FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

106 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 markt & strategie I srri-gesteuer te fonds Foto: © Fotolia | pictrider W er häufig mit dem Flugzeug unter- wegs ist, kennt die Situation: Bei schönstem Wetter steigt der Flieger auf, ist er eine Weile auf der maximalen Flug- höhe, beginnt die Maschine ungemütlich zu wackeln. Dann kommt die Ansage: „Wir haben einige Turbulenzen“, gefolgt von der Bitte, die Sicherheitsgurte anzulegen. Und wenn der Kaffee aus der Tasse schwappt, wird so manchem Passagier bewusst, dass die Gurte durchaus ihre Berechtigung haben. So ähnlich ist es auch mit Fonds. Solange die Märkte stabil sind, findet das Schwan- kungsrisiko eines Portfolios kaum Beachtung. Wird es ungemütlich, ändert sich dies. Vor allem wenn Fonds die Risikostufe verlassen, die ihnen der Synthetic Risk and Reward Indicator (SRRI) zuweist, wird es künftig für viele Finanzvermittler Zeit, ihren Kunden eine Ansage zu machen. Praktisch, dass es seit Kurzem Multi-Asset-Fonds mit eingebautem Sicherheitsgurt gibt. Eine Kennzahl, sieben Stufen Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGs) ermitteln die Risikostufe jedes Portfolios anhand des SRRI. Die Kennzahl ordnet Fonds je nach Schwankungsbreite sieben Risiko- stufen zu (siehe Grafik nächste Seite). Die Risikoklasse wird in den „Wesentlichen Anlegerinformationen“ (Key Information Document, KID) angegeben. „Die Fondsge- sellschaften müssen die SRRI-Stufe wöchent- lich überprüfen und gegebenenfalls im KID anpassen“, sagt Lisa Waldherr, Executive Director Sales & Marketing bei Clever Soft in München. Das Unternehmen übernimmt für Anbieter von Finanzprodukten die komplexe wöchentliche Neuberechnung des SRRI. „In sehr volatilen Phasen können Fonds schon mal die Risikostufe wechseln“, sagt Waldherr. Das passiert nicht ganz so schnell, wie sich vermuten ließe, denn der SRRI wird anhand der annualisierten Volatilität der vergangenen fünf Jahre berechnet. „Aber es kommt natürlich vor“, erklärt Waldherr. Fällt ein Fonds in einem Zeitraum von vier Mona- ten überwiegend in eine andere Risikoklasse, muss die KVG das KID ändern. Bisher keine Info-Pflicht In solchen Fällen werden ab dem kommen- den Jahr viele Finanzanlagenvermittler gefor- dert sein. „Bislang drohen Vermittlern keine rechtlichen Konsequenzen, wenn sie Anleger nicht darüber informieren, dass ein Fonds in eine höhere Risikoklasse gerutscht ist“, sagt Oliver Renner, Rechtsanwalt in der Kanzlei Wüterich Breucker in Stuttgart. Jedenfalls dann nicht, wenn sie mit ihren Kunden keine fortlaufende Betreuung vereinbart haben. Noch ist es eher unüblich, Betreuungsver- träge abzuschließen. Unter Mifid II werden viele Vermittler vermutlich aber zwangsläufig darauf umstellen müssen, denn andernfalls wird es wohl schwierig, ein Honorar oder den Einbehalt von Provisionen zu rechtfertigen. Ist eine solche Betreuung vereinbart, muss der Vermittler seine Kunden über die geänderte Risikoklasse eines Fonds informieren – und überprüfen, ob das Produkt überhaupt noch zum Risikoprofil des Kunden passt. Unter diesem Gesichtspunkt ist es durchaus vorteilhaft, dass manche Investmentgesell- schaften dazu übergehen, SRRI-gesteuerte Portfolios aufzulegen. Ziel solcher Strategien ist es, einen Fonds möglichst in jeder Markt- situation in der Risikostufe zu halten, die im KID angegeben ist. Das gibt Kunden und Beratern die Sicherheit, dass ihr Fonds stets dem Risikoprofil des Anlegers entspricht. So hat etwa Fidelity Mitte 2016 zwei Multi- Einige neue Fonds haben das Ziel, die Schwankungsbreite immer in den Grenzen zu halten, die der Risikoindikator SRRI vorgibt. In Zeiten von Mifid II ist das keine schlechte Idee. Sicher bei riskanten Sprüngen Trapezkünstler bei einem gefährlichen Sprung: Wenn Fonds aufgrund von starken Marktschwankungen in der Risiko- stufe nach oben springen, muss der Anleger informiert werden. SRRI-gesteuerte Produkte bieten ein Sicherheitsnetz. Fonds mit Volatilitätssteuerung anhand des SRRI Fonds- Laufende Performance Fonds ISIN volumen Kosten 1 Jahr Blackrock Managed Index Portfolio – Defensive LU1241524617 65,31 Mio. Euro 1,15 % 1,52 % Blackrock Managed Index Portfolio – Moderate LU1241524617 29,85 Mio. Euro 1,13 % 8,61 % Blackrock Managed Index Portfolio – Growth LU1241524880 71,22 Mio. Euro 1,13 % 13,71 % Fidelity Smart Global Defensive LU1431864823 241,67 Mio. Euro 1,55 % 3,00 % Fidelity Smart Global Moderate LU1431864153 244,47 Mio. Euro 1,69 % 8,78 % Quelle: Morningstar | Stand: 10. November 2017

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