FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

164 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 sachwerte I schiffsfonds Foto: © Fotolia | corlaffra, Lange Vermögensberatung S chiffsfonds befinden sich in der schlimmsten Krise, die Reeder, Initia- toren, Vertriebspartner und Anleger je gesehen haben. Das Vertrauen in diese Asset- klasse ist massiv erschüttert. Daher gab es in den vergangenen Jahren auch kaum neue Angebote. Überraschend hat nun die bayeri- sche Reederei MST im Frühjahr einen neuen Schiffsfonds aufgelegt. Anleger sollen 16,8 Millionen US-Dollar in zwei Massengutschif- fe (Bulkcarrier) investieren. Vertrieblich ist das ein mutiger Versuch, denn auch der Bul- kermarkt ist von der Krise schwer gezeichnet: Der Baltic Dry Index (BDI), das Leitbarome- ter der Branche, hat Anfang des Jahres neue historische Tiefstwerte erreicht, und mit den derzeit marktüblichen Chaterraten verdienen die Schiffseigentümer kein Geld. Trotzdem glaubt MST an den Markt und investiert selbst 11,2 Millionen US-Dollar in den Fonds. Das MST-Angebot wirft die Frage auf, ob neue Schiffsbeteiligungen im Vertrieb realisti- sche Absatzchancen haben und auf ein Come- back spekulieren können. Schließlich gab es in den vergangenen beiden Jahren zeitweilig Aufwärtstendenzen auf den Chartermärkten. Die Tankschiffe haben, getrieben vom Öl- preiseinsturz und vom Ende des Embargos gegen den Iran, sogar einen so starken Auf- schwung erlebt, dass Fonds, die noch Tanker in ihrem Portfolio hatten, unerwartet viel an die Anleger ausschütten konnten (siehe FONDS professionell 4/2015). Ein bisschen Rückenwind Außerdem haben zahlreiche Fonds durch einen erfolgreichen Verkauf ihrer Schiffe un- verhofft doch noch ein akzeptabes Ergebnis erreicht, was in der generellen Negativbericht- erstattung über Schiffsfonds aber untergeht. Freilich ist die Messlatte für den Erfolg heute niedriger als vor der Krise: Gut ist, wer kein Anlegergeld verliert, und sehr gute Beteiligun- gen schaffen neben der vollständigen Einla- genrückzahlung noch einen Gewinn für den Investor (siehe Tabelle nächste Seite). Daher möchte man meinen, dass sich Ver- triebe und Anleger, die im Endeffekt wenigs- tens mit einem blauen Auge davongekommen sind, langsam wieder für neue Schiffsanlagen interessieren könnten. Aus der aktuellen Marktperspektive würde es sich um ein anti- zyklisches Invesmtent handeln, das vom mo- Trotz schwerer Turbulenzen in der Schifffahrt bringt ein Anbieter einen neuen Schiffsfonds auf den Markt. Hat diese Assetklasse echte Chancen im Vertrieb? Gefangen in der Krise Öltanker im Rotterdamer Hafen: Die Schifffahrtsbranche scheint nicht aus ihrem tiefen Tal herauszukommen. Das kann Chancen für antizyklische Investments bieten. Doch darauf wollen sich die wenigsten Anleger einlassen. Charterraten Rohöltanker Vor allem die großen VLCC-Tanker haben 2015 und Anfang 2016 relativ gut verdient. Den positiven Trend konnten sie jedoch nicht halten. Quelle: Clarksons Research 10 20 30 40 60 70 80 90 100 110 Aug 2014 2015 Juli 2016 50 VLCC Suezmax Aframax Charterraten Bulkcarrier Der Bulkermarkt war schon immer sehr zyklisch. In den vergangenen Jahren folgte einem Zwischenhoch stets der totale Absturz. Quelle: Clarksons Research 5 10 15 20 25 30 Capesize Average Spot Panamax Average Spot Supramax Tripcharter 1 Aug 2014 2015 Juli 2016 Charterraten Containerschiffe Die Containerschiffe leiden unter extrem niedrigen Frachtraten, die einen profitablen Betrieb unmöglich machen. Quelle: Clarksons Research 5 10 15 20 25 C 1,700 teu grd FCC, 6-12 mth TC 2,750 teu gls FCC, 6-12 mth TC 4,400 teu gls FCC, 6-12 mth TC 5 2013 2014 2015 2016 2012 tausend USD pro Tag tausend USD pro Tag tausend USD pro Tag

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