FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

114 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 markt & strategie I hochzinsanleihen Foto: © Fotolia | dima_pics D as Dilemma ist unübersehbar: Wer sta- bile Einnahmen benötigt, muss in fest- verzinsliche Anlagen gehen. Wer dabei noch eine Rendite erzielen will, kommt um riskantere Hochzinsanleihen längst nicht mehr herum. Doch auch High Yield Bonds, also Anleihen von Unternehmen, deren Bonität unter „Investment Grade“ liegt, bringen in Europa nur noch 2,5 bis drei Prozent Verzin- sung. Eine Trendwende an den Zinsmärkten würde hier mit Sicherheit beträchtliche Kurs- verluste bewirken. Auch eine generelle Kon- junkturabschwächung – die derzeit nicht in Sicht ist – könnte die Kurse dieser Anleihen unter Druck bringen. Auf den ersten Blick scheint hier das Risiko wesentlich größer zu sein als der winkende Ertrag. Das Ergebnis: Anleger halten die Duration (Kapitalbin- dungsdauer) und damit das Zinsänderungs- risiko tief, indem sie kurze Laufzeiten favori- sieren oder ganz in Cash bleiben. Doch „die Wende“ lässt sich Zeit. Erwartungen nicht erfüllt Die Angst vor steigenden Zinsen begleitet den Anleihensektor nun schon seit vielen Jah- ren, ohne dass sie sich als begründet erweist. „Tiefer kann es nicht gehen“, lautete ein wie- derholt gehörtes Argument – kurz bevor die Renditen in Europa unter null gingen. Auch in der ersten Jahreshälfte 2017 war es wieder so weit: Steigende Zinsen lagen zum Greifen na- he. Exemplarisch dafür war die damalige Pro- gnose des Managements im Carmignac Global Bond Fund: Zehnjährige deutsche Bunds soll- ten zu Jahresende zwischen 0,8 und einem Prozent liegen. Mit einer Rekordcashquote von 40 Prozent positionierte man sich für deutliche Zinssteigerungen. Anfang November lagen die Renditen für Bundesanleihen unter 0,4 Pro- zent. So wie viele andere Investmenthäuser hatten die Franzosen die Trendwende zu früh ausgerufen. Hinter all diesen Prognosen stand und steht immer der scheinbar logische Schluss: Weil die globale Konjunktur anzieht und die Inflation (leicht) steigt, müssten die Notenbanken deutliche Schritte setzen. Doch diese zeigen sich unbeirrt. Nach der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise soll das zarte Konjunkturpflänzchen nicht wieder verküm- mern. Auf der anderen Seite allerdings stehen gewichtige Experten, die lautstark das Zins- niveau als ungerechtfertigt tief anprangern. Zuletzt warnte Ex-Fed-Chef Alan Greenspan vor der platzenden Anleihenblase – wie viele andere vor ihm. Das Problem für Anleger: Man kann sein Portfolio nicht permanent auf den Wendemodus ausrichten: Auf weniger verzinste Kurzläufer zu setzen, bis wieder kla- re Sicht herrscht, ist keine Dauerstrategie. „Zu lässig bei Zinserhöhungen“ Greenspan sagt, sollten die Zinsen steigen, ginge das viel schneller, als erwartet. Ist der Markt schlicht blind? „Ein berechtigter Punkt. Wir glauben auch, dass der Markt da ein we- nig lässig ist; er eher das Risiko Zinserhöhung insbesondere in den USA unterschätzt. Wenn die Fed die Zinsen weiter erhöht, werden wir im internationalen Kapitalmarkt darunter leiden“, sagt Thomas Knigge, Senior Product Specialist für Fixed Income Europe bei Allianz Global Investors. Dennoch kommt er punkto High Yield zu einem erstaunlich positiven Ausblick: „Wir sind der Meinung, es ist momentan die beste aller Welten. Die Bewertungen sind zwar absolut nicht mehr attraktiv. Doch der Vorteil von Bonds besteht darin, dass ich das Geld zurückbekomme und nebenbei den Kupon verdiene. Und bei High Yield werden Sie momentan für Ihr Risiko wirklich entschä- digt“, glaubt Knigge. Als Grund hierfür führt er die Tatsache an, dass es die leichte Inflation Unternehmern ermöglicht, sukzessive Preis- erhöhungen durchsetzen zu können. Hinzu komme, dass sich ihr Markt dank des globa- len Wachstums erweitert. Die Unternehmen seien gut durchfinanziert; steigende Zinsen würden selbst US-Firmen erst mit einer Verzögerung von ein bis zwei Jahren treffen, so Knigge. Gleichzeitig seien die Ausfalls- raten historisch tief. Allerdings müsse man die Qualität der High-Yield-Emissionen genau hinterfragen. Denn die Vertragsdetails der Anleihen (Cove- nants, siehe Interview) sind momentan kein Hingucker. „Die Investoren haben sich auf der Suche nach Rendite auch mit weniger Sicher- heiten zufrieden zu geben. Die Standards sind Hochzinsanleger richten sich mit kurzen Durationen auf steigende Renditeniveaus ein. Doch ein klarer Trend beim Zinsumfeld ist weiterhin nicht erkennbar. Warten auf die Zinswende Die Renditen im Hochzinsbereich sind historisch tief. Wer auf der Suche nach Zinsen in hochriskante Bereiche vordringt, muss genau rechnen. Es gibt zwar kaum Ausfälle, aber die Anleihebedingungen waren schon besser. » Wir sind der Meinung, für High Yield ist es momentan die beste aller Welten. « Thomas Knigge, Allianz Global Investors

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