FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016
250 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 Doch Koch hat inzwischen an drei Punkten wesentliche Änderungen festgestellt. „Der eine ist die Abdeckung der Fläche. Insbeson- dere die Marktführer haben kontinuierlich in die Vertriebsunterstützung bis hinein in die Filialen investiert“, erläutert Koch. Viele Häu- ser hätten die Defizite an der Schnittstelle zwi- schen Banken und ihren Asset Managern in Angriff genommen. Die Teams für die Pro- duktberatung seien oft aufgestockt worden und gingen in die Filialen vor Ort. Klarheit und Sicherheit „Den zweiten Fortschritt stellt die deutliche Vereinfachung der Produkte dar“, erklärt der Asset-Management-Berater. „Erheblichen Schub brachten Multi-Asset-Lösungen.“ Sie böten einen einfachen und klaren Mehrwert, sowohl für die Kunden als auch für die Bera- ter. Denn die Vermögensallokation verlagere sich nun auf die Produktebene. „Das schafft Klarheit und Sicherheit für Kunde und Bera- ter“, so der Consultant. „Dieser Punkt war frü- her der Flaschenhals in der Beratung.“ Auch beim dritten Thema, der digitalen Vertriebsunterstützung, zeigten sich Fortschrit- te. „Allerdings hat sich dieses Thema noch nicht voll entfaltet“, schränkt Koch ein. „Sol- che Systeme erlauben eine gründliche Vorbe- reitung der Beratung und stellen sicher, dass sie regulatorisch sauber abgewickelt wird. Dies schafft eine bessere Argumentationsbasis für Empfehlungen.“ An den Stellen, an denen eine digitale Vertriebsunterstützung schon ein- geführt sei, hätten sich Produktivitätssteige- rungen bis zu 30 Prozent ergeben. „In anderen Kanälen hingegen hat die Produktivität immer noch nicht das Niveau aus der Zeit vor der Finanzkrise erreicht“, ergänzt der erfahrene Branchenkenner. Gewinn für alle Beteiligten Geraten angesichts des steilen Aufstiegs der Bank- und Versicherungstöchter nun unabhän- gige Häuser ins Hintertreffen? „Wir glauben nicht, dass diese Entwicklung die Spielregeln für Drittanbieter ändern wird. Diese konzen- trieren sich im Retailbereich typischerweise auf das gehobene Segment“, meint Wall von Cerulli. Zudem könnten die Freien bis zu einem gewissen Grad von dem Trend profitieren. Denn gerade in Deutschland, den Niederlanden sowie in Spanien und Italien hätten Banken erhebliche Mittelzu- flüsse in Dachfonds lenken können. Dieses Segment sei allein über die vergangenen zwei Jahre um 43 Prozent gewachsen. Der Vertrieb von vermögensverwalten- den Dachfonds bietet für Bankkanäle einen besonderen Charme: Nehmen sie Drittan- bieter hinzu, entgehen sie dem Verdacht, lediglich Geld in die eigenen Produkte len- ken zu wollen. Zudem erspart die Kom- plettlösung eine aufwendige, mit Haftungs- risiken belastete Einzelberatung. Die Ana- lysten von Cerulli billigen diesem Segment daher ein erhebliches Wachstumspotenzial zu, gerade mit Blick auf die Einführung der neuen Finanzmarktrichtlinie Mifid II. So haben jüngst etwa die Deutsche Bank, Allianz Global Investors für die Commerzbank und Pioneer für die Hypo- vereinsbank vermögensverwaltende Dach- fonds aufgelegt, die im Vertrieb bereits er- hebliche Mittel einsammeln (siehe auch den Artikel ab Seite 86: VV-Fonds ). Über die Gebühren der Dachfonds sichern sich Banken einen Teil ihrer Margen, während Drittanbieter als Lieferanten der Zielfonds Mittelzuflüsse und damit Einnahmen gene- rieren – ein Gewinn für alle in der Branche also. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I banknahe fondsanbieter Foto: © Christoph Hemmerich Philipp Koch, McKinsey: „Erheblichen Schub brachten die Multi-Asset-Lösungen.“ Die Ströme umgekehrt Nettoabsatz von Wertpapierpublikumsfonds nach Anbietergruppe in Deutschland in Mrd. Euro Freie Anbieter lagen lange vorn, nun holen die Bank- und Versicherungstöchter auf. Quelle: BVI, eigene Berechnungen | *1. Halbjahr 2016* 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 5 -30,5 54,5 35,5 0,5 -0,5 -26,7 -11,1 -14,6 17,8 Mrd. Euro 2,0 5,1 Mrd. 10,9 7,1 -0,6 6 8,6 5,1 5,5 -3,8 -5,2 1 Unabhängige Fondsanbieter Gebundene Fondsanbieter 0 -40 60 40 20 0 -20 Die Masse bleibt Vermögen in Wertpapierpublikumsfonds nach Anbietergruppe in Deutschland in Mrd. Euro Trotz des Erfolgs freier Anbieter verwalten die gebundenen das meiste Geld. Quelle: BVI, eigene Berechnungen | *1. Halbjahr 2016* 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 G 520 Mrd. Euro 402,1 444,2 463 404,9 433,9 462,9 529 603,5 599,7 91,2 Mrd. 67,5 86,3 104,2 100,8 114,4 131,9 135,1 150 140,1 Unabhängige Fondsanbieter Gebundene Fondsanbieter U 0 700 600 500 400 300 200 100
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