FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

198 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 vertrieb & praxis I haftungsdach Foto: © Allianz D ie Haftungsdächer im freien Vertrieb haben meist einige Dutzend vertraglich gebundene Vermitt- ler. Mit mehr als 100 „Tied Agents“ gelten die Bank für Ver- mögen, NFS Netfonds und BN & Partners schon als groß. Doch es gibt einen anderen Bereich dieses Marktes, in dem es um ganz andere Dimensionen geht. So hatte die Oldenburgische Landesbank (OLB) bis vor Kur- zem stolze 22.972 Vermittler unter Vertrag – aus einem einfa- chen Grund: Das Institut diente den Heerscharen von Allianz- Vertretern, die neben Versiche- rungen auch Investmentfonds von Allianz Global Investors (AGI) vertrei- ben, als Haftungsdach. Am 1. Juli hat diese Aufgabe allerdings ein anderes Institut übernommen: die Fondsdepot Bank. Das bislang vor allem als Fondsplatt- form bekannte Institut aus dem bayerischen Hof steigt damit auf einen Schlag zum wohl größten Haftungsdach der Republik auf. Historisch verbunden Grund dafür sei eine „konzerninterne Neu- ordnung“, wie eine Sprecherin des Versiche- rers auf Anfrage mitteilte. Bereits im Juli 2015 habe AGI begonnen, die Depotführung an die Fondsdepot Bank zu übertragen. Diese Part- nerschaft sei jetzt gemeinsam mit der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) ausge- baut worden. „Für Kunden kommen so künf- tig Depotführung und Vermittlung von Antei- len an Investmentvermögen und Vermögens- verwaltungsprodukten der AGI aus einer Hand“, so die Sprecherin. Die ABV ist die zentrale Vertriebsunterstützungs- und -organi- sationseinheit der Allianz Deutschland. Die Fondsplattform und der Asset Manager sind historisch miteinander verbunden. Die Fondsdepot Bank war ein Gemeinschafts- unternehmen von Allianz Global Investors und der Xchanging-Gruppe, bevor das briti- sche Unternehmen 2014 alle Anteile über- nahm. Nach eigenen Angaben administriert Xchanging schon seit dem Jahr 2007 Invest- mentkonten für AGI. 10,6 Millionen Euro Provision Einer Bafin-Datenbank zufolge meldete die OLB zum 30. Juni alle Allianz-Vertreter als vertraglich gebundene Vermittler ab. Die börsennotierte Regionalbank, deren Aktien zu gut 90 Prozent der Allianz Deutschland gehö- ren, diente seit Mitte 2013 als Haftungsdach für das Fondsgeschäft der Allianz-Vertreter. Für die „Sicherstellung der Wertpapier-Com- pliance“ bekam die OLB im vergangenen Jahr von der Konzernmutter 1,2 Millionen Euro überwiesen, wie aus dem Geschäfts- bericht des Instituts hervorgeht. Die OLB wird den Verlust des Haftungs- dachgeschäfts verschmerzen können. Die Bank gab Anfang August einen Gewinn- sprung für das erste Halbjahr bekannt und er- höhte die Prognose. „Unverändert ist die OLB als erfolgreiche Regionalbank Teil des Allianz- Konzerns und für uns auch weiterhin ein attraktiver Partner für den Verkauf von Ver- sicherungsprodukten im Nordwesten“, betont die Sprecherin. Dennoch ist es bemerkens- wert, dass die Allianz ihre Vertreter von der unternehmenseigenen Bank abzieht und unter ein konzernfremdes Haftungsdach hängt. Bevor die Allianz-Vertreter ihr Investment- geschäft direkt über die OLB abwickelten, ge- schah das über die Allianz Bank, eine Zweigniederlassung der Oldenburgischen Landesbank. Allerdings war der Versiche- rungsriese mit dem Versuch ge- scheitert, eine Bank unter dieser Marke zu etablieren. Zur Jahres- mitte 2013 stellte die Allianz Bank deshalb ihren Betrieb ein. Im vergangenen Jahr nahmen die Allianz-Vertreter mit AGI- Fonds in Summe 10,6 Millionen Euro Provisionen ein, lässt sich dem OLB-Zahlenwerk entneh- men. Das ist eine Steigerung um fast ein Drittel zum Vorjahr, als sich die Provisionserträge noch auf acht Millionen Euro beliefen. Mit Blick auf die schiere Größe der Vertriebsmannschaft relativiert sich der Millionenbetrag freilich: Im Schnitt nahm jeder Allianz-Vertreter, der sich dem Haf- tungsdach angeschlossen hatte, mit dem Investmentgeschäft im vergangenen Jahr nur 460 Euro ein. Viele Vermittler fassen nur selten Fonds an, andere dagegen empfehlen diese Produkte häufiger. Fehlende Unterschriften Dem Haftungsdach haben sich zwar die meisten, aber nicht alle Allianz-Vertreter an- geschlossen. Eine absolute Zahl veröffentlicht das Unternehmen nicht. Der Versicherer gibt nur bekannt, deutschlandweit mehr als 8.300 Agenturen zu unterhalten, in denen allerdings mehrere Berater arbeiten können. Hinzu kommen rund 24.000 Nebenberufler. Während die OLB der Bafin zuletzt rund 23.000 Vermittler gemeldet hatte, waren es bei der Fondsdepot Bank Mitte September erst rund 18.600. Diesen Unterschied erklärt sich die Allianz-Sprecherin vor allem mit der Urlaubszeit: Wegen des Haftungsdachwech- sels muss jeder Vermittler eine neue Vertre- tervereinbarung unterzeichnen, und derzeit liegen noch nicht alle Unterschriften vor. Ein paar hundert mehr oder weniger – für unab- hängige Berater sind das Welten, im Aus- schließlichkeitsvertrieb nur eine Randbe- merkung. BERND MIKOSCH| FP Wollte ein Allianz-Vertreter Fonds vermitteln, geschah das über die Oldenburgische Landesbank. Jetzt hat die Fondsdepot Bank diese Aufgabe übernommen. Unter neuer Flagge Viele Allianz-Vertreter verkaufen nicht nur Versicherungen, sondern auch Fonds von Allianz Global Investors. Für dieses Geschäft benötigen sie ein Haftungsdach.

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