FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

D er Fondsindustrie geht es blendend – die Tiefzinspolitik der Notenbanken treibt ihr die Anleger geradezu in die Arme. Anders als Bankguthaben jenseits der 100.000er-Marke sind Investmentfonds nicht nur insolvenzsicher, sondern bieten auch die Chance auf attraktive Erträge. Der turbulente Jahresbeginn bremste das Wachstum Anfang 2016 zwar etwas, nach Jahresmitte meldete die Branche aber wieder die zweithöchsten Nettomittelzuflüsse seit dem Jahr 2000. Die Optionen für Anleger, am Boom der Fondsbranche teilzuhaben, sind jedoch dünn gesät. Nur wenige Fondsgesellschaften sind börsennotiert, und auch nur eine Handvoll sammelt per Anleihen Geld ein. In deutsche Gesellschaften können Interessierte praktisch gar nicht investieren. Wer sich an Fondsan- bietern beteiligen will, wird am ehesten in den USA und Großbritannien fündig – erhältlich sind Aktien von Blackrock, Franklin Temple- ton (Franklin Resources) und Invesco, Aber- deen oder Jupiter. Noch dünner ist das Angebot gesät, wenn man nach Schuldtiteln von Investmenthäusern sucht. Doch warum verschulden sich Fonds- anbieter überhaupt? Warum unterwerfen sie sich dem Richterspruch von Ratingagenturen, wo es doch sonst ihre eigenen Fondsmanager sind, die Investmenturteile fällen? „Historisch gesehen haben Asset-Manage- ment-Firmen nie hohe Schulden aufgenom- men“, berichtet Christian Kuendig, der bei der Ratingagentur Fitch den Bereich Finanzdienstlei- ster leitet. „Mit dem Fondsgeschäft lassen sich hohe Einnah- men und Gewinn- margen erzielen.“ Die Gewinne fallen so üppig aus, dass sich kaum ein Haus Geld leihen muss. Zumal der Kapi- talbedarf der Bran- che im Vergleich zu anderen Wirtschafts- zweigen gering aus- fällt. Das Aufsetzen eines Fonds, Vertrieb und Marketing sowie das Management eines Fonds sind mit relativ geringem finanziellem Aufwand verbunden. „Die Asset-Management-Branche ist nicht so kapitalintensiv wie etwa die Industrie, wo viel Geld für die Anschaffung von Maschinen be- nötigt wird, oder der Einzelhandel, wo ein recht hoher permanenter Barbestand nötig ist, um die laufenden Ausgaben zu decken“, er- läutert Edward Bonham Carter, Vizepräsident des britischen Hauses Jupiter. „Fondsgesell- schaften weisen normalerweise einen so ho- hen Cashflow auf, dass sie keine Anleihen ausgeben müssen“, ergänzt er. Teure Übernahmen Der Fondsmanager und einstige Jupiter- Firmenchef hat jedoch einen Fall ausgemacht, in dem sich selbst hochpotente Häuser doch Geld leihen: „Meist ist das nur nötig, wenn sie Übernahmen finanzieren müssen.“ Bo- nitätswächter Kuendig sieht das genauso: „Zukäufe sind definitiv ein Grund, Schulden aufzunehmen.“ Dies gilt besonders für grö- ßere Übernahmen. Kleinere Akquisitionen können die üppig mit Kapital ausgestatteten Asset Manager meist bar bezahlen, praktisch aus der Portokasse. Wie sehr aber ein großer Zukauf den Schul- denstand aufblähen kann, zeigt das Beispiel des Branchenprimus Blackrock (siehe Grafik). Konzernchef Larry Fink schmiedete nicht zuletzt durch Übernahmen den weltgrößten Fondsmanager. So verschmolz sich Blackrock im Jahr 2006 mit dem Investmentmanage- ment von Merrill Lynch. Dann schnappte sich Fink 2007 die Dachhedgefondsgesellschaft Quellos zum Kaufpreis von 1,7 Milliarden Dollar. Die zuvor kaum nennenswerte Ge- samtverschuldung riss die Marke von einer Milliarde Dollar. Im Jahr 2009 verleibte sich Blackrock dann Barclays Global Investors mitsamt der Index- fondssparte iShares ein. Der Kaufpreis bezif- ferte sich auf 13,5 Milliarden Dollar. Das ka- tapultierte die Verbindlichkeiten auf fast 5,7 Milliarden Dollar. Problematisch war dieser drastische Anstieg aber nicht. Denn schon im Folgejahr drückte der Riese seine Gesamtver- schuldung wieder auf rund 3,3 Milliarden Dollar. In den Jahren 2011 und 2012 stiegen die Verbindlichkeiten wieder. Ein Grund war unter anderem ein Aktienrückkauf, mit dem Blackrock eigene Anteile von der Bank of America Merrill Lynch zurückkaufte. Die Beteiligung war ein Überbleibsel der Fusion 2006. Seit 2013 verharrt die Schuldenquote in Finks Reich auf stabilem Niveau. Schulden für Startkapital Vor allem kletterte aber mit den Schulden auch der operative Gewinn nach oben. Der Riese kauft sich also über die Verbindlichkei- ten Geschäft ein. Das erwirtschaftet die nöti- gen Erträge, um die Schulden problemlos zu bedienen. Zudem stehen den Gesamtschulden auch Barmittelbestände ge- genüber. Das für die Boni- tätsbewertung wichtige Ver- hältnis von Nettover- schuldung zum Ge- winn vor Steuern, Zinsen und Ab- s c h r e i b u n g e n (Ebitda) lag Ende 2015 bei weniger als eins zu eins. Als Richtschnur gilt un- ter Bondinvestoren: Erst wenn die Netto- verbindlichkeiten das Dreifache des Jahres-Ebitda über- 230 vertrieb & praxis I anleihen von fondsanbietern Foto: © Fotolia | grossimov Das Geschäft der Fondsanbieter ist profitabel und läuft gut. Warum nehmen einige Asset Manager trotzdem am Anleihenmarkt Kapital auf? Eine Spurensuche. Attraktive Schulden Prall gefüllt: Fondsanbieter erfreuen sich meist hoher Cashflows. Investitionen stemmen sie daher oft aus der sprichwörtlichen Portokasse. Nur in seltenen Fällen ziehen sie eine Finanzierung per Anleihe hinzu.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=