FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

D ie Gruppe der Emissionshäuser, die lang genug aktiv sind, um Erfolgsbi- lanzen vorweisen zu können, und da- bei gleichzeitig keine Leichen im Keller haben, ist leider nicht sehr groß. Die Anbieter Jamestown und Hahn, deren jüngste Angebote FONDS professionell unter die Lupe genommen hat, können beides gleichermaßen für sich in Anspruch nehmen. Beide Häuser ver- fügen über jahrzehntelange Erfahrung und haben sich auf bestimmte Markt spezialisiert, statt Multi-Asset-Strategien zu verfolgen. Das wäre auch eine plausible Erklärung dafür, dass diese Fondsinitiatoren eine im Marktvergleich überdurchschnittliche Performance zeigen können. Jamestown 30 Der deutsch-amerikanische Fondsmanager Jamestown hat im September seinen 30. Pu- blikumsfonds, der in Bestandsimmobilien in den USA investiert, auf den Markt gebracht. Die Beteiligungsgesellschaft ist als Alternati- ver Investmentfonds (AIF) konzipiert und soll wie die Vorgängerfonds in vermietete Büro-, Einzelhandels- und Mietwohnobjekte in den Metropolen an der Ost- und Westküste der USA investieren. Abhängig von der Verfüg- barkeit geeigneter Immobilien und dem Inter- esse von Privatanlegern will Jamestown zwi- schen 50 und 750 Millionen US-Dollar Eigenkapital für den Fonds einwerben. Am Vorgängerfonds „Jamestown 29“ ha- ben sich nach Anbieterangaben 6.600 Anleger mit 340 Millionen US-Dollar beteiligt. Der Fonds wurde im Dezember 2015 geschlossen, hat im vergangenen Juli seine sechste Immo- bilie, ein Mietshaus in New York, erworben und ist damit voll investiert. Jamestown ver- waltet nach eigenen Angaben derzeit ein 11,8 Milliarden US-Dollar großes Vermögen. Da- von stammen 4,2 Milliarden US-Dollar von deutschen Privatanlegern. Das Unternehmen gehört der Familie Kahl und operiert von den Standorten Atlanta (US- Bundesstaat Georgia) und Köln aus. James- town beschäftigt 210 Mitarbeiter, davon 170 in den USA. Im September wurde die Leis- tungsbilanz zum 1. Januar 2016 veröffentlicht. Die Zahlen sind beeindruckend, weil sie für sich genommen gut und innerhalb des Beteili- gungsmarktes außergewöhnlich gut sind. Die insgesamt 26 zwischen 1984 und 2011 aufge- legten und aufgelösten US-Vermietungsfonds sammelten 2,66 Milliarden US-Dollar bei 64.000 Anlegern ein. Bei einer durchschnittli- chen Laufzeit von rund sechs Jahren erreichten die Fonds im Schnitt Überschüsse von rund 19 Prozent im Jahr, bezogen auf das investierte Eigenkapital (vor Steuern). Bei keiner einzigen Beteiligung haben Anleger Geld verloren. Jamestown hat aber auch deshalb einen guten Ruf, weil der Manager willens und fähig ist, Krisensituationen zu lösen. Der vor Kurzem aufgelöste Immobilien-Private-Equi- ty-Fonds „Co-Invest 4“ hat nur durch den intensiven Einsatz von Jamestown die Kurve gekriegt. Das opportunistisch ausgerichtete Beteiligungsmodell wurde 2006 aufgelegt und geriet wenig später wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise in Schwierigkeiten. Zwi- schenzeitlich sah es nach Kapitalverlusten für die deutschen Anleger aus. 2010 gab James- town als Ziel aus, den Anlegern zumindest ihr eingesetztes Kapital zurückzuzahlen. Im No- vember erhielten die Investoren nun 101 Pro- zent, der Gesamtrückfluss beträgt 108 Pro- zent. Zuvor nahm Jamestown die letzten drei Beteiligungsobjekte aufs eigene Buch, weil sich deren Verkauf schwierig gestaltete. Die drei laufenden Bestandsimmobilien- fonds (Jamestown 27, 28, 29) entwickeln sich laut Jamestown gut. Sie leisten prospektge- mäß jährliche Ausschüttungen zwischen 4,5 und sechs Prozent vor Steuern. Im ak- tuellen Fonds rechnet der Manager mit einer jährlichen Auszahlung von nur noch vier Prozent und mit einer Schluss- auszahlung von 110 Prozent nach sieben bis zwölf Jahren Laufzeit. Mit der redu- zierten Renditeprognose reagiert James- town richtigerweise auf die aktuelle Lage in den USA. Die Immobilienmärkte haben sich in den vergangenen beiden Jahren sehr dynamisch entwickelt. Das massive Interesse der Investoren hat die Preise nach oben ge- trieben, was zwangsläufig eine Renditekom- pression zur Folge hat (siehe den Artikel auf Seite 160). Für Investoren, die aus Diversifi- kationsgründen gern im Ausland und in US- Dollar investieren wollen, ist das Jamestown- Produkt auf jeden Fall interessant. Die Fondsbewertung der Efonds-Analysten lesen Sie auf der nächsten Seite . Hahn Pluswertfonds 166 Wie Jamestown zählt auch die in Bergisch Gladbach ansässige Hahn Gruppe zu den ar- rivierten und anerkannten Fondsanbietern im sonst krisen- und skandalgeschüttelten Betei- ligungsmarkt. Und noch eine Parallele gibt es zwischen den beiden Unternehmen: Beide ha- ben sich auf ein Investitionsthema spezialisiert und gelten in ihren Märkten erwiesenermaßen als Experten. Die Hahn Gruppe wird vom Gründer Michael Hahn kontrolliert und no- tierte von Ende Oktober 2006 bis Mitte Fe- bruar 2015 an der Börse in Frankfurt. Hahn legt seit 1979 Fonds mit deutschen Einzelhandelsimmobilien auf. Nachdem die Aktiengesellschaft mit Publikumsfonds groß geworden war, kam 2008 der erste institutio- nelle Fonds auf den Markt. 2014 platzierte der Investment Manager zwei Spezialfonds für professionelle Investoren, die insgesamt 160 Millionen Euro Eigenkapital bereitstellen. Hahn betreut nach eigenen Angaben ein rund 2,5 Milliarden Euro großes Immobilienver- mögen, davon entfallen 1,2 Milliarden Euro auf Privatkundenfonds. sachwerte I aktuelle beteiligungen 168 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 Foto: © Roberto1977 | Dreamstime; Jamestown 27, Hahn Fonds Pluswertfonds 166 – Baumarkt Bonn FONDS professionell liefert einen Überblick über die aktuell in Zeichnung befindlichen Beteiligungen. Zwei erfahrene Initiatoren von Immobilienfonds werben Geld für neue Projekte ein: Jamestown investiert einmal mehr in den USA, Hahn in einen Baumarkt. Sachwert radar

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