FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

V on einem Tag auf den anderen war alles anders – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Am Abend des 4. Oktober 2016 war Oliver Kapust gegen 24 Uhr zu Bett gegangen, am nächsten Morgen wachte er mit rasenden Kopfschmerzen auf. Bald konnte er seinen linken Arm kaum noch bewegen, später auch nicht mehr richtig lau- fen. Die Diagnose des Notarztes: Schlaganfall. Zwei Wochen Krankenhausaufenthalt, vier Wochen Reha. Mittlerweile geht es dem Ge- schäftsführer einer großen Baumarktfiliale in Norddeutschland wieder besser. „Das Ganze war schlimm genug“, sagt Kapust. „Aber dann ist mir auch noch aufge- fallen, dass meine Familie und ich gar nicht richtig abgesichert sind“, berichtet er. An ein Testament hatte der 46-Jährige noch nie gedacht, dafür hatte er sich einfach noch zu jung gefühlt. „Ich weiß auch gar nicht so genau, was man sonst noch alles haben soll- te“, sagt Kapust. Gern würde er sich „rund- um“ beraten lassen, wie er es nennt. „Aber dafür muss ich vom Bankberater über die Versicherung bis hin zumAnwalt wohl ziem- lich viele Experten aufsuchen“, überlegt er. Nicht unbedingt, denn Kapust könnte sich an einen sogenannten Generationenberater wenden. Ähnlich wie Nachlassplaner, auch Estate Planner genannt, arbeiten Generatio- nenmanager an der Schnittstelle zwischen Anlageberater, Versicherungsmakler, Steuer- fachmann und Rechtsanwalt. Abgesichert bis zum Tod Die Grenzen zwischen den Berufen sind fließend, Unterschiede gibt es jedoch: Estate Planner durchleuchten meist sehr komplexe Vermögen wohlhabender Kunden. Sie leiten alles in die Wege, damit das Gesamtvermögen nach dem Tod des Mandanten steuerlich opti- miert und zur Zufriedenheit aller Beteiligten auf die Erben übergeht. Ein Generationen- manager hingegen kümmert sich in erster Li- nie darum, dass ein Kunde bis zu seinem Tod in jeder Beziehung abgesichert und finanziell sorgenfrei ist. Und mit ihm seine Familie. Um dies zu erreichen, brauchen Generatio- nenberater nicht ganz so tief in die Vermö- gens- und Familienstrukturen ihrer Kunden einzutauchen wie die Nachlassplaner. Aber: Sie sprechen mit ihren Kunden über hochsen- sible Themen, lernen in der Regel Kinder, Enkel oder weitere Famili- enmitglieder kennen. Netter Neben- effekt: Damit können sie sich heute die Kunden von morgen sichern. Zudem steigt in einer Zeit, da Menschen immer länger leben, der Bedarf an Beratung über vernünfti- ge Absicherungsmodelle. Und: Mit dem Generationenmanagement kön- nen sich Bankberater, Finanzanla- genvermittler und Versicherungs- makler die immer größer werdende „Generation 50plus“ als Klientel ganz neu erschließen. Volker Reichardt ist schon dabei. Er hat vor einigen Jahren die Ausbil- dung zum Estate Planner am Private Finance Institute der European Busi- ness School in Oestrich-Winkel ab- solviert, bietet bei der Sparkasse Düsseldorf aber auch reine Genera- tionenberatung an. „Dabei geht es in einem ersten Schritt darum zu prü- fen, ob ein Kunde bis an sein Lebensende so abgesichert ist, dass ein Unfall oder eine schwere Erkrankung nicht seine ganze Fami- lie in den finanziellen Ruin treibt“, erklärt der Berater. Und natürlich darum, dass er, sofern es einmal nötig werden sollte, von den Perso- nen betreut oder gepflegt wird, die er sich für diese Aufgabe wünscht und die diese auch übernehmen möchten. „Erst wenn eine solche Absicherung ge- währleistet ist, sprechen wir auch darüber, wie der Kunde sein Kapital so anlegen kann, dass er und seine Familie sich zu Lebzeiten noch den einen oder anderen Wunsch erfüllen kön- nen“, erklärt Reichardt. Mehrere Säulen In der Tat besteht die Generationenberatung aus mehreren Säulen. „Im ersten Schritt geht es darum, das Risiko zu minimieren, dass ein Kunde seinen Angehörigen in der Zukunft einmal zur Last fallen könnte“, erläutert Margit Winkler, Geschäftsführerin des IGB Instituts für Generationenberatung in Wiesba- den. Dafür sind rechtliche, medizinische und finanzielle Vorkehrungen zu treffen. „Ein ganz 174 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 vertrieb & praxis I generationenberatung Foto: © Fotolia | Monkey Business Ist das Familienoberhaupt für den Ernstfall nicht abgesichert, treibt das die Angehörigen schnell in den Ruin. Generationenberater helfen vorzusorgen. So bleibt’s in der Familie Ein Foto aus guten Zeiten: Generationenmanager lernen oft die ganze Familie eines Kunden kennen. Sie unterstützen ihn dabei, für die Angehörigen richtig vorzusorgen – und sichern sich dabei mitunter schon die Klientel von morgen.

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