FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

262 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 bank & fonds I bankberater Foto: © Siemens Nixdorf D ie Entscheidung, später bei einer Bank zu arbeiten, traf Gerrit von Zedlitz- Neukirch schon während seiner Schul- zeit. Es war das Interesse für Themen wie Fi- nanzen und Wirtschaft, das den heute 19-Jäh- rigen ursprünglich motivierte, aber auch die Erfahrungen während eines Schulpraktikums bei der Deutschen Bank in Osnabrück festig- ten seinen Berufswunsch. Nun ist er bereits im zweiten Jahr seiner Ausbildung zum Bank- kaufmann beim deutschen Branchenprimus und mit seinem Job sehr zufrieden: „Mich reizt die Herausforderung, dass jeder Kun- de andere Ziele und andere Wünsche hat und dass man sorgfältig und zuverlässig arbeiten muss, um passende Produkte an- bieten zu können.“ Mit seiner Begeisterung ist von Zedlitz- Neukirch keineswegs allein, nach wie vor starten jährlich mehr als 10.000 junge Menschen die inhaltlich anspruchsvolle Ausbildung zum Bankkaufmann oder zur Bankkauffrau – insgesamt sind die Zahlen aber seit einigen Jahren rückläufig (siehe Grafik). Einerseits nimmt die Nachfrage der jungen Menschen nach einer Bankaus- bildung ab, andererseits schrumpft aber auch das Angebot entsprechender Ausbil- dungsplätze. Vor 20 Jahren arbeiteten fast 780.000 Deutsche im Bankgewerbe, heute sind es um 20 Prozent weniger. Margendruck und Rationalisierung bezie- hungsweise Digitalisierung zwingen die Ban- ken, mit weniger Personal auszukommen – sie benötigen daher auch entsprechend weni- ger Azubis. Das ist nicht nur ein Schaden für den Jobmarkt, sondern auch für den Finanz- platz Deutschland. Die in Banken ausgebilde- ten Arbeitskräfte waren stets auch für den Rest der Wirtschaft interessant, denn nicht alle blieben in den Kreditinstituten. Branchenex- perten halten große Stücke auf die Banklehre, vor allem wenn sich junge Leute sicher sind, dass sie im Berufsleben eine kaufmännische Richtung einschlagen möchten: „Die Ausbil- dung zum Bankkaufmann ist eine gute Vor- bereitung auf das Leben. Man lernt Menschen privat sowie als Unternehmer und Manager in vielen Situationen kennen“, meint Thomas Kohrs, Leiter des Kompetenzzentrums „Wert- papieranlage & Vorsorge“ bei der Frankfurt School of Finance and Management. „Zudem müssen die Azubis dabei recht viel Verant- wortung übernehmen. Auf dem Land haben sie sogar die Kasse und damit viel Geld in der Hand.“ Die fachlichen Herausforderungen hören mit demAbschluss der Ausbildung aber nicht auf: „Es ist ein sicherer Job, der viele Weiterbildungsmöglichkeiten bietet, zum Bei- spiel die Spezialisierung zum Junior-Anlage- berater, die ich gerade absolviere“, sagt etwa Neele Kortendieck, die bei der Targobank in Münster ihre Ausbildung absolviert. Es ist aber nicht nur das geringer werdende Angebot, das die Zahl der angehenden Bank- kaufleute verringert, auch das seit der Finanz- krise angeschlagene Image der Branche spielt eine Rolle. Einer Umfrage des Beamtenbun- des zufolge genießen Bankangestellte nur noch bei 28 Prozent der Deutschen ein hohes Ansehen. Das sind zehn Prozentpunkte weni- ger als noch 2007. Und schließlich sorgen auch die Einkommensperspektiven dafür, dass sich weniger Abiturienten bei Banken bewerben. Im ersten Lehrjahr verdienen Jungbanker zwar schon 930 Euro monat- lich. Auch das Einstiegsgehalt nach der Ausbildung fällt mit 2.125 bis 2.512 Euro verhältnismäßig üppig aus. Akademiker- gehälter liegen aber deutlich darüber, und der Abstand wächst eher. Ein BWL-Ab- solvent zum Beispiel verdient im Durch- schnitt 3.650 Euro. Das und Medienberichte über Massen- entlassungen bei deutschen Großbanken verringern die Attraktivität, die Bankjobs auf junge Menschen ausüben. Dass man als guter Kundenberater kaum Angst um seinen Job haben müsste, wissen dabei die Bankkaufmann ist nicht mehr der Traumjob, der er einmal war, die Zahl der Azubis sinkt. Dabei müsste man als Kundenberater keine Zukunftsängste haben. Nachwuchs probleme Während die Zahl der Bankjobs im Backoffice-Bereich laufend schrumpft, nimmt die Bedeutung der Kundenberater tendenziell sogar zu. Das Interesse an einer Bankkarriere ist bei Schulabgängern dennoch rückläufig. Schwindender Nachwuchs Zahl der Auszubildenden bei Banken Die Zahl der jungen Männer und Frauen, die eine Ausbildung zum Bankkaufmann oder zur Bankkauffrau machen, sinkt. Quelle: DIHK 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000 40.000 2015 2014 2013 Verträge Ausbildungsverträge gesamt Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge 35.667 Verträge gesamt .041 13 Neu- rträge Ve 32.711 Verträge gesamt .051 11 Neu- rträge Ve

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