FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

120 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 markt & strategie I immobilienaktien Foto: © Fotolia | peshkova I mmobilien stehen hoch im Kurs. In Bal- lungsräumen findet sich für jede Bruch- bude binnen Tagen ein Käufer, die Qua- dratmeterpreise steigen in ungeahnte Höhen, sogar die Baufinanzierung ist zum Small- Talk-Thema geworden. Anleger, die sich kein Zinshaus leisten können, pumpen Milliarden in offene Immobilienfonds, um am Boom teil- haben zu können – sofern die Fonds über- haupt neues Geld annehmen. Die hohe Nachfrage nach Immobilien ist einerseits verständlich, schließlich lassen die niedrigen Zinsen andere sichere Anlagen schlecht aussehen – und ermöglichen oben- drein eine sagenhaft günstige Finanzierung. Andererseits hat der Boom die Preise derart in die Höhe getrieben, dass die Rendite alles andere als attraktiv wirkt. Mehr als zwei Prozent Rendite pro Jahr dürfen Anleger mit offenen Immobilienfonds nicht erwarten. Mit vermieteten Wohnungen fällt der Ertrag für private Investoren oft noch dürftiger aus, zumindest nach Berücksichtigung der tatsäch- lichen Kosten. Vor diesem Hintergrund erstaunt es gerade- zu, dass der Boom an einem Sektor des Marktes vorbeizugehen scheint: Die Nachfra- ge nach sogenannten Real Estate Investment Trusts (REITs) und anderen Immobilienaktien hält sich in engen Grenzen. Die wenigsten Privatanleger oder Finanzberater haben ent- sprechende Fonds in ihrem Depot. Und die Notierungen globaler REITs-Indizes schnellen nicht etwa durch die Decke – sie hinken dem breiten Aktienmarkt seit einigen Jahren viel- mehr deutlich hinterher. Dabei gibt es durch- aus gute Gründe dafür, REITs-Fonds als Alternative zu anderen Immobilienfonds in Betracht zu ziehen. Vieles spricht für die Aktie „Viele Menschen lieben an Immobilien, dass es sich um einen realen Wertgegenstand handelt, den sie anfassen können. Bei einem REIT dagegen entfernen sie sich ein Stück weit vom eigentlichen Vermögenswert – das sorgt für eine gewisse Skepsis“, sagt Alan Supple, Fondsmanager bei J.P. Morgan Asset Management in NewYork. Er beschäftigt sich seit fast 20 Jahren mit der Immobilienbranche, zunächst als spezialisierter Investmentbanker, dann als Finanzexperte in zwei börsennotier- ten Immobilienunternehmen und seit 2008 als Portfoliomanager. In diesen Jahren ist er zu der Überzeugung gekommen, dass REITs einen hervorragenden Zugang zum Immobilienmarkt bieten. „Mit REITs lässt sich weltweit transparent in pro- fessionell verwaltete, breit gestreute Immobi- lienportfolios investieren – und das verbunden mit attraktiven Dividenden, minimalen Trans- aktionskosten und täglicher Liquidität“, sagt er. Als Preis für die tägliche Liquidität müss- ten Anleger kurzfristig allerdings eine gewisse Volatilität in Kauf nehmen. „Das eine ist ohne das andere nicht zu haben“, so der Fonds- manager von J.P. Morgan AM. Die höheren Kursschwankungen spielen ohnehin nur bei kurzfristigen Investments eine Rolle, ist Supple überzeugt. „Da wird deut- lich, dass es sich bei REITs um Aktien han- delt. Auf die lange Sicht dagegen kommen die Charakteristika der unterliegenden Vermö- genswerte zum Tragen.“ Wahrnehmungsfrage Jens Kummer, Geschäftsführer des Ver- mögensverwalters Mars Asset Management aus Bad Homburg bei Frankfurt, pflichtet ihm bei. „Bei Immobilienaktien schreckt viele Investoren die hohe Volatilität ab. Wenn man allerdings nicht den Börsenkurs heranzieht, sondern den Buchwert des Unternehmens, entwickelt sich eine Immobilienaktie ähnlich stabil wie jedes andere Immobilieninvest- ment“, sagt er. „Das ist eine reine Wahrneh- mungsfrage.“ Viele Investoren würden Anlagen in „ech- te“ Immobilien vorziehen, weil sie glaubten, dass sie nie so stark an Wert verlieren könnten wie eine Aktie. „Doch das ist eine Mär“, sagt Kummer. Er hat sich den Preisverfall an eini- gen Immobilienmärkten angeschaut. „In Japan brachen die Preise in den Jahren 1990 bis 2013 um gut 60 Prozent ein“, sagt er. Nip- pon ist kein Einzelfall, auch in Irland und Lettland verloren Häuser in den Jahren nach der jüngsten Finanzkrise die Hälfte ihres Wer- tes (siehe Grafik nächste Seite). „Das sind durchaus aktienähnliche Verluste. Doch das wollen die wenigsten Immobilieninvestoren hören“, so Vermögensverwalter Kummer. Die wenigsten Privatanleger haben REITs und andere Immobilienaktien im Depot. Dabei stellen sie eine gute und günstige Alternative zum Direktinvestment dar. Lohnender Umweg Jetzt noch in Wohnungen oder Büros investieren? Die hohen Preise und Nebenkosten schrecken viele Anleger ab. Aktien von Immobilienunternehmern bieten einen günstigeren Zugang zum Markt – ohne Klumpenrisiko.

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