FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

146 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 roundtable I immobilien Alexander Endlweber, FONDS professionell: Die Immobilienbranche diskutiert heftig über hohe Preise und sinkende Renditen. Wie bewerten Sie angesichts der Tatsache, dass weiter sehr viel Investorenkapital in den Markt drängt, die aktuelle Situation? Thomas Beyerle, Catella: Die Situation ist wie- der besser, nachdem im zweiten Quartal das Transaktionsvolumen in Deutschland rückläufig war. Der Brexit hatte eine aufschiebende Wir- kung. Im August haben die Transaktionen wie- der zugenommen. Ich glaube aber nicht, dass das Volumen dieses Jahr so stark wie 2015 wird. Louis Obrowsky, Semper Constantia: Die Nach- frage ist extrem groß. Absolut gesehen ist die Attraktivität der Immobilie in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Aber, und das ist eine skurrile Situation, die relative Attraktivität ist gestiegen, zum Teil aufgrund der Alternativlo- sigkeit. In einer konservativen bis ausgewogenen Vermögensverwaltung ist derzeit auch eine nied- rige Immobilienrendite sehr attraktiv. Sonja Knorr, Scope Analysis: Für geschlossene Fonds wird es mit ihrer Kostenstruktur schwie- rig, mit den aktuellen Preisen noch Produkte zu schnüren, die im Rendite-Risiko-Verhältnis sinn- voll sind. Bei anderen Produkten ist das noch ein bisschen leichter, da sehen wir Renditen, die marktentsprechend nach unten gehen. Hier muss der Investor auf das Risikoprofil achten. Marcus Lemli, Savills: In den letzten Jahre ha- ben immer mehr institutionelle Investoren ihre Gewichtung zu Immobilien erhöht. Dieser Trend hält an. Die Preise sind eine Herausforderung. Ganz anders sieht das Bild aber aus, wenn man die Kapitalkosten berücksichtigt: Da gewinnt die Immobilie weiterhin an Attraktivität, sodass wir derzeit kein sinkendes Anlegerinteresse sehen. Holger Wachter, DW Real Estate: Immobilien sind nach wie vor sehr spannend. Denn die Ka- pitalwerte und die Renditedifferenz zwischen Anleihen und Immobilien sind historisch hoch. Bei neuen Investitionen muss man sich jede Immobilie genau ansehen. Manche Objekte, die risikoreich aussehen, sind es gar nicht. Oliver Weinrich, Drescher & Cie.: Aus der BVI- Statistik ist deutlich ablesbar, dass die Immo- bilieninvestition im Fokus steht. Für die Publi- kumsfonds kommt dazu, dass die Schlager der letzten Jahre – Stichwort Mischfonds – aufgrund der unsicheren Entwicklung insbesondere bei Aktien und Renten nicht mehr so gut sein kön- nen wie die offenen Immobilienfonds. Timo Lutz, Commerz Real: Vor ein paar Jahren hätte keiner gedacht, dass man dafür bestraft Es gibt keine Alternative Die Diskussionsteilnehmer (v.l.n.r.): Thomas Beyerle (Catella Property Valuation), Gernot Archner (BIIS Bundesverband der Immobilien-Invest- ment-Sachverständigen), Timo Lutz (Commerz Real), Sonja Knorr (Scope Analysis), Eugen Otto (Otto Immobilien), Marcus Lemli (Savills Deutschland), Oliver Weinrich (Drescher & Cie. Immo Consult), Holger Wachter (DW Real Estate), Louis Obrowsky (Semper Constantia Immo Invest) Fotos: © Christoph Hemmerich Die Nullzinspolitik der Notenbanken treibt die Investoren in Immobilien. Die Nachfrage pusht die Preise und drückt die Renditen. FONDS professionell diskutierte mit Branchenteilnehmern über die Aussichten auf den Immobilienmärkten. » Die Fonds rechnen nichts mehr schön, und ich sage ganz offen: Man kann jedes Objekt schön- oder totrechnen. Wichtig ist, dass man hinter seinen getroffenen Annahmen steht. « Timo Lutz, Commerz Real

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