FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

224 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 vertrieb & praxis I soft close Foto: © Fotolia | by-studio D ie Nachricht schlug Anfang September hohe Wellen: Nordea nimmt für den Verkaufsschlager Stable Return kein Geld neuer Anleger mehr an. „Der Fonds hat in den vergangenen Monaten sehr hohe Mit- telzuflüsse verzeichnet, allein im Juli kamen zwei Milliarden Euro neu hinzu“, sagte Star- manager Asbjørn Trolle Hansen während einer Telefonkonferenz, in der er Vertriebs- partnern die Gründe erklärte. „Damit sind wir mittlerweile an der Kapazitätsgrenze ange- langt, bei der unsere Anlagestrategie gerade noch ungestört funktioniert.“ Daher habe man sich zu einem soge- nannten Soft Close entschieden: Nur noch Bestandskunden dürfen Fonds- anteile erwerben – für maximal eine Million Euro am Tag. Der skandinavische Vermögensver- walter ist nicht der Einzige, der zu diesem Mittel greift, um das Volumen eines Fonds nicht zu groß werden zu lassen. Auch andere Anbieter haben ihre Fonds in den Soft Close ge- schickt – die genaue Zahl lässt sich nicht ermitteln (siehe Kasten nächste Seite). Was genau ist aber ein Soft Close? Wo liegt der Unterschied zum Hard Close? Wie funktioniert ein Soft Close, und wer setzt ihn in der Praxis um? FONDS professionell hat sich umgehört. Eines vorweg: Der Begriff Soft Close – wahlweise auch Soft Closing oder Soft Clo- sure – wird nicht einheitlich gebraucht. Eine bindende Definition gibt es nicht. Einigkeit herrscht immerhin darüber, was nicht dazu- gehört: Sperrt die Kapitalverwaltungsgesell- schaft (KVG) einen Fonds in dem Sinne zu, dass sie keine Anteile mehr zurücknimmt, spricht man nicht vom Soft Close. Und bei einem vollständigen Ausgabestopp neuer Anteile ist von einem Hard Close die Rede. „Ein Soft Close meint, dass ein Publikums- fonds nicht komplett geschlossen wird. Eine Kapitalverwaltungsgesellschaft versucht le- diglich, die Mittelzuflüsse zu reduzieren“, versucht Peter Nonner, Geschäftsführer der Fidelity-Fondsbank FFB, eine Definition. Juristische Grundlage Der Grund für einen solchen Schritt ist die Verpflichtung einer KVG, das Vermögen der bestehenden Kunden zu schützen. Daher muss sie handeln, wenn der Manager eine Anlagestrategie verfolgt, die sich nicht belie- big skalieren lässt. In diesem Fall drohen wie beim Nordea Stable Return weitere Zuflüsse die Performance zu verwässern – ein Nachteil für Altkunden. Daher kann der Asset Manager Restriktionen für die Ausgabe neuer Fonds- anteile aussprechen. Die rechtliche Basis für einen Soft Close bei einem deutschen Publikumsfonds ist Ex- perten zufolge der sogenannte „Nicht-Kontra- hierungszwang“. Das bedeutet, dass eine Fondsgesellschaft nicht verpflichtet ist, jeder- zeit und an jeden Interessierten neue Fonds- anteile auszugeben. In den Verkaufsprospek- ten deutscher Publikumsfonds findet man da- her im Kapitel „Ausgabe von Anteilen“ meist folgenden Satz in dieser oder ähnlicher Form: „Die Gesellschaft behält sich vor, die Ausgabe von Anteilen vorübergehend oder vollständig einzustellen.“ Die Ver- kaufsprospekte regeln aber nicht die Details – die bleiben den Asset Ma- nagern überlassen. Hierbei müssen sie lediglich aufpassen, den Grundsatz der Gleichbehandlung von Bestands- kunden nicht zu verletzen. Abgesehen davon steht es ihnen frei, einen Soft Close oder gar einen Hard Close zu verhängen. Für ausländische Fonds gelten mitunter andere Vorgaben. Viele Möglichkeiten Doch wie wird ein Soft Close prak- tisch umgesetzt? Um das zu beschrei- ben, muss man etwas ausholen: Mit- Wird ein Fonds zu groß, entscheiden sich viele Asset Manager, die Zuflüsse zu begrenzen. Es gibt viele Varianten, wie ein solcher „Soft Close“ aussehen kann. Halb geschlossen Die Tür ist nur noch einen Spalt breit offen: Fondsanbieter haben diverse Möglichkeiten, den Mittelzufluss in ihre Produkte zu bremsen. Bei der konkreten Umsetzung sind sie jedoch auf ihre Vertriebspartner angewisen. Nordea Stable Return Nettomittelzuflüsse auf Monatsbasis in Milliarden Euro Bevor Nordea im September einen Soft Close verhängte, wurde der Stable Return mit frischem Geld geradezu geflutet. Quelle: Morningstar 0 500 1.000 1.500 2.000 Sept Aug Juli Juni Mai April März Feb Jan Dez Nov Okt Sept Aug Juli 2015 2016 Mio. Euro Juli 2015 83,5 Mio. Euro Juli 2016 2.178,5 Mio. Euro Sept. 2016 1.185,6 Mio. Euro

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