FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

208 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 sind zirka 85 Prozent der Finanz- und Versi- cherungsmakler Kleinbetriebe mit entspre- chend geringem finanziellem und personellem Spielraum. Nur 16 Prozent der Betriebe aus der Branche bilden überhaupt aus, zeigt eine Umfrage der Deutschen Maklerakademie. Hinzu kommt, dass viele erfolgreiche Ver- triebler Quereinsteiger sind, die gar nicht über die fachliche Eignung verfügen, um andere anleiten zu können. Und schließlich sind sich Experten einig, dass viele Vermittler nicht ausbilden, da sie befürchten, dass die jungen Leute nach demAbschluss zu einem Konkur- renten wechseln. Die wenigen Finanzberater, die ausbilden möchten, erhalten kaum Unterstützung. Pro- jekte und Kooperationen von Versicherern oder Maklerpools zur Nachwuchsförderung existieren so gut wie nicht. Eine Ausnahme ist die VFM-Gruppe: Der Maklerverbund hat seit 2008 insgesamt 21 junge Menschen aus- gebildet. Neun von ihnen wurden von Part- nern geschickt. Die meisten davon arbeiten jetzt im Vertrieb, berichtet Andreas Seidl, der zuständige Abteilungsleiter bei der VFM- Gruppe. Sein Unternehmen übernimmt den praktischen Teil der Ausbildung, die fachliche Schulung erfolgt – auf Kosten der Partner – bei Going Public. Imageprobleme Kleineren Büros unterlaufen oft weitere Fehler, wenn sie sich als Ausbildungsbetrieb versuchen. So legen sie meist kaumWert auf das Vertriebstalent der Kandidaten. „Daher passiert es oft, dass ein Makler eine ungeeig- nete Person anstellt. Nach zwei Fehlversuchen gibt er dann entnervt auf“, weiß Perschke. „Junge Menschen muss man mit Blick auf die Kundenberatung an die Hand nehmen und sie so bestenfalls für den Vertrieb begeistern“, ergänzt Seidl. „Man kann nicht erwarten, dass sich ein Azubi von Anfang an automatisch auch zum Vertriebler entwickelt.“ Auch der schlechte Ruf der Branche er- schwert die Nachwuchssuche. Hiervon sind die freien Vermittler offenbar stärker betroffen als die Versicherer und die großen Vertriebe. Diese können ihre Ausbildungsplätze zumin- dest nach eigenen Angaben gut besetzen: Die Kandidaten lassen sich nicht vom Image ab- schrecken, sondern fühlen sich von den inter- essanten Facetten des Berufs angesprochen. Den Versicherern und Vertrieben hilft, dass sie die Vorzüge des Jobs wesentlich besser über professionelle Internetseiten, soziale Medien oder Businessnetzwerke wie Xing darstellen können als kleine Firmen. Außerdem sind die Unternehmen das ganze Jahr über bei Job- messen vertreten, die sich an Berufseinsteiger richten. Dazu kommen persönliche Empfeh- lungen. 100 neue Berater pro Monat Die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) spielt hier einen besonderen Trumpf aus: „Viele unserer Berater schicken ihre Kinder in die IHK-Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen oder zu einem dualen Studium zum Bachelor of Arts mit dem Schwerpunkt Finanzvertrieb“, sagt Dirk Reiffenrath, im Vorstand der DVAG für die Aus- und Weiterbildung verantwortlich. „Häufig passiert es auch, dass Kunden auf uns zugehen und fragen, ob ein Ausbildungsplatz für ihre Kinder frei ist.“ Diese Rekrutierungsmaßnahmen sind of- fensichtlich sehr erfolgreich. Rund 100 junge Menschen absolvieren derzeit ein duales Stu- dium an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Marburg. Hinzu kommen zirka 500 Azubis in den einzelnen Direktionen, berichtet Reiffenrath. „Von den monatlich rund 100 neuen Beratern sind 10 bis 15 Pro- zent Auszubildende oder duale Studenten“, betont der DVAG-Vorstand. Swiss Life hat dagegen „nur“ 108 Azubis in seinen Reihen, die 5,2 Prozent der Ver- triebler stellen. Bei der Continentale Versi- cherung sind rund 110 Azubis und duale Studenten in der Außendienstausbildung. Die Allianz beschäftigt zwar aktuell 470 Azubis und 199 duale Studenten, davon geht aber vertrieb & praxis I beraternachwuchs Foto: © Going Public, DVAG Ronald Perschke, Going Public: „Nach zwei Fehlversu- chen geben Makler entnervt auf.“ Fast halbiert Prüfungen zum Versicherungsfachmann (§ 34d GewO) Aus den Zahlen des Berufsbildungswerks der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) zu den 34d-Prüfungen zum Versicherungsfachmann lässt sich nicht ablesen, wie viele Quereinsteiger Versicherungsvermittler werden. Schließlich ist für die nicht selbstständige Vermittlertätigkeit im Versicherungsbereich die 34d-Prüfung nicht zwingend erforderlich, solange ein Vorgesetzter die nötige Erlaubnis hat und für seinen Mitarbeiter haftet. Quelle: BWV 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 10.758 7.489 be- standen 5.715 Teilnehmer 4.133 Prüfungsteilnehmer davon bestanden Dirk Reiffenrath, DVAG: „Häufig fragen uns Kunden, ob ein Ausbildungsplatz für ihre Kinder frei ist.“

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