FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016
Sie mussten hausintern darum kämpfen, vertrieben zu werden? Ja, durchaus. Das ist wie in einer Familie: Bei Verwandten schaut man gern noch etwas genauer und viel kritischer hin. Aber als pro- fessioneller Fondsanbieter müssen wir die Qualität unserer Produkte sowieso ständig unter Beweis stellen. Das ist auch richtig so. Da hat der Filialvertrieb doch geholfen? Gewiss, insofern hat uns der Bankkanal im- mens geholfen – und hilft uns auch weiterhin sehr. Es ist eine beidseitige intensive Partner- schaft. Aufgrund des Erfolgs vertreiben wir die Select-Serie nun auch weltweit. Wir hatten sie daher bewusst schon von Beginn an als Luxemburger UCITS-Vehikel aufgelegt. In welchen Ländern bieten Sie die ver- mögensverwaltenden Fonds an? Die Serie vertreiben wir jetzt auch in Spanien, Portugal, Polen sowie in Chile und Brasilien. In Großbritannien haben wir gesondert ver- waltete Produkte. Grund ist einerseits das britische Pfund. Aufgrund des Provisionsver- bots dort haben wir zudem andere Vertriebs- anforderungen. Warum war Deutschland der Muster- markt? Deutschland ist ein sehr wettbewerbsintensi- ver Markt – und zudem die größte Volkswirt- schaft in Europa. Es gab bereits viele Anbie- ter, auf Santander Asset Management hat da- mals sicherlich keiner explizit gewartet. Aber von den zwölf Ländern, in denen wir nun aktiv sind, ist Deutschland das einzige, wo wir von Grund auf neu gestartet sind. Daher kön- nen wir hier sehr viel flexibler unterwegs sein. Verkaufen Sie die für den deutschen Markt entworfenen Fonds eins zu eins in Spanien oder Chile? Ja, mit der gleichen Konzeption. Allerdings passen wir sie an die regionalen Besonder- heiten an und verleihen ihnen auch stets eine lokale Note. Unser Leitspruch ist, dass wir ein globaler Fondsanbieter mit tiefen lokalen Wurzeln sind. Und dieses Motto halten wir auch ein. In London sitzt das globale Multi- Asset-Solutions-Team. Die Kollegen wählen auch die Manager für die Dachfonds aus. Sie erstellen eine globale Empfehlungsliste, aus der wiederum von der Santander Bank die lo- kalen Empfehlungen gefiltert werden. Daraus bedienen wir uns auch für die Select-Fonds. Das halten wir für sehr effizient und fruchtbar. Wie sehen die Unterschiede aus? In den defensiven Portfolio haben wir bei- spielsweise in Deutschland eine Aktienquote von maximal 20 Prozent, in Spanien hingegen nur 15 Prozent, in Großbritannien aber wie- derum 30 Prozent. Die Anpassungen sind ein Spagat zwi- schen Vereinheitlichung und lokalem Flair. Macht so etwas nicht die Kosten- vorteile einer global einheitlichen Pro- duktpalette zunichte? Nein, vieles lässt sich zentral steuern, aber eben nicht alles. Das muss ein global operie- rendes Haus immer abwägen. So haben wir in allen Ländern, in denen wir vertreten sind, auch Analysten vor Ort. Hier in Frankfurt etwa sind es zwei. Sie decken alles ab, was die deutsche Wirtschaft ausmacht: Automobil, Chemie oder Konsumgüter. Die lokale Exper- tise verknüpfen wir mit der zentralen Analyse in London. Denn wir wollen über alle Pro- dukte und Standorte hinweg ein gleiches Qua- litätsniveau halten. Vermögensverwaltende Dachfonds wei- sen aber recht hohe Kosten auf. Bei Dachfonds wurde schon viel über die Kosten diskutiert. Wir geben aber jeden Vor- teil, der sich ergibt, an die Kunden weiter. Au- ßerdem sehen wir die Auswahl der Zielfonds als echte Alpha-Quelle. Das Herauspicken der besten Manager ist mindestens so anspruchs- voll wie die Auswahl guter Unternehmen. Denn nur die wenigsten Fonds halten sich über längere Zeit unter den Besten. Oft sind Manager drei bis vier Jahre sehr erfolgreich, dann wendet sich das Blatt. Die Entwicklung der einzelnen Portfolios müssen wir daher permanent beobachten. Welche Rolle spielt der Vertrieb über freie Berater für Sie? Freie Berater spielen immer eine Rolle. Die Frage ist, wie sich dieser Bereich mit Blick auf eine Einschränkung der Provisionen durch Mifid II entwickeln wird. Wir werden immer Stefan Jochum: „Das Herauspicken der besten Manager ist mindestens so anspruchsvoll wie die Auswahl guter Unternehmen. Denn nur die wenigsten Fonds halten sich über längere Zeit unter den Besten.“ vertrieb & praxis I stefan jochum | santander asset management 240 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 Foto: © Christoph Hemmerich Stefan Jochum Stefan Jochum baute den Deutschland-Zweig von San- tander Asset Management auf. Die Fondstochter der spa- nischen Großbank Santander startete im Frühjahr 2013 mit einer Niederlassung in Frankfurt. Zudem hat er Füh- rungspositionen im globalen Dach des Hauses inne. Zuvor arbeitete Jochum als Geschäftsführer Privatkun- denvertrieb beim Axa-Konzern. Bei der Dresdner Bank wiederum war der Wirtschaftsinformatiker unter anderem für das globale Risikomanagement verantwortlich sowie Geschäftsführer beim Deutschen Investment-Trust (DIT).
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