FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

markt & strategie I dave dudding und mark nichols | columbia threadneedle 108 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 Foto: © Columbia Threadneedle W enn man es als Fondsmanager schafft, immer wieder ganz oben auf den Performancelisten seiner Peergroup zu erscheinen – ganz gleich über welchen Vergleichszeitraum –, dann gehört man zur absoluten Spitzenklasse in seinem Geschäft. Auf Dave Dudding, seit 1999 bei Columbia Threadneedle, und Mark Nichols, seit 2015 mit an Bord, trifft das auf jeden Fall zu. Dabei managen die beiden Fondsmanager ihren Threadneedle European Select Fund nach durchaus eigenen Regeln. Ein Gespräch über die Hintergründe ihrer Strategie. Herr Dudding, als Sie im Jahr 2008 das Management des Threadneedle European Select Fund übernahmen, haben Sie einige signifikante Ver- änderungen im Hinblick auf dessen Ausrichtung vorgenommen. Worin liegt heute der wesentliche Unter- schied zu Konkurrenzfonds Ihrer Peergroup? Dave Dudding: Die Veränderungen, die ich damals vorgenommen habe, haben auch heute noch Bestand. Einer der wich- tigsten Aspekte in diesem Zusammenhang ist die Konzentration des Portfolios auf eine deutlich geringere Zahl von Einzel- werten, in die der Fonds investiert, als dies vor meiner Zeit als Fondsmanager der Fall war. Man spricht in diesem Zusammen- hang gern von einem „High Conviction Port- folio“, im Fall des Threadneedle European Select Fund bedeutet das: Wir sind Überzeu- gungstäter. War das Fondsvermögen früher auf über 70 Aktien verteilt, so sind es seit einigen Jahren nur noch rund 40 Werte, in die der Fonds investiert. Die jährliche Turnover- Rate liegt mit rund 30 Prozent wesentlich niedriger als damals, was auf der anderen Seite zu einer Verlängerung der Haltedauer von einzelnen Aktien geführt hat, die heute bei drei bis fünf Jahren liegt, deutlich länger als die am Markt sonst übliche Halteperiode für eine Aktie. Auf welchen Aktien liegt Ihr Fokus? Mark Nichols: Vielleicht zunächst ein Wort zu den Unternehmen, die wir möglichst nicht in unserem Fonds haben wollen. Das sind Fir- men, die durch gewisse Sondereffekte oder Ähnliches in einem Jahr vielleicht stark wach- sen, bei denen man aber davon ausgehen muss, dass dieses Wachstum im darauffolgen- den Jahr schon wieder deutlich geringer aus- fallen wird. Wir konzentrieren uns deshalb bewusst auf Unternehmen, die ein echtes Potenzial aufweisen, durch entsprechende Steigerungen ihrer Gewinne auf Dauer deut- lich zu wachsen und sehr viel größer zu wer- den. Wir wollen Langfristgewinner finden, daher sollte eine hohe Vorhersagbarkeit und Stabilität im Hinblick auf die künftige Ent- wicklung der Unternehmen gegeben sein, in die wir investieren. Wir stützen uns bei unse- ren Analysen auf das gemeinhin bekannte „Fünf-Kräfte-Modell“ des Harvard-Ökono- men Michael Porter, mit dem er herausgear- beitet hat, dass das Wettbewerbsverhalten und die Wettbewerbsdynamik von Unternehmen entscheidend für künftig erzielbare Invest- mentreturns sind. Darin liegt unserer Ansicht nach ein wesentlicher Unterschied zu anderen Investmentansätzen. Was sind die besonderen Merkmale die- ses Modells? Dudding: Gerade in konsolidierten Branchen finden sich einzelne Unternehmen, die über echte Alleinstellungsmerkmale und hohe Ein- trittsbarrieren in Bezug auf einzelne Produkte oder Dienstleistungen verfügen. Das gibt ihnen in der Regel eine klare Preissetzungs- macht und sorgt für die angesprochene Vorhersagbarkeit in Bezug auf künftige Unternehmenserträge. Diese Unterneh- men weisen zudem in der Regel höhere Cashflows und einen geringeren Verschul- dungsgrad und damit ein deutlich gerin- geres Finanzrisiko als der Wettbewerb auf. Konkret auf unser Portfolio bezogen führt das dazu, dass der Fonds es über die Jahre hinweg geschafft hat, stetig besser abzuschneiden als der Gesamtmarkt, und das bei einem kontinuierlich geringeren Risiko. Das Fonds-Beta ist durchweg geringer als eins und die Standardabwei- chung erkennbar geringer als die der Benchmark. Wenn Sie von einer gewissen „Vorher- sagbarkeit künftiger Unternehmens- gewinne“ sprechen, dann hört sich das natürlich gut an. Dennoch agieren doch auch Sie mit Ihrem Fonds nicht vollkommen losgelöst von makroökono- mischen Entwicklungen und Trends? Dudding: Natürlich nicht, und es wäre ver- messen zu behaupten, dass makroökonomi- sche Trends überhaupt keinen Einfluss haben auf die Aktien, in die wir investieren. Daher halten wir als Fondsmanager uns natürlich ständig auf dem Laufenden über die aktuellen Entwicklungen auf der makroökonomischen Ebene. Wir profitieren dabei von den haus- eigenen globalen Research-Kapazitäten unse- rer Gesellschaft genauso wie von regelmä- ßigen Meetings mit unseren Kollegen von der volkswirtschaftlichen Seite als auch den Ma- Der Threadneedle European Select Fund gehört über verschiedene Vergleichszeiträume hinweg zu den Top- Performern in der Kategorie Aktien Europa ohne Großbritannien. Am 31. Oktober 2016 wird der Fonds 30 Jahre alt – höchste Zeit für ein Update-Gespräch mit den beiden Fondsmanagern Dave Dudding und Mark Nichols . „Wir wollen in erster Linie » Wir konzentrieren uns bewusst auf Unterneh- men, die ein echtes Potenzial aufweisen, durch entsprechende Steigerungen ihrer Gewinne auf Dauer deut- lich zu wachsen und sehr viel größer zu werden. « Mark Nichols, Columbia Threadneedle

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