beliebtheit des Etiketts „Multi-Strategie“ dürfte unter anderem auch auf den Erfolg des 15 Milliarden Euro schwe- ren Global Absolute Return Strategies (Gars) von Standard Life Investments zurückzufüh- ren sein. Im Fahrwasser des enormen Absatz- erfolgs dieser Alleskönner-Strategie hoffen wohl einige Anbieter, ebenfalls erkleckliche Mittelflüsse mit ähnlichen Ansätzen abzu- zweigen. Dazu kommt: Eine bloße Mischung aus Aktien und Anleihen erweist sich als zunehmend untauglich, um nennenswerte Er- träge zu erwirtschaften. Das klassische Kon- zept scheitert oftmals an mageren Bondrendi- ten und hohen Aktienbewertungen. Die Multitalente sind aber gar nicht so ein- fach von anderen Spielarten der Multi-Asset- Welt abzugrenzen. Das zeigt schon ein Blick auf die Eingruppierung der Fonds bei den bei- den Datenanbietern Lipper und Morningstar. Einige Portfolios, die Morningstar der Kate- gorie „Alternative – Multi-Strategy“ zurech- net, landen bei Lipper in der Rubrik „Abso- lute Return“, so etwa auch das Dickschiff von Standard Life. Klaus Kaldemorgen mit dem auf ihn maßgeschneiderten Concept Kalde- morgen hingegen führen beide als Multi- Manager. Die Grenzen sind also schwierig zu ziehen – auch für Profis. Jerome Nunan, Produktspezialist bei Aviva Investors für den Multi-Strategy Target Return Fund (Aims), beschreibt den Ansatz als „eine natürliche Weiterentwicklung von Multi- Asset-Fonds“. Sie böten etwas Hoffnung für Investoren, „die in einer Welt mit hohen Ak- tienbewertungen und mageren Anleiherendi- ten verlässliches Kapitalwachstum suchen“, so Nunan. Seiner Definition nach können Multi-Asset-Manager über alle Anlageklassen hinweg investieren, Multi-Strategie-Manager mischen aber noch völlig unterschiedliche Anlagestile darunter. Ähnlich sieht das David Saunders, Gründer und Geschäftsführer der Hedgefondsgesellschaft K2, die zu Franklin Templeton gehört. „Ein Multi-Strategie-Ma- nager ist wie ein Fußballtrainer: Er sichert sich die besten Talente, die er entdecken kann“, beschreibt Saunders das Konzept. Von Hedgefonds inspiriert Die Idee, viele verschiedene Investmentstile zu einer Gesamtstrategie zusammenzufügen, entspringt der Welt der Hedgefonds. „Entge- gen der oft geäußerten Behauptung haben Hedgefonds in der Vergangenheit das Vermö- gen der Anleger vor dem Schlimmsten be- wahrt. Noch besser gelang das in Zeiten, als die Leitzinsen stiegen“, sagt Saunders, der mit K2 seit 20 Jahren Erfahrung in diesem Be- reich sammelt. Und er hat auch eine Begrün- dung parat: „Alternative Strategien gehen nur einen Bruchteil der Risiken ein, wie sie etwa Aktieninvestments bergen.“ Angesichts des anhaltenden Zinstiefs und Anlagenotstands übertragen immer mehr Mischfondsmanager diesen Ansatz auf Publikumsfonds. So eint die Multi-Strategen zumindest ein Punkt: Sie bündeln die besten Anlageideen in einem Fonds – seien es hauseigene oder ex- terne. „Wir sammeln die Ideen des gesamten Teams ein, von Chicago bis Singapur. Jeder Vorschlag ist willkommen, egal von wem er stammt“, erläutert Nunan. Der britische Ver- sicherungskonzern Aviva warb den Architek- ten des Gars-Konzepts, Euan Munro, vom Konkurrenten Standard Life ab und ernannte Erst Misch-, dann Multi-Asset- und nun Multi-Strategie-Fonds: Anbieter werben mit einem neuen Etikett um Mittel. Eine Suche, was diese Spielart ausmacht. Die ganze Palette im Portfolio Farbenfroh: Multi-Strategie-Manager nutzen nicht nur das gesamte Spektrum der Anlageklassen, sondern kombinieren auch verschiedene Investmentstile.

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